«Graveyard» passt eben irgendwie doch

Konzertkritik: Graveyard im Dynamo
Bildquelle: 
Facebook: Graveyard

Ob die vier Schweden von Graveyard unmotiviert waren, oder einfach nur sehr introvertiert, liess sich am 10. November im Zürcher Dynamo nicht genau sagen. Jedenfalls wollte – besonders im Vergleich mit dem Support Imperial State Electric – irgendwie keine allzu gute Stimmung aufkommen. Was sehr schade ist, denn an Qualität und Musikalität ist absolut nichts auszusetzen gewesen, im Gegenteil. Die Musiker beherrschen ihre Stimmen und Instrumente sehr gut, und der Sound war angenehm abgemischt.

 

Stilistisch bewegen sich Graveyard zwischen Melancholie und Kraft, zwischen Blues, Rock n‘ Roll und Stonerrock, und da war irgendwo eine Portion Doom, die sich immer wieder durch das Set schlich. Aber aus der durchaus guten Stimme des Frontmanns liesse sich noch sehr viel mehr rausholen – zum Beispiel Melodien, die einem bleiben. Denn das fehlte Graveyard. 

 

Zudem sprachen die Männer bis auf ein einziges «Thank you» bis zum Schluss kein Wort, und Spielfreude war nirgends sichtbar. Wäre ich mit der Band an einem Lagerfeuer gesessen und hätte da eine musikalische Session genossen – ich wäre ihnen an den Lippen und Gitarren gehangen. Aber in einem vollen Raum, in dem auch keine optischen Reize geboten werden, abgesehen von den Scheinwerfern, die einem permanent ungeschickt ins Gesicht blendeten, konnte einem schon fast langweilig werden. Es sei denn, man lebt diese Art von Musik voll und ganz, oder ist einer der Verursacher des schon beim ersten Song aufkommenden, nicht ganz so dezenten Gras-Geruchs.

 

Und genau da kommt eben die Frage auf: Introvertiert (für eine komplette Band nicht ideal) oder unmotiviert (noch schlimmer)?

 

Der Lichtblick war einmal mehr die Vorband. Imperial State Electric (ebenfalls aus Schweden) hatten sichtlich Spass, und transportierten diesen auch ins Publikum. Bemerkenswert war, dass nicht nur der Leadsänger, sondern auch der Gitarrist und insbesondere der Bassist super Stimmen hatten, und diese auch in ganzen Songs zeigen durften. Und schliesslich singt wohl niemand so frisch-fröhlich-melodisch «goddamn» wie Imperial State Electric. Dazu wunderbare Instrumental-Parts, die fast noch besser waren als der Gesang. 

 

Meinetwegen hätte die Running Order des Abends gerne umgekehrt sein könnnen.

 

Der Abend zeigte, dass nur musikalische Qualität bei einem Konzert eben doch nicht ausreicht. Leider ist der Funke, der bei der Vorband Imperial State Electric übergesprungen ist, beim Hauptact Graveyard wieder erloschen. 

Seraina Schöpfer / Mi, 11. Nov 2015