Ein Lied für die unsterbliche Liebe

Movie-Kritik: Song for Marion
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Im Verleih von Ascot Elite

Marion (Vanessa Redgrave, «Anonymus») ist eine Seniorin, die trotz ihrer Krebserkrankung die Freude am Leben nicht verloren hat. Obwohl ihre Kräfte zusehends schwinden, lässt sie es sich nicht nehmen, an den wöchentlichen Proben des Rentnerchors teilzunehmen, der sich mit Rock- und Popklassikern wie «Let’s Talk about Sex» und «Love Shack» an einem Wettbewerb versuchen will. Dieser Umstand gefällt ihrem griesgrämigen Ehemann Arthur (Terence Stamp, «The Limey») überhaupt nicht, der die Chormitglieder und allen voran deren quirlige, junge Leiterin Elizabeth (Gemma Arterton, «Hänsel und Gretel: Hexenjäger») nicht leiden kann. Allerdings ist Arthur generell kein Menschenfreund und es fällt ihm schwer seine Gefühle zu zeigen. Darunter leidet vor allem auch die Beziehung zu seinem erwachsenen Sohn James (Christopher Eccleston, «28 Days Later»), die eigentlich nur dank Marion aufrechterhalten wird. Für Aussenstehende ist es deshalb kaum nachvollziehbar, wie das ungleiche Ehepaar ein ganzes Leben zusammen verbringen konnte. Doch für Arthur bedeutet Marion alles, obwohl er das nicht zeigen kann und Marion ist sich seiner unausgesprochenen Gefühle bewusst. Als bald darauf feststeht, dass der Krebs unheilbar ist und Marion nur noch wenige Monate bleiben, ist Arthur tief erschüttert. Marion hingegen lässt sich von der Gewissheit ihres baldigen Todes nicht einschüchtern und macht weiterhin mit beim Chor. Als sie schliesslich den Kampf gegen den Krebs verliert, sieht Arthur keinen Sinn mehr in seinem Leben. Der Kontakt zu seinem Sohn bricht komplett ab und ohne andere soziale Kontakte droht er völlig zu vereinsamen. Wäre da nicht Elizabeth, die ihre gesamten Überredungskünste anwendet, um Arthur in ihren Chor zu locken, und die gegen seine miese Laune und beleidigenden Bemerkungen immun zu sein scheint.

 

Bild 1: Der Film lebt von den Darstellungen von Vanessa Redgrave und Terence Stamp. / Bild 2: Chorleiterin Elizabeth holt den griesgrämigen Arthur zurück ins Leben. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Nach den bisherigen Filmen, dem preisgekrönten Trhiller «London to Brighton», der Horrorkomödie «The Cottage» und dem Horrorfilm «Cherry Tree Lane», betritt Regisseur und Drehbuchautor Paul Andrew Williams mit dieser Tragikomödie Neuland. Auch wenn die Geschichte vorhersehbar ist und der Verlauf etwas gar zu konstruiert erscheint, besticht «Song for Marion» durch die grossartige schauspielerische Leistung der Darsteller. Besonders gelungen ist das Zusammenspiel der beiden Schauspielgrössen Terence Stamp und Vanessa Redgrave, die das ungleiche Paar auf sehr überzeugende Weise dem Publikum näherbringen und sich praktisch ohne Worte verstehen. Die Stärke des Films liegt denn auch darin, dass er bewusst die ausdrucksstarke Mimik der Darsteller in Nahaufnahmen einfängt. So wird besonders Arthurs Angst um seine Frau und später der Schmerz ihres Fortseins durch Stamps nuanciertes Spiel erzeugt und durch die Kameraeinstellungen betont, was den Zuschauer mit der Figur mitfühlen lässt und einen Blick hinter seine mürrische und verbitterte Fassade erlaubt.

 

Zwischen Sentimentalität und absurder Komik

 

Dieser schauspielerischen Leistung ist es auch zu verdanken, dass der Film einige authentische Gefühle einfängt und nicht vollends in kitschiger Sentimentalität versinkt. Doch während die Szenen ausserhalb des Gemeindezentrums auf bewegende Weise die familiären Beziehungen von Arthur ausleuchten, erscheint die Komik, die man mit den als Rockstars verkleideten Senioren zu erzeugen versucht, als eher zu gewollt. 

Alles in allem punktet «Song for Marion» besonders durch einen hervorragenden Cast, bei der die Chemie von Beginn weg stimmt und die eine eindrückliche schauspielerische Leistung bietet. Allerdings weist die Story einige Schwächen auf und schwankt unentschlossen zwischen tiefer Sentimentalität und absurder Komik, bei der der Funke nicht wirklich überspringt.

 

  • Song For Marion (2012)
  • Regie und Drehbuch: Paul Andrew Williams
  • Darsteller: Terence Stamp, Gemma Arterton, Christopher Eccleston und Vanessa Redgrave
  • Laufzeit: 93 Minuten
  • Kinostart: 14. März 2013
Sule Durmazkeser / Mi, 13. Mär 2013