Der Fluch ewiger Jugend

Movie-Kritik: The Age of Adeline
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In einer verschneiten Nacht im Februar 1935 kommt die 29-jährige Adaline Bowman (Blake Lively, «Gossip Girl», «Green Lantern») mit ihrem Auto von der Strasse ab und landet im Wasser. Sie überlebt den Unfall beinahe unversehrt, aber das Erstaunlichste am Ganzen ist, dass sie ab diesem Moment aufhört zu altern. Für Adaline hat dieser Umstand keineswegs nur Vorteile. Um nicht als Versuchskaninchen des FBI zu enden, oder sich den Fragen neugieriger Bekannter auszusetzen, ist sie fortan gezwungen ein Leben auf der Flucht zu führen. Acht Jahrzehnte und unzählige Umzüge und Identitäten später lebt sie als Jenny Larson in San Francisco und arbeitet als Bibliothekarin. Ein einsames und zurückgezogenes Leben ist der Tribut, den sie zahlen muss, um ihr Geheimnis zu wahren. Niemand ausser ihrer Tochter Flemming (Ellen Burstyn, «Interstellar», «Requiem For A Dream») weiss davon. Als sie wieder einmal kurz vor einem Umzug steht, lernt sie den charismatischen Ellis Jones (Michiel Huisman, «Game of Thrones») kennen. Der ist so begeistert von der geheimnisvollen jungen Frau, dass er alle ihre Versuche, ihn von sich fernzuhalten, ignoriert. Schliesslich muss sich Adaline eingestehen, dass sie mehr für ihn empfindet, als ihr lieb ist und akzeptiert seine Avancen. Bis ein Wochenende bei seinen Eltern ihr langgehütetes Geheimnis zu lüften droht. Denn Ellis‘ Vater William (Harrison Ford, «Indiana Jones»-Reihe, «Blade Runner») erkennt in der hübschen Freundin seines Sohnes das genaue Ebenbild seiner grossen Liebe aus Studientagen.

 

 

Unsterblichkeit und ewige Jugend sind Themen, die die Menschheit schon immer bewegt haben und deshalb in der Literatur- und Filmgeschichte immer wieder aufgegriffen wurden. Die Faszination, die von den Figuren ausgeht, die den Gesetzen der Zeit nicht unterworfen sind – ob Faust, Dorian Gray oder Benjamin Button –, ist bis heute ungebrochen. Dass der Wunsch des Menschen nach Unvergänglichkeit aber immer einen hohen Preis hat, zeigt das tragische Schicksal der literarischen Figuren immer wieder. Auch für Adaline ist die Alterslosigkeit mehr Fluch als Segen, muss sie sich doch immer wieder neu erfinden, um nicht aus der Reihe zu tanzen. Beziehungen sind unmöglich und so kann sich keine Beständigkeit in ihrem Leben einstellen. Doch was wären Märchen, wenn das Unerwartete nicht doch plötzlich eintreffen wür-de.

 

Zugegeben der pseudo-wissenschaftliche Kommentar des Off-Erzählers, der Adalines Zustand ins rechte Licht zu rücken versucht, vermag nicht einmal im Kontext eines Märchens zu überzeugen. Befremdlich wirkt auch der Schluss, der zu erzwungen und abrupt erscheint, weil versucht wird mögliche Konflikte durch blosses Weglassen zu umgehen. Doch dazwischen entwickelt sich die bezaubernde, märchenhafte Geschichte einer Frau, deren Zeitlosigkeit sich facettenreich vor den Augen der Zuschauer entfaltet. 

 

 

Regisseur Lee Toland Krieger («The Vicious Kind», «Celeste & Jesse Forever») fängt das Lebensgefühl der unterschiedlichen Epochen gekonnt und mit viel Liebe zum Detail ein. Ob Ausstattung, Kostüme oder Haar und Make-up, Adaline gehört immer in die Zeit, die die Rückblenden aufleben lassen.

 

Adalines überzeugende Wandelbarkeit ist aber vor allem auch der gut gewählten Besetzung zu verdanken. Blake Lively versteht es, der Figur Wärme und Sympathie zu verleihen, ohne ihre geheimnisvolle Aura zu durchbrechen. Die zurückhaltende, jedoch nuancierte Spielweise trägt viel dazu bei, dass Adaline trotz aller Anpassung immer den Eindruck erweckt, dass sie aus einer anderen Zeit stammt.

 

«The Age of Adaline» ist ein modernes Märchen, das besonders durch seine detailtreue und seine Hauptdarstellerin besticht und den Zuschauer deshalb über die Logikschwächen in der Handlung hinwegsehen lässt.

 

  • The Age of Adeline (USA 2015)
  • Regie: Lee Toland Krieger
  • Darsteller: Blake Lively, Michiel Hiusman, Harrison Ford, Ellen Burstyn, Kathy Baker
  • Laufzeit: 110 Minuten
  • Kinostart: 11. Juni 2015  

 

 

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Sule Durmazkeser / Di, 09. Jun 2015