Nena liess die wilden 80er wieder aufleben

Konzertkritik: NENA @ Live At Sunset
NENA
Bildquelle: 
www.nena.de

Vergangenen Mittwoch hatte das Live at Sunset Festival eine Premiere zu feiern. Erstmals trat die Queen der Neuen Deutschen Welle im Rahmen des noch bis Sonntag andauernden Musik-Festivals auf der Dolder Eisbahn auf. Nicht nur ihr neues Album «Du bist gut», sondern auch jede Menge Liebe hatte die 53-Jährige mit im Gepäck.

 

«Das ist nicht alles», sang Nena, beim Betreten der Bühne. Und ja, liebe Nena, so war es. Auch wenn das Konzert nicht ausverkauft war, tat das der Stimmung keinerlei Abbruch. Nena holte kurzerhand das Publikum direkt vor die Bühne. Nicht «Nur geträumt», sondern Nena hautnah. Gegen soviel Charme und geballte Fan-Power waren auch die Platzzuweiser machtlos.

 

 Besser geht’s nicht

 

So kometenhaft wie ihr Aufstieg in den 80ern, war auch das von Nena gewählte Outfit – ganz in Silber: silberne Skinny Jeans in Schlangenlederoptik, silberne Bluse, silberne Jacke und schwarze zerlöcherte Chucks, die wohl schon so manches Konzert miterlebt hatten. «Besser geht’s nicht», sang Nena vor zum Träumen einladender Kulisse. Nicht nur ein Song, sondern auch ein Statement, das man der Sängerin ohne Zweifel abnahm und das von ihrer zwölfköpfigen Band nur noch bestärkt wurde. So schien es auch niemanden weiter zu stören, dass Petrus mit Regenwolken grüsste.

 

Ihre Stimme ist auch nach über 30 Jahren Bühnenpräsenz noch immer unverkennbar, lediglich die Lieder haben sich dem musikalischen Trend elektronischer Einflüsse über die Jahre hinweg angepasst. Geschadet hat es keinesfalls, sondern Songs wie «Leuchtturm» oder «Willst du mit gehn» besitzen noch mehr Drive.

 

 Humor und gute Laune

 

Beim Lied «Liebe ist» stellte Nena dem Publikum ihren Sohn Sakias, der als Background in der Band mitwirkt, vor. Auch Tochter Larissa ist Teil der Band, sie konnte jedoch nicht mit dabei sein, da sie hochschwanger sei, wie Nena erklärte. Durch und durch charismatisch präsentierte sich Gabriele Kerner, wie Nena mit gebürtigem Namen heisst.

 

Mit Humor, guter Laune und der Fähigkeit auch einfach mal über sich selbst lachen zu können, kommt man besser durchs Leben. Dass dies funktioniert, bewies Nena. «Ich dachte, wir sind woanders», lachte Nena, als sie plötzlich nicht mehr sicher war, in welchem Teil ihrer Performance sie sich befand. Etwas erstaunt war auch das Publikum, als Nena nach nur wenigen Zeilen «Wunder gescheh’n» freudestrahlend unterbrach, um dem Publikum mitzuteilen «Noch was, das Lied hab’ ich in der Schweiz aufgenommen».

 

 Wie eine gute Flasche Wein

 

«99 Luftballons», mit dem sie 1984 den internationalen Durchbruch schaffte, komplettierte ihre Setliste und lud die Zuhörer abermals zum Mitsingen und Mittänzeln ein, während Luftballons mit der Aufschrift LOVE übers Publikum hinweg flogen. «Ich mach was, was ich nicht kann. Für die, die schon gehen: Tschüss», meinte NENA lachend, als sie für die lautstark geforderte Zugabe die Bühne abermals betrat. Dann setzte sie sich an den Flügel und begann ihre erste Zugabe «Du kennst die Liebe nicht» anzustimmen.

 

Dass Familienmensch Nena ein Herz für Kinder hat, ist bekannt, so war es auch nicht weiter erstaunlich, dass sie beim letzten Song die anwesenden Kinder zu sich auf die Bühne holte. Fragwürdig war viel mehr die Tatsache, dass überhaupt Kinder anwesend waren. Nach genau zwei Stunden, gefüllt mit sämtlichen NENA-Hits, die mit einem sing- und tanzfreudigen Publikum ihren Höhepunkt fanden, ging ein fantastischer Konzertabend zu Ende. Zweifelsohne: Mit Nena ist es definitiv wie mit einer guten Flasche Wein – je älter, desto besser.

Dominique Rais / Do, 18. Jul 2013