Trotz Warteschlangen und einem Todesfall ein voller Erfolg

Festivalbericht: m4music
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m4music

Bereits zum 17. Mal fand das m4music am vergangenen Wochenende in Lausanne und Zürich statt. Am Donnerstag fiel der Startschuss für das Festival mit einem Showcase in Lausanne, welches in den Studios des RTS stattfand und im Radio übertragen wurde. Bei diesen Auftritten in der Westschweiz konnten die letztjährigen Gewinner der Demotape Clinic ihr Können zeigen. Gleich danach spielte das britische Duo Blood Red Shoes rund um Laura-Mary Carter und Steven Ansell. Trotz dem wilden Sound war das Publikum sehr verhalten und vor der Bühne gab es genügend Platz. Dass Konzerte der beiden vom Publikum her auch anders ablaufen können, wird tags darauf das Konzert in Zürich zeigen - dazu kommen wir jedoch später!

 

Am Freitag verlegte sich das Geschehen nach Zürich rund um den Schiffbau. Mit der neuen Showcase Stage vor dem Schiffbau wurde in diesem Jahr zum ersten Mal eine Openair-Bühne aufgestellt und dadurch wurde am m4music nicht nur der Startschuss in die Festivalsaison gegeben, sondern auch noch gleich in die Openairsaison. Natürlich wurden, wie es sich bei einem Openair gehört, auch ToiToi-Toiletten aufgestellt. Aber das m4music unterscheidet sich grundlegend von den grösseren Schweizer Openair Festivals. Zahlreiche Sponsoring Zelte sucht man hier glücklicherweise vergebens und auch der Initiant des Festivals, die grösste Schweizer Detailhändlerin, hält sich sehr dezent im Hintergrund. Denn an diesem Festival dreht sich alles um Musik!

 

We Are Scientists

 

Während auch am Freitag tagsüber zahlreiche Konferenzen stattfanden, spielten am Abend als erstes Highlight We Are Scientists. Obwohl das m4music eher ein Entdeckerfestival ist und die Forscher ihre grossen Erfolge vor fast zehn Jahren feierten, passten die New Yorker sehr gut ins Line-up und sorgten gleich zu Beginn für ein stimmungsvolles Konzert. Gleichzeitig rappte der Österreicher Left Boy in der grossen Halle im Schiffbau. Wenn man sich im Publikum umschaute, wurde schnell klar, dass sein Zielpublikum eher die jüngere Generation ist. 

 

Die Blood Red Shoes hatten an diesem Abend den zweiten Auftritt am m4music. Schon bei den ersten Klängen wurde klar, dass dieses Konzert um einiges wilder werden sollte als jenes am Vortag in Lausanne. In den ersten Reihen wurde fast während dem ganzen Auftritt gemosht und nicht wenige waren mit Bier überströmt. Sängerin und Gitarristin Laura-Mary Carter sagte dann auch: «I think it’s the first time, the crowd is louder than my guitar!».

 

Left Boy

 

Als Abschlussband des Abends spielten WhoMadeWho ihr erstes Konzert der anstehenden Europatournee. Am frühen Abend haben wir die Band zum Interview getroffen und der Sänger Jeppe Kjellberg hat uns erzählt, dass ihr Schlagzeuger Thomas Barfod soeben erfahren hat, dass sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hat. Im Verlaufe des Abends haben wir auch erfahren, dass er zwischenzeitlich den Folgen des Infarkts erlegen ist. Eine Absage des Auftritts wäre also durchaus verständlich gewesen, aber trotz den Umständen haben WhoMadeWho ihren Auftritt durchgeführt, jedoch ohne ihren Drummer - die Percussionen haben die beiden Sänger und Musiker übernommen und spielten sich dabei vom Publikum sehr viel Respekt ein. 

 

Das m4music eignet sich aufgrund der Nähe der jeweiligen Bühnen sehr gut für Konzerthopping und man kann sich von Konzerthalle zu Konzerthalle treiben lassen und dadurch neue Bands entdecken. Sehr viele Festivalbesucher machten dies auch, weshalb im Foyer, das die verschiedenen Konzertlocations verbindet, jeweils reger Betrieb herrschte. 

 

Broken Bells

 

Dem Konzerthopping machte jedoch am Samstag der Auftritt des Festivalheadliners Broken Bells einen Strich durch die Rechnung. Denn wer sie sehen wollte, musste früh genug in der Halle sein, um das Konzert der Produzentenlegende Danger Mouse und The-Shins-Sänger James Mercer nicht zu verpassen. Vielen blieb der Genuss dieser Show verwehrt. Die Broken Bells haben zahlreiche Songs von ihrem Debüt, wie auch aus ihrem Zweitling «After the Disco» gespielt und konnten die Zuschauer völlig in ihren Bann ziehen. Auch wenn das neue Album «After the Disco» heisst, sollte das nicht heissen, dass die Party danach schon vorbei war. Denn mit Bonaparte kam noch ein weiterer Act auf die Hauptbühne. Das rund neunköpfige Kollektiv um den Berner Tobias ist bekannt für eine Freakshow auf der Bühne. Jedoch nahmen sie sich mit der ausgelassenen Show dieses Mal etwas zurück und aussergewöhnliche Kostüme der Bandmitglieder tauchten eher dezent auf. Dies tat jedoch der Stimmung keinen Abbruch und bei diesem Konzert kam man bereits in den Genuss von insgesamt sieben neuen Songs vom Ende Mai erscheinenden Album. Im Anschluss wurde noch bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert in den verschiedenen Locations des Festivals. 

 

Das m4music Festival bewies auch in diesem Jahr, dass es DER Treffpunkt in der Schweizer Musikszene ist. Sowohl für Musikschaffende als auch für Musikinteressierte. An keinem anderen Schweizer Festival sind so viele Branchenvertreter vor Ort wie hier und es bietet somit eine ideale Networking-Plattform. Wir freuen uns bereits auf die 18. Durchführung im nächsten Jahr!

 

Alle Bilder: © m4music

Hansjürg Stämpfli / Mo, 31. Mär 2014