Tsheque

Konzertkritik: Tsheque in der Kaserne Basel
Bildquelle: 
© Erika Jüsi (Handyfoto)

Text von Erika Jüsi

 

Auf schwarzen Plateauschuhen und im langen Trenchcoat stampft Faty Sy Savanet auf die Bühne. Die Frontfrau von Tshegue mustert die erwartungsvoll herumstehende Menschenmenge, die etwas zu grossen Lücken zwischen dem vorwiegend jungen Publikum. 

 

Es ist tropisch heiss in der Reithalle. (Das Open Air Basel hat seine Hauptbühne in seinem zehnten Jahr in die Reithalle der Kaserne verlegt.) Die Kongolesin Faty stimmt mit ihrer tiefen, vorwärtsdrängenden Stimme «Tshegue» an und die gutgelaunten, und zum Tanzen aufgelegten Festivalbesucher*innen beginnen sich im pulsierenden Rhythmus zu bewegen, lassen sich willig ein auf eine aufregende Reise durch tiefstes Afrika und urbanes Paris. 

 

Am Schlagzeug sitzt, prominent aufgebaut, Nicolas Dacunha, auch Dakou genannt. Er ist das Gegenstück von Faty Sy Savanet, ihr Kreativpartner, ein Gleichgesinnter. Sie haben sich in Paris kennengelernt, dort in der multikulturellen Vorstadt, wo Faty heute lebt und er herkommt, und bald gemerkt, dass sie die gleiche Idee von Musikmachen haben. Zusammen sind sie Tshegue, auch wenn der Name der Band Fatys Übername aus ihrer Kindheit in Kinshasa ist (Tshegue nennt man dort die kleinen Jungs, die sich in den Strassen treffen). Hier auf der Bühne verschmelzen der Kongo und Paris, schwarz und weiss, Tradition und Rebellion. Der Afropunk und Trance. Alles vermischt sich zu einem, wuchtigen, elektrisierenden, körperlichen Erlebnis. 

 

Faty und Dakou werden von zwei Gitarristen und einem zweiten Perkussionisten unterstützt. Der Star auf der Bühne ist aber eindeutig die punkige Kongolesin mit ihrem rhythmischen, rufenden Gesang aus tiefer Kehle. Sie zieht den Trenchcoat aus, sie zieht ihn wieder an, sie zieht ihn halb aus, stolziert mit durchgestreckten Beinen, die Basketballmütze tief im Gesicht. Ihre weissen Shorts unter dem Mantel sind hochgeschnitten das weisse T-Shirt reicht ihr knapp über den Busen Sie moonwalkt seitwärts über die Bühne, rotiert die Hüften, und manchmal, gegen Ende des Konzerts mehr als zu Beginn, verliert sie sich in ihrer Musik und tanzt wie eine Besessene. Das sind die besten Momente, dann wirkt sie, wie sie klingt: stark, selbstbewusst, voll roher Energie und wilder Entschlossenheit. Kaum hat sie das Zenit erreicht, geht aber auch schon wieder das Licht an. Gerade mal acht Songs von ihrem zweijährigen Debütalbum «Survivor» und ihrem neusten Wurf «Telema» haben sie gespielt. Dann ist der Spuk vorbei. 

 

Set List

 

  • Tshegue (Survivor)
  • When you walk (von Survivor)
  • Solola (Telema)
  • M’benga bila (Telema)
  • Telema (Telema)
  • The Wheel (Telema)
  • Survivor (Survivor)
  • Muanapoto (Survivor)

 

Tshegue sind an Dynamik kaum zu überbieten. Musikalisch, rhythmisch und als Live-Act. Die Band ist ein wuchtiges, elektrisierendes, körperliches Erlebnis.

 

Bäckstage Redaktion / Mo, 12. Aug 2019