Starke Babyshambles mit kleinen Schwächen

Konzertkritik: Babyshambles im X-Tra
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Albumcover

Es ist der Moment des Abends, ein kleines Aufatmen nach einer sehr langen Pause zwischen Set und Zugabe. Nachdem sich Pete zuerst in der Leinwand im Hintergrund der Bühne verheddert hatte, stimmte die Band «I Wish» aus der «The Blinding»-EP an und das Publikum wippte im Reggae-Beat mit. Wunderbar, dass sich die Babyshambles auf der aktuellen Tour auch an selten gespielte Songs erinnern. Denn das zeigt, dass die Band mehr kann als nur Indie-Rock zu spielen.

 

Die Zeiten, als Konzerte der Babyshambles gleich am Laufmeter abgesagt wurden, sind natürlich längst vorbei. Heute kommen sie ihren Verpflichtungen nach und so standen sie an diesem Abend im X-Tra - mit zehn Minuten Verspätung - bestens gelaunt auf der Bühne. Bei Sänger Pete Doherty ist ja immer die Frage, wie viel Substanzen er im Körper hat. Zwar wirkte er anfangs noch sehr gefasst, balancierte auf einem Bein auf einer der Monitorboxen und setze wenig später zum Crowdsurfing an. Wobei einige Konzertbesucher schworen, dass sei keine Absicht gewesen, sondern Pete sei einfach von der Bühne gefallen und das rote Getränk in seinem Glas zeige Wirkung. Aber das sei mal dahingestellt. 

 

Cover im Hintergrund als Synonym

 

Musikalisch gibt es wenig zu meckern. Die Band zeigte ihr Können, rotzte einige Indie-Kracher hin und durchbrach diese immer wieder mit ruhigeren Songs. Etwa «Dr. No», inklusive einer Referenz an «Spiel mir das Lied vom Tod». Das war grosse Klasse. Doch leider schafften es die Babyshambles nicht, den Spannungsbogen über den gesamten einstündigen Auftritt hochzuhalten. Im letzten Drittel klang Song für Song sehr ähnlich und man wünschte sich einen Bruch, etwa das brillante «There She Goes» oder ein Libertines-Cover, wie es oft im Set der Tour war. Denn während der ersten Hälfte gönnten sich die Musiker sehr subtile Einschübe. Mal klimperte das Keyboard sehr gezielt oder wurde der Bass intensiver gezupft. Gegen Ende des Set hatte man den Eindruck, dass die Songs hauptsächlich rockig und roh klingen sollten. 

 

Das änderte sich bei der Zugabe. Plötzlich traute sich die Band wieder subtil zu kleckern und die Spannung war erwachte neu. Jetzt hätte das bunte Cover im Hintergrund direkt als Synonym für die Musik stehen können. Mit ausgiebigen Instrumentalparts zelebrierten die Engländer den melodiösen Indie-Rock von der Insel, den zumindest Pete mitgeprägt hat. Und wie zur Bestätigung schrie dieser Pete zum Schluss ein befreites «Fuck forever» in die Runde. 

 

Patrick Holenstein / Mo, 09. Dez 2013