Rache ist süss und Tarantino explosiv

Moviekritik: Django Unchained
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© 2012 Sony Pictures Releasing GmbH

Kultregisseur Quentin Tarantino wagt sich mit seinem neuen Werk an das Ur-Genre, den Western, heran. Es ist wohl einer der meist erwarteten Kinofilme im Jahr 2013 und zu recht für den Oscar nominiert. Angelehnt an die Italo-Western aus den 1960er/70er-Jahren, Filmmusik im klassischen Westernstil von Ennio Morricone und durch Fremdkörper, wie den Rap-Song «100 Black Coffins» komponiert von Jamie Foxx und interpretiert von Rick Ross, erweitert, ist  «Django Unchained» ein Western ganz im Stil von Tarantino.

 

Bild 1: Der heutige Django (Jamie Foxx, links) trifft sein filmhistorisches Original (Franco Nero, rechts). / Bild 2: Samuel L. Jackson spielt Di Caprios Haussklaven. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Wir befinden uns irgendwo in Texas, zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg. Während ein paar aneinandergekettete Sklaven durch die karge weite Landschaft getrieben werden, wird dies auf der Musikebene durch Peitschenhiebe akzentuiert. Der Titelsong «Django» - das Thema, das Franco Migliacci für den Originalfilm geschrieben hat, wurde beibehalten - hört auf und das Einzige, was zu hören ist, sind die klirrenden Ketten an den Füssen der Sklaven. Und es sei ja nicht zu viel verraten, aber unser Django (Jamie Foxx, «Ray», «Collateral»), ein Sklave, wird befreit. Sein Retter ist der ehemalige Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz). Die Figur des Ex-Zahnarztes erinnert stark an den Oberst Hans Landa in Quentin Tarantinos «Inglourious Basterds». Diesmal spielt Waltz jedoch keinen Nazi, sondern einen Kopfgeldjäger, tritt aber mit derselben Arroganz und Coolness auf und trägt den ersten Teil des Filmes. Witzige Sprüche und unberechenbare Handlungen zeichnen diese Figur und Christoph Waltz meistert dieses Schauspiel hervorragend. Dafür hat er auch die Goldene Weltkugel gewonnen und ist in der Sparte «Bester Nebendarsteller» für den Oscar nominiert. Eine höchstamüsante Figur, die unseren Helden auf der Suche nach seiner Frau Broomhilda (Kerry Wahington) begleitet. Doch zunächst töten sie als Partner einige gesuchte Verbrecher, schliesslich muss jeder seine Brötchen verdienen. Und durch die Steckbriefe mit dem angepriesenen Kopfgeld, ist das Töten legal und sogar lukrativ. 

 

Bild 1: Django und der Doktor bilden auf der Jagd nach Verbrechern ein gutes Team. / Bild 2: Eigentliches Ziel Djangos ist es aber, seine Broomhilda wieder im Arm zu halten.

 

Landschaftsbilder gehören zum Western, wie auch die Schiessereien, und da der Film aus der Feder von Tarantino stammt (Tarantino erhielt für das Drehbuch den Golden Globe Award), kann man sich darauf verlassen, dass auch das Blut spritzt. Viele Schreie sind zu hören und sie sind nicht leise, sondern laut und von zerreissendem Schmerz. Bei einem Kampf unter Sklaven, à la Gadiatorenkämpfe, vor einem Kamin, brechen die Knochen und es knackt ordentlich. Es ist fast nicht auszuhalten. Und wenn wir schon bald vergessen haben, dass da noch einige Stars mitspielen, kommen Monsieur Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) und sein Haussklave (Samuel L. Jackson) ins Spiel. DiCaprio spielt einen reichen, ekelhaften und kaltblütigen Typ, der seine Sklaven ohne Augenzucken auch mal den Hunden zum Frass vorwirft.

 

 

Ein hartes Pflaster

 

Der Film geht an die Nieren, denn der Hintergrund basiert auf der Geschichte der Sklaverei und Tarantino erzählt nicht durch die Blume, sondern auf reale Weise und mit vielen brutalen Gewaltszenen. Für Menschen afrikanischen Ursprungs sicherlich um einiges härter anzusehen als für solche, die sich nicht mit dieser historischen Aufarbeitung identifizieren. Doch obwohl Django zunächst eher naiv und unbeholfen ist, entwickelt er sich zu einem starken und stolzen freien Sklaven. Der dritte Teil des Filmes gebührt voll und ganz ihm und es ist sicherlich eine Genugtuung, dass er sich ausgiebig an den weissen Sklavenhändlern rächen kann. Ob nun das Wort «Nigger» etwas zu oft gesagt wird, darüber kann man sich selbst ein Bild machen. Auf jeden Fall gelingt es Tarantino während der harten Hintergrundgeschichte immer wieder den Spiess umzudrehen und mit gelungenen Dialogen und Überraschungsmomenten für Lacher, Spannung und für ein Kinovergnügen mit einer schönen Liebesgeschichte zu sorgen. Eine schöne Anekdote ist zum Beispiel das Treffen zwischen einem Mann (gespielt von Ur-Django (1966) Franco Nero) und unserem Django, der ihn nach seinem Namen fragt. Auch die Szene, in der Tarantino selbst eine kleine Rolle übernimmt, ist gut gelungen. Kurz gesagt: Guter Soundtrack, viel Gewalt und coole Sprüche. Tarantino Fans werden bestimmt nicht enttäuscht.

 

  • Django Unchained (USA, 2012)
  • Drehbuch und Regie: Quentin Tarantino
  • Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Kerry Washington, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson
  • Laufzeit: 165 Minuten
  • Kinostart: 17. Januar 2013

 

Tamara Lipp / Mo, 14. Jan 2013