Die Kings of Leon und ihr Ruf

Konzertkritik: Kings of Leon in Zürich
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© Sandra Rohrer

Lange waren die Kings of Leon ein Insider-Phänomen, schafften dann aber mit «Sex On Fire» und spätestens «Use Somebody» den kommerziellen Durchbruch. Plötzlich waren die Hallen voll und die Erwartungen hoch. Immer wieder hört man allerdings aus dem Umfeld von Musikschaffenden und von Konzertbesuchern, dass die Band live nicht so der Hit sei. Aber wir hören nicht auf Gerüchte und überzeugten uns doch lieber selbst. Lokaltermin im Hallenstadion und die Kings of Leon standen auf der Bühne. 

 

Angefangen hat alles in schwarz. Drei Songs spielten die vier Followills (drei Brüder sowie ein Cousin) aus Tennessee nur dezent von unten beleuchtet und in viel Nebel gehüllt. Effektiv war die Inszenierung durch die einfacher Idee durchaus. Schon früh hauten die Kings of Leon richtig gute Songs wie «The Bucket» oder «Fans» raus und zeigten so, dass sie sich bei Konzerten nicht auf den neueren Hits ausruhen. Fan-Service für jene, die die Band schon lange begleiten. 

 

Fotos: © Sandra Rohrer

 

Nach ungefähr der Hälfte des Sets senkte sich ein Vorhang und Caleb Followill trat ins Rampenlicht. Er spielte zwei Songs völlig alleine. Die Menschen im gut gefüllten, wenn auch nicht ausverkauften Hallenstadion jubelten ihm zu, liessen sich vom Moment anstecken. Dann kehrte der Rest der Band zurück. Die Bühne war mit 4 Screens und einer sauber abgestimmten Lichtshow geschickt komponiert und auf die Show ausgerichtet. Sehr professionell. Aber die Schwächen der Kings of Leon vermochte sie doch nicht ganz zu überdecken. Man hatte das Gefühl, einer unpersönlichen, lustlos heruntergespulten Rockshow zuzuschauen. Bei einer kurzen Befragung nach der Show war der Tenor eher enttäuschend, weil die Interaktivität weitgehend fehlte, da die Musiker während des ganzen Konzertes kein Wort gesprochen hätten. 

 

Diese als Distanz interpretierte Zurückhaltung wird bei den Kings of Leon gerne bemängelt. Daran schwächelte auch das ansonsten durchaus gelungene Zürcher Konzert. Die Gitarren waren da, Hits haben die Kings of Leon genug, aber auch im Jahr 2017 muss sich der zahlende Besucher angesprochen fühlen. Jene Interaktion, die oft das sprichwörtliche Pünktchen auf das I setzt, steuert viel zu einem unvergesslichen Konzert bei. Da nützt auch ein «Sex of Fire», das so richtig zündet, leider nicht mehr viel. Hier liegt die grosse Kunst, ein Konzert mit Emotionen zu füllen. Aber die Kings of Leon können beruhigt sein, daran sind in der gleichen Halle schon andere gescheitert. 

 

Die vier Followills waren noch nie als Plaudertaschen auf der Bühne bekannt, das kann den Gesamteindruck halt etwas schmälern. Im Fall der Kings of Leon hat sich in Zürich der eher durchzogene Live-Ruf der Band bestätigt. 

 

Bäckstage Redaktion / Fr, 02. Jun 2017