Drei gleiche Unterschiede

Movie-Kritik: Three Identical Strangers
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PRAESENS-FILM AG Zürich

Was macht uns zu dem Menschen, der wir sind? Wie stark beeinflussen uns Vererbungen und wie stark prägt uns unser Umfeld? Diesen existenziellen Fragestellungen widmet sich der Dokumentarfilm «Three identical strangers». Erzählt wird die sich wirklich eingetretene Geschichte dreier eineiiger Drillinge, die mit Anfang zwanzig in der 80er Jahren per Zufall aufeinandertreffen. Die Brüder werden schnell zu einem One-Hit Wunder und tingeln von Show zu Show, werden Superstars. Zuschauer können die Ähnlichkeiten nicht fassen, zudem besitzen die jungen Herren überraschend ähnliche Vorlieben in Sachen Frauen oder Zigaretten und eine eindeutige Mimik sowie Gestik. Während die Drillinge aufbrechen, um gemeinsam das Leben zu erobern, knüpfen sich die Eltern das Adoptionsbüro vor. Überrascht und verärgert von der Tatsache einen Drilling erzogen zu haben, versuchen sie die Trennung der Brüder nachzuvollziehen. Zu glaubwürdigen Antworten kommen sie nicht, zu verschlossen und mysteriös zeigt sich die von hohen Kreisen geschützte Adoptionsvermittlung.

   

Der am Sundance Film Festival mit dem Special Jury Prize gekrönte Dokumentarfilm brilliert mit seiner sehr fein ausgearbeiteten Erzählstruktur. Schicht um Schicht kommen die wahren Motive für die Trennung der Brüder ans Licht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse führen so manchen Zuschauer vor der Nase herum. Dank dem reichlich vorhandenen Filmmaterial aus der Zeit des Hypes um die Drillinge, sehen wir wie stark der gesellschaftliche Diskurs die Interpretation der Ereignisse beeinflusste. Die Forschung rund um Vererbungen, soziale Einflüsse und Prägungen befand sich noch in einem anfänglichen Stadiun, so dass gesehen wurde, was gesehen werden wollte. Neben diesen Aspekten widmet sich der Film moralischen Problemen, wie der Frage ob der Zweck die Mittel heiligt. Diese Kombination aus temporeicher Erzählung, sympathischen Protagonisten, einer unglaublichen Kernstory und einer guten Portion Gesellschaftskritik sowie Ironie, fesselt von der ersten bis zur letzten Minute.

 

  

Wer intelligente Zwiebelerzählungen mag, wird hier nicht enttäuscht. Ein wahrer Filmjuwel.

 

  • Three Identical Strangers
  • Regie: Tim Wardle
  • Besetzung: Robert Shafran, Edward Galland, David Kellman
  • Laufzeit: 96 Minuten
  • Kinostart: 21. Februar 2019

 

Tanja Lipak / Do, 28. Feb 2019