Britpop-Prediger Noel Gallagher höchstpersönlich lud am letzten Montagabend seine Scharen von Jünger und Jüngerinnen ins Zürcher X-Tra zur Messe ein. Trotz saftigen Eintrittspreisen im Hallenstadion-Segment war das Konzert bereits mehrere Tage im Voraus restlos ausverkauft. 

Wenn Noel Gallagher ruft, sind sie eben alle da: die notorischen Oasis-Fans, die neuen Noel Gallagher-Folger, Britpop-Nachtrauernde, Musikliebhaber und die örtliche Presse. Das X-Tra platzte bereits eine Stunde vor Konzertbeginn aus allen Nähten, für ein Bier musste man teilweise gut mehrere Minuten anstehen oder sich, Ellenbogen voraus, durchstossen. 

«Everybody’s on the Run» eröffnet wie vor vier Jahren, beim ersten Solo-Konzert von Gallagher in Zürich, den Konzertabend. Schon die ersten Klänge des Songs lassen ein Gefühl von Grösse verspüren. Die Songs von Liederschreiber Gallagher passen musikalisch zwar in einen Club, gemacht sind sie aber eher für Stadien oder Festivals. Frenetisch mitgesungen wird aber auch drinnen, die anwesende Zuhörerschaft erwies sich über weite Strecken als ziemlich textsicher. 

Bilder: Patrick Holenstein

Bereits das fünfte Lied ist ein Oasis-Cover («Talk Tonight»), auf welches noch weitere folgen würden. Insgesamt beträgt die Balance zwischen Songs von Oasis und Noel Gallaghers Solosachen genau 10:10. Natürlich muss erwähnt werden, dass Noel die meisten, wenn nicht gar fast alle Oasis-Stücke selber geschrieben hat. Trotzdem ein eher ungewöhnliches Verhältnis, für einen, der doch eher aus dem Schatten seiner ehemaligen Band treten will (auch wenn der Erfolg seines Debütalbums, laut ihm, eher ungewollt gekommen sei). Eine Diskrepanz ist dennoch hörbar: an die oft filigranen Details und geschickt instrumentierten neuen Songs kommen die Lieder der Oase-Gruppierung nicht ganz ran. Der Zuhörerschaft ists egal: jeder Hit wird frenetisch applaudiert und besungen. 

Ein Höhepunkt (unter mehreren natürlich) muss man besonders hervorheben: «Champagne Supernova», der versteckte Überhit aus dem Kultalbum «What’s The Story (Morning Glory)» von Oasis, oft vergessen gegangen hinter «Wonderwall» und «Don’t Look Back In Anger», mochte die Meute gänzlich von den Füssen zu reissen. Wahrscheinlich ein kathartischer Moment für alle.  

In den Medien konnte man aktuell sogar noch erfahren, dass Noel Gallagher sein drittes Album «bereits zur Hälfte fertig geschrieben» habe. Na dann, Zürich ist jederzeit bereit für Sie, Mr. Gallagher!

Wenn Noel Gallagher ruft, kommen die Oasis-Fan und zelebrieren sowohl die Geister der Vergangenheit als auch die Gegenwart einer Britpop-Legende.