Zeitgeiststörung

Movie-Kritik: Paranoia
Bildquelle: 
Rialto Film

Adam Cassidy (Liam Hemsworth, «Die Tribute von Panem»), ein junger Entwickler bei einem New Yorker Softwarekonzern, ist fest entschlossen, dem ärmlichen Schicksal seines kranken Vaters (Richard Dreyfuss, «Der weisse Hai») zu entgehen. In seiner blinden Ignoranz legt er sich sogar mit Nicolas Wyatt, dem Besitzer der Firma an (Gary Oldman, «The Dark Knight»). Doch statt ihn mit Arbeitslosigkeit zu knechten, schlachtetet Wyatt lieber den Ehrgeiz des Jungspunds aus und entsendet ihn für die «Mission Spion» zur Konkurrenz. Nur kurz darauf erwacht Adam mitten im erbitterten Machtkampf zweier Wirtschaftsgiganten, bei dem die Zukunft der Mobiltelefonie auf dem Spiel und sein eigenes Leben auf der Kippe steht …

 

Bild 1: Die Altstars Ford und Oldman treffen im Film aufeinander. / Bild 2: Ebenfalls dabei sind Jungschauspieler wie Liam Hemsworth oder Amber Heard. (Mit Maus über Bild fahren) 

 

«Paranoia» hätte einer der genialsten Filme des Jahres werden können. Mit dem vielschichtigen Roman von Joseph Finder als Grundlage, prämierten Akteuren wie Oldman, Ford oder Dreyfuss in Bestform und dem mitreissenden Soundtrack von Junkie XL wären eigentlich alle Elemente gegeben gewesen. Selbst für Nebenrollen wurden bekannte Gesichter wie «LOST»-Schnurri Josh Holloway oder Nip/Tuck-Bösian Julian McMahon verpflichtet. Dennoch resultierte dabei kein pulsierender Hightech-Triller, sondern viel eher ein zahnspangiger Teenieflirt mit wenig Biss. Das solide aber sträflich mittelmässige Ergebnis muss Regisseur Robert Luketic zugeschrieben werden, der bislang auf seichte Schmonzetten abonniert war und nun offenbar mit aller Macht und wenig Mut das Genre wechseln will. 

 

Bild 1: Adam bespricht beim Schachspiel mit Boss Wyatt den nächsten Schritt, der ihn (Bild 2) direkt zur Konkurrenz führt. 

 

Leider hat Luketic die Geschichte weitgehend glatt gebürstet und den Film als Karriere-Schub für den Hauptdarsteller missbraucht, der wohl nur aufgrund seines überragenden Bruders, «Thor»-Darsteller Chris Hemsworth, einen Fuss ins Business bekommen hat. Doch Liam taugt mit seinem Teddybär-Gesicht und dem Charisma einer alten Stricksocke höchstens zum nächsten Paul Walker, genauso wie Amber Heard nicht mehr wie eine sexy Ausrede für die Absenz von «Die Hard»-Schätzchen Mary Elisabeth Winstead ist. Die Rechnung könnte dennoch aufgehen. Erfahrenere Zuschauer freuen sich allein schon über das Wiedersehen mit ihren gealterten Helden, während jüngere Semester - durchs generationstypische Aufmerksamkeitsdefizit geschädigt - von der sehr kontemporären Aufmachung geblendet sein dürften.

 

  • Paranoia – Riskantes Spiel (USA, Frankreich 2013)
  • Regie: Robert Luketic
  • Darsteller: Liam Hemsworth, Gary Oldman, Harrison Ford, Richard Dreyfuss, Amber Heard, Josh Holloway
  • Budget: ca. 35 Mio USD
  • Dauer: 115 min
  • Deutschschweizer Kinostart: 19. September 2013

 

Mike Mateescu / Di, 17. Sep 2013