Spiel mir das Lied vom Tod

Konzertkritik: Ennio Morricone in Zürich
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Act News

Text von Thomas Hügli

 

Seit 60 Jahren ist der aus Rom stammende, italienische Starkomponist und Dirigent Ennio Morricone im Geschäft und bereits zu Lebzeiten eine Legende. Für über 500 Filme hat der 88-jährige Oscarpreisträger die Musik komponiert. An diesem Abend im nahezu ausverkauftem Hallenstadion, kam das Publikum in den Genuss, einiger dieser Meisterwerke.

 

Jedes Mal wenn die Sopranistin einen Ton anschlägt, wird mir warm ums Herz und mein Hals ist wie zugeschnürt. Augenwasser sammelt sich unter den Lidern und ich möchte am liebsten losheulen. Ennio Morricone weiss wo die Emotionen sitzen. Die Filmmusik zu Sergio Leones «Spiel mir das Lied vom Tod» ist unvergesslich und herzzereissend. Gänsehaut spriesst am ganzen Körper, ich komme mir vor wie auf einer Achterbahn der Gefühle.

 

Der Meister mit 200-köpfigem Orchester 

 

Bekannt ist Enio Morricones Filmmusik vor allem aus mehr als 30 Italo-Western. Das Genre war in den 70er- und 80er-Jahren sehr populär. Mit seiner Musik war Morricone stilbildend. Seine Kreativität fruchtete zu neuen Innovationen und hauchte den symphonisch orchestrierten Westernstreifen aus Hollywood neues Leben ein. Seine Kompositionen formten eine emotionale, spannungsgeladene Atmosphäre, die einige Filme zu grossem Erfolg führte. Aber auch in jüngster Zeit zeigt der Altmeister sein Können. Für Quentin Tarantinos «The Hateful Eight» aus dem Jahr 2016 wurde er mit dem Oscar für die beste Filmmusik ausgezeichnet.

 

Das 200-köpfige Orchester im Hallenstadion ist perfekt synchronisiert und mit höchster Präzision in der Ausführung. Allein 100 Leute zählt der Chor, der über dem Orchester platziert ist und bei dessen Einsatz die Musik in noch höhere Dimensionen vorzudringen scheint. Immer wieder faszinieren Solisten jeder Instrumentenzugehörigkeit mit ihrem Spiel und ergänzen das ohnehin schon monumentale anmutende Konzert zu einem würdigen Gesamtkunstwerk.

 

«Filmmusik kann manchmal anstrengend sein», dachte ich mir im Voraus. An Ennio Morricones Konzert war das «fast» gänzlich auszuschliessen. Es gab Momente in denen es hilfreich gewesen wäre, die Szene des Films zu sehen, denn die wenigsten Streifen waren mir bekannt. Die Show als Ganzes war jedoch ein überragendes Stück Musik- und Filmgeschichte. Als Ennio Morricone nach der dritten Zugabe die Bühne begleitet von stehendem Applaus verlässt, denke ich mir, dass ich diesen grossartigen Musikmenschen vielleicht nie mehr live sehen werde und gerade an einer bedeutenden Veranstaltung teilhaben konnte.

 

«Ennio Morricone ist 88 Jahre alt und ihm gelang es im Hallenstadion mühelos, Emotionen zu wecken. Gut, das 200-köpfige Orchester war ihm schon eine Hilfe, aber gemeinsam haben sie cineastische Evergreens auf die Bühne gebracht.  

 

Bäckstage Redaktion / Mo, 06. Mär 2017