Jovanotti live: Wie kann ich dich nicht zelebrieren, Leben?

Konzert-Kritik: Jovanotti im Hallenstadion
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© Marcel Kaul / kaulphotographs.com

Ein riesengrosser Saal mit eleganten Kronleuchter, vielen Menschen und lauten Stimmen. Es ist nicht das Esszimmer einer italienischen Grossfamilie, sondern das Konzert von Lorenzo Jovanotti im Hallenstadion Zürich.

 

Romantisch, witzig und vor allem energetisch. Jovanotti springt auf der Bühne im Hallenstadion, die, die Form eines T’s hat, von der einen Kante zur anderen. Der 52-jährige, Rapper, Sänger und Musiker ist ready für eine Konzertnacht voller Überraschungen und vor allem ready, um das Leben zu zelebrieren. «Oh, vita!» ist nicht nur der Name seines letzten Albums aus dem Jahr 2017 und auch nicht nur der Name einer seiner Singles. Es ist das Gefühl, das er seinen Fans am Konzert, im Hallenstadion übermittelt.

 

Das Publikum ist warm, «penso positivo», «serenata rap», «piove», alles Lieder aus dem Studioalbum «Lorenzo 94» vom Jahr 1994. Da war sein Publikum zwischen 20 und 30 Jahren jung. Jetzt im Hallenstadion Zürich am 21. Juni 2018, sind die Besucher wieder genau so jung, wie im Jahr 1994, sie fühlen sich so, sie wirken so. Wie ihr Idol Jovanotti «giovane» , jung frisch und voller Lebensfreude.

 

Kleine und grosse Fans 

 

Jovanottis feuriges Temperament springt hinüber zu seinem Publikum, das ihn wahrscheinlich schon seit 30 Jahren feiert. Vor genau 30 Jahren erreichte Jovanotti nämlich dreimal die Spitze der Single-Charts in Italien, damals im Jahr 1988, wo alles begann.

 

Die Menge tobt, nach einer Weile fragt Jovanotti nach dem Wohlfühlen Befinden? einer seiner Fans im Golden Circle direkt bei der Bühne. Auf den Schultern des angesprochenen Fans, sitzt schon seit Beginn des Konzertes seine Tochter. Jovanotti will wissen ob es ihr erstes Konzert sei, ihre Antwort lautet: «Nein, dein letztes Konzert war mein erstes.» Sie ist nicht die einzige Tochter von Jovanottis grössten Fans, alle wollen ihren Kindern Jovanotti vorstellen. Vielleicht liegt es an seiner kollegialen Art. Singen, tanzen, toben, Klavier spielen und mit der Gitarre musizieren ist längst nicht genug. Ein halbes Jahrhundert alt, aber eine Ausdauer wie ein Kleinkind. 

 

Exotischer Flow, emotionale Texte, abgefahrene Moves 

 

Jovanotti steht auf der Bühne, die sich langsam anhebt und zu drehen beginnt. Die Bühne bildet eine Art Steg zu einer anderen, kleineren Bühne inmitten des Publikums. DJ Jovanotti, wie damals im Jahr 1980, als Jovanottis Bruder ihn als DJ vorstellte und Jovanotti bei Radio Foxes seine Karriere als DJ startete. Eigene Lieder, Reaggeton, Rock, Pop bis hin zu klassischer Musik. Auf der kleinen Bühne steht ein Mischpult, genau dahinter platziert sich Jovanotti und lässt sein Publikum tanzen.

 

«Oh, vita!» und wie es zelebriert wird, das Leben. Jovanotti steigt von der kleinen Bühne runter und läuft quer durch das Stehplatz-Publikum. Er ist eben ein Kumpeltyp. Der Himmel ohne Sterne, Sommer ohne Sonne, ein Jovanotti Konzert ohne «l’ombelico dell mondo», niemals. Es wird getobt, getanzt, geschrien, geschwitzt. Für einen Moment lang fühlt man sich wie am brasilianischen Carneval.

 

«Jovanotti live 2018», eine Mischung aus exotischem Flow, emotionalen Texten und abgefahrenen Moves.

 

Schlechte Laune? Dann gönn dir ein Jovanotti-Konzert, du vergisst all deine Sorgen, Probleme, deinen Namen, alles. Grossartig, irre. Ein eher reiferes Publikum, voller Energie. Jovanotti, ein Kollege von Nebenan, aber trotzdem ein riesen Idol. Grandios, immer wieder gern!

 

Titelbild: Mit freundlicher Genehmigung von Marcel Kaul / kaulphotographs.com

 

Valeria Piediscalzi / So, 24. Jun 2018