Eine Frau sorgt für Ordnung

Filmkritik: 3 Billboards outside Ebbing, M.
Bildquelle: 
© Twentieth Century Fox Film Corporation.

Sie verträgt keinen Bullshit. Sie macht keine halben Sachen. Sie sorgt für Ordnung. Mildred Hayes (Frances McDormand, «Fargo») kauft drei Plakatwände, um auf die schleppenden Ermittlungen der örtlichen Polizei aufmerksam zu machen. Getragen von der Hoffnung, damit endlich den Mörder ihrer Tochter zu finden. Alles zum Missfallen von Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson, «Ein unmoralisches Angebot») und dessen Side-Kick Jason Dixon (Sam Rockwell, «Moon»).

 

Zum Gedenktag an Martin Luther King wurden erneut überall Zitate wie «History will have to record that the greatest tragedy of this period of social transition was not the strident clamor of the bad people, but the appalling silence of the good people» gepostet. Und um das Ende dieses Schweigens geht es im Film. Um die Mission einer Mutter endlich über ihren Schmerz hinwegzukommen, indem sie laut wird. Um den Wunsch nach Gerechtigkeit und Ordnung, in einer Welt in der #metoo #timesup zum Alltag gehören. So ist «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» ein zutiefst aktueller und trotz seines rabenschwarzen Humors hoffnungsvoller Oscaranwärter. Die Darbietungen von McDorman, Harrelson und Rockwell wurden just nicht ohne Grund oscarnominiert. Sie hauchen ihren Figuren nicht nur Leben, sondern wahre, zerrissene und tragisch-schöne Humanität ein. Getragen durch ein Drehbuch, das dem Publikum direkt ins Herz sticht. Der Mix aus pechschwarzem Witz und komplett entblösster Menschlichkeit löst einen Gefühls- und Energiekick aus, wie man ihn nur selten im Kino erlebt.

 

Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh wagt mit diesem Film viel. Er setzt überall dort Humor ein, wo andere auf Sentimentalität und Rührseligkeit setzen würden. Er stellt eine Frau mittleren Alters in den Fokus, die nicht mit einem hohen Fuckability-Factor, sondern mit Stärke, Intelligenz, Herz und Macherqualitäten punktet. Er konfrontiert das Publikum mit einem Wechselbad der Gefühle, in dem Schmerz, Hoffnung, Liebe, Verrat und Gewalt als Summe unserer Menschlichkeit verstanden wird. Und er zitiert gekonnt, mit Schalk und an der richtigen Stelle Oscar Wilde. Deshalb auch hier zum Schluss passend zum Film ein Zitat des Meisters: «Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, jeder Sünder eine Zukunft».

 

 

Eine Wucht von einem Film. Ein Werk, das sich mit seiner Originalität, seinem Einfallswahn und seiner Risikobereitschaft meilenweit vom Mittelmass distanziert. Ein Kultfilm par excellence. Ein Oscargewinner auf sicher.

 

  • Three Billboards outside Ebbing, Missouri
  • Drehbuch & Regie: Martn McDonagh
  • Besetzung: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Abbie Cornish, Lucas Hedges
  • Dauer: 116 Minuten
  • Kinostart: 25. Januar 2018

 

Tanja Lipak / So, 28. Jan 2018