Mit The Rasmus in die Zeitmaschine

Konzertkritik: The Rasmus im Kofmehl
Bildquelle: 
Stagetime.ch / © Christoph Gurtner

«Solothurrrrrn!», brüllt The Rasmus-Bassist Eero mit kriegerischer Pose, und Solothurn jubelt. Solothurn könne auch der Name einer Metalband sein, findet er, und mit seinem finnischen Akzent ausgesprochen hat er durchaus recht. Es ist nur einer von vielen unterhaltsamen Momenten an diesem Abend. Die Fans – vorwiegend weiblich – sind in Scharen in die Kulturfabrik Kofmehl geströmt, um ihre Idole von einst live zu sehen. Zumindest die meisten dürften vor allem aus nostalgischen Gründen dort gewesen sein. Die Band weiss das ganz genau und so besteht das Set auch hauptsächlich aus älteren Songs. Ganze sieben Stücke aus dem Erfolgsalbum «Dead Letters» finden sich auf der Setlist wieder. Es ist die Scheibe, auf der sich Hits wie «Guilty», «In my Life» und natürlich «In the Shadows» befinden.

 

15 Jahre sind seit dem Megahit schon vergangen. Die Bandgründung selbst liegt noch länger zurück, seit den 90er-Jahren spielt The Rasmus in der selben Besetzung. Und nach der Erfolgszeit von «In the Shadows» war keinesfalls Schluss, auch wenn sie sich danach etwas unter dem Radar bewegt haben. Folglich sind am Konzert auch Zuschauer jeglicher Altersgruppen vertreten. Teenies feiern die Pop-Rock-Hymnen genauso wie Mittzwanziger, 30- und 50-Jährige. 

 

Tatsächlich ist die Stimmung im Kofmehl besser als an so manch anderem Konzert. Das Publikum ist erstaunlich gesangsfest und hüpft auch gerne mal einen ganzen Song durch. Auch über die Leistung der Band kann man nicht meckern – die musikalische und gesangliche Qualität ist gut, wenn auch nicht mehr. Sänger Lauri muss einige Pausen machen, um seine Stimme zu schonen. So ist es denn eben auch vorwiegend Bassist Eero, der das Publikum zwischen den Songs unterhält. Das macht er aber gut. 

 

Gitarrist Pauli ist es dann wiederum, der plötzlich solo auf der Bühne steht und für seine Bandkollegen (inklusive vorangehender Liebeserklärung) eine Akustikversion von «Zombie» gibt, während der Rest der Band zwischen Fans auf der Galerie auftaucht. Es bleibt bei der Akustik, allerdings wieder mit der ganzen Band, was übrigens mindestens so gut klingt wie die stromigeren Sachen. Und auch Lauri darf dann ab und zu die Gitarre umschnallen und zeigen, dass er ein paar Akkorde beherrscht. Alles in allem zeigt The Rasmus eine sehr solide Show, die – Gottseidank – viele alte Hits beinhaltet, aber auch Raum für die neuen, ganz anderen Songs bietet, die ebenfalls erstaunlich gut beim Publikum ankommen. Das Schönste aber am ganzen: The Rasmus scheinen auch nach so vielen Jahren und in der gleichen Besetzung wahnsinnig viel Spass zu haben an dem, was sie tun.

 

Die Stimmung war im Übrigen nicht erst bei The Rasmus so gut, sondern auch schon bei deren Support-Bands. Nachdem ich es leider noch nicht zur Show der italienischen Band Overlaps schaffte, erlebte ich immerhin den ganzen Auftritt von The Shiver – ebenfalls aus Italien. Zu Beginn war der Gesang etwas wacklig, wurde aber von Song zu Song besser, und die Band sorgte schon bald für ein Publikum ausser Rand und Band. Von dieser Band könnte man in Zukunft eventuell noch mehr hören. 

 

Ein Abend voller Nostalgie – die Hits von The Rasmus liessen das Publikum zurück in ihre Teenager-Jahre reisen. Ein wirklick gelungenes Konzert für Band und Publikum.

* Titelbild: mit freundlcher Genehmigung von Christoph Gurtner / stagetime.ch

 

Seraina Schöpfer / Fr, 12. Okt 2018