Gute Darsteller im Nirgendwo

Filmkritik: Jack the Giant Slayer
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© 2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Die Filmstudios sind zurzeit regelrecht auf der Jagd nach Erzählungen und Zauberwelten, die sie noch verfilmen können. Es erstaunt deshalb nicht, dass das hierzulande unter dem Titel «Hans und die Bohnenranke» bekannte Märchen nun als 3D-Abenteuer in die Kinos kommt. Die Geschichte handelt vom Bauernjungen Jack (Nicholas Hoult, «Warm Bodies», «About a Boy»), der beim Versuch einen alten Gaul zu verkaufen, das Tier gegen «Zauberbohnen“ einlöst. Einer Legende nach entspringen aus diesen Bohnen mächtige Ranken, die bis hinauf in den Himmel zu einer zweiten Welt wachsen, in der menschenfressende Riesen hausen. Und genau dorthin «entführt» eine aus Versehen emportreibende Bohnenstange Jacks Hütte, mitsamt der ausgebüchsten Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson, «Alice in Wonderland»), die bei Jack Unterschlupf suchte. Zusammen mit Ritter Elmont (Ewan McGregor, «Trainspotting», «The Beginners»), Isabelles Verlobten Lord Roderick (Stanley Tucci «The Devil wears Prada», «Julie & Julia»), dessen Side-Kick Wicke (Ewan Bremner, «Trainspotting», «Black Hawk Down») und weiteren Gefolgen des Königs, macht sich Jack nun auf, die Prinzessin zu retten.

 

Guter Tipp: Wer auf eine «riesige» Bohnenranke trifft (Bild 1), sollte keinesfalls daran hochklettern, denn es könnten (Bild 2) Riesen warten. (Mit Maus über Bild fahren) 

 

«Jack the Giant Slayer» bedient sich einer altbewährten Formell: Man nehme eine abenteuerlustige Prinzessin, die sich nach Selbstbestimmung sehnt, einen armen Underdog, dessen Chancen im Leben gleich Null sind, und begebe diese Figuren in eine Geschichte mit fantasievollen Kreaturen, sympathischen Kumpanen und vielen Special Effects. Ob daraus der gewünschte Hit wird, hängt aber von ganz anderen Sachen ab. Im Falle von Märchenverfilmungen, davon wie originell die Geschichte präsentiert wird, wodurch sie sich von bereits Bekanntem unterscheidet. Bei «Snow White and the Huntsman» überzeugten die düstere Atmosphäre und der bis dahin seltene Hang zum Realismus. «Oz the Great and Powerful», der direkte Konkurrent von «Jack» aufgrund des Starttermins, glänzt mit satirischem Humor und einer hypnotisierenden Zauberwelt, die bis zur hintersten Ecke durchdacht ist. Auf was also können wir uns bei «Jack» freuen?

 

Im Vergleich mit Alice und Co. enttäuschend

 

Eine Antwort auf diese Fragen wird etwas schwieriger. Zwar sind die Darsteller allesamt erfahrene Charaktermimen, doch wirkliche Chancen dies zu zeigen, werden ihnen nicht angeboten. Dies ist nicht weiter schlimm, holen sich solche Schauspieler ihre Filmpreise häufig woanders. Viel wichtiger ist, dass die Akteure wie hier gut zusammen funktionieren und für Spass sorgen. Nicholas Hoult gibt einen äusserst sympathischen Helden und Ewan McGregor einen sehr charismatischen Anführer ab. Stanley Tucci kommt als durchtriebener Lord Roderick definitiv zu kurz, sorgt aber mit dem trotteligen Ewan Bremner für einige gute Momente. Bill Nighy («The Boat That Rocked», «The Best Exotic Marigold Hotel») ist aufgrund von Maske und Special Effects als Anführer der Riesen namens Fallon unerkennbar, was sehr schade ist. Eleanor Tomlinson gleicht äusserlich einer jungen Cate Blanchett, spielt aber eine Rolle, die Blanchett nie annehmen würde und zwar die einer zu rettenden Prinzessin. Und genau in diesem kleinen, aber wichtigen Detail offenbart sich eine Schwäche des Films. Diese Prinzessin ist nur an der Oberfläche mutig und abenteuerlustig, de facto wartet sie aber dauernd ab, gerettet zu werden, was mit der Zeit enttäuscht, besonders im Vergleich mit den konkurrierenden Heldinnen wie Schneewittchen, Alice aus dem Wunderland oder Merida.

 

Bild 1: Jack ist zu allem bereit und will die Prinzessin befreien. / Bild 2: Dabei helfen ihm Elmont und Roderick. 

 

Dasselbe unzufriedene Gefühl ruft das etwas dürftige Setting hervor. Zu viele Szenen spielen sich auf den Bohnenranken in Wolkenhöhe ab, wodurch weder spannende 3D-Effekte zum Einsatz kommen noch ein visueller Genuss angeboten wird. Das Königreich indes ist ebenso einfallslos gestaltet. Zwischen Jacks Hütte, die ziemlich einsam irgendwo auf einem Feld steht und der königlichen Burg, ist nichts ausser frisch gemähtem grünem Rasen zu sehen. Die Welt der Riesen gibt ausser deren Höhle und einem Waldrand auch nicht mehr her. Natürlich kann nicht immer eine «Lord of the Rings»-Kulisse erwartet werden, aber genau dafür gibt es ja auch die Special Effects. So fehlt «Jack the Giant Slayer» deutlich das gewisse Etwas, sowohl inhaltlich als auch formell. Spannende oder lustige Wortgefechte, interessante Charakterentwicklungen, eindrückliche visuelle Montagen müssen unbedingt ausgebaut werden, wenn der Film, wie am Schluss angedeutet, zu einer neuen Franchise werden möchte. Denn für den ersten Teil war’s okay und sehenswert, aber für eine Fortsetzung muss tiefer in der Zaubertrickkiste gegraben werden.

 

 

  • Jack the Giant Slayer (USA 2013)
  • Regie: Bryan Singer
  • Drehbuch: Darren Lemke, Christopher McQuarrie, Dan Studney
  • Besetzung: Nicholas Hoult, Ewan McGregor, Stanley Tucci, Bill Nighy, Eleanor Tomlinson, Ewan Bremner, Ian McShane
  • Dauer: 114 Minuten
  • Ab 21. März im Kino

 

 

Bildquelle: © 2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Mi, 13. Mär 2013