Flucht in die Musik

Movie-Kritik: Sonita

Sonita Alizadeh, eine jugendlichen Afghanin, lebt im Iran als illegale Immigrantin. Dort sind sie und ihre Freundinnen täglichen Bedrohungen ausgesetzt wie häuslicher Gewalt, Zwangsheirat und die Angst davor, ihr Heim zu verlieren oder nach Afghanistan zurückkehren zu müssen. Vor dieser Realität flieht Sonita in ihre Tagträume und zu ihrem Sprechgesang, durch den sie wieder zurück zur Wirklichkeit findet.

 

Sonita versteht es ausgezeichnet, uns in die iranisch-afghanische Realität der jungen Protagistin zu versetzen. Interessanterweise hat die Jugendliche ähnliche Träume wie Teenager bei uns: Zu Beginn des Films scheinen vor allem Vorbilder wie Rihanna oder Michael Jackson, Reichtum, Ruhm und Besitz als Ziele für Sonita im Zentrum zu stehen.

 

Eindrückliche junge Frau 

 

Es wirkt, als ob Sonita selbst erst nach und nach bewusst wird, dass es ihr um etwas anderes geht. Dieser Wechsel hat einen persönlichen Grund für sie, den man nachvollziehen kann, und dank dem man sich sehr verbunden fühlt mit ihr. Ausserdem zeigt der Film, wie für uns radikale Dinge im Iran und noch stärker in Afghanistan Alltag sind. Das schockiert.

 

Leider wird im Film nicht erklärt, was der ursprüngliche Grund für das Filmen des Mädchens ist. Die aufsehenerregenden Geschehnisse scheinen erst zu beginnen, nachdem die Macher sie schon eine ganze Weile filmen. Der Film ist aber die ganzen 90 Minuten über spannend, Sonita muss sich stets neuen Herausforderungen stellen und daran wachsen. Dabei ist jedoch auch nicht ganz klar, wie viel Zeit insgesamt vergeht. Ausserdem ist Sonita zwar gut gezeichnet und man versteht sie gut, bei den wichtigen Leuten in ihrem Leben ist das aber – mit lediglich einer Ausnahme – nicht so. Verschiedene Menschen, die als wichtig vorgestellt werden, verschwinden plötzlich ohne Erklärung. So steht das gut gezeichnete Einzelbild vor einem etwas verschwommenen Hintergrund.

 

Ein gut gemachter Film, der die Hauptfigur und Thematik von Zwangsheirat eindrücklich darstellt.

 

  • Sonita (Schweiz / Deutschland / Iran 2015)
  • Regie: Rokhsareh Ghaemmaghami
  • Darsteller: Sonita 
  • Laufzeit: ca. 91 Minuten
  • Kinostart: 7. April 2016

 

 

 

Jonas Stetter / Sa, 09. Apr 2016