Affe versus Affe

DVD-Kritik: Planet der Affen: Survival
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© Twentieth Century Fox Film Corporation.

Die Fronten sind klar. Menschen gegen die Affen. Dabei will Ceasar (brillant: Andy Serkis), der Anführer der Affen, doch gar keinen Krieg, versucht sogar immer wieder diplomatische Wege zu finden. Als aber der Colonel (eiskalt: Woody Harrelson) in einer Nacht und Nebel-Aktion Frau und Kinder von Ceasar tötet, bricht der Racheinstinkt im Affen aus. Ceasar will den Mörder zur Strecke bringen. Er, der niemandem etwas Böses tut, sogar für Frieden plädiert, sinnt bitter auf Rache. Der durchwegs positiv gesinnte Ceasar ist gebrochen. Die Affen trennen sich und Ceasar begibt sich alleine auf eine Reise, auf eine Suche nach Seelenfrieden. Die anderen Affen treffen zwischenzeitlich auf das Mädchen Nova (Amiah Miller) und nehmen es in die Gruppe auf. Aber bald kreuzen sich die Wege von Ceasar und seinen Freunden wieder. Dazwischen steht nur der Colonel.  

 

Optisch beginnt der Film mit einer simplen, wie effektiven Einführung in die vergangenen Ereignissen, bei der die Titel der Vorgängerfilme in den Text eingebaut und rot markiert wurden. Der erste kreative Eindruck täuscht nicht, «Planet der Affen: Survival» hat eine Inszenierung bekommen, die durchdacht ist und viel Freude macht. Angefangen bei den diversen stilistischen Anspielungen auf Anti-Kriegsfilme und beendet mit der ausgewogenen Abstimmung zwischen Soundtrack und Geräuschenkulisse, die besonders in Kampfszenen schon mal voll ausgelebt werden darf und so starke Emotionen erzeugt. Zudem unterstreicht die Auswahl der Farben der Sets das Gefühl von Anti-Kriegs-Stimmung. Oft ist es dunkel, die Farben erdig, mal etwas grün dazwischen und viel Regen. So wird der Film noch düsterer, aber nie unglaubwürdig. 

 

Ape-Ocalypse Now

 

Ein grosser Teil des Films wird von Affen bestimmt und man merkt optisch nie, dass die Tiere nicht echt sind. Besonders Ceasar ist einmal mehr hervorragend gespielt - und gespielt ist hier bewusst gewählt. Da ist Andy Serkis als «Schauspieler ohne Gesicht» schlicht unerreicht. Der Schmerz in Ceasars Augen ist tief berührend, weil er schlau genug ist, um die Situation zu verstehen und nicht nur den Tod von Frau und Sohn auf der Seele hat, sondern die Fronten so verhärtet erkennt, dass der komplette Untergang nahe ist. Es sieht so aus, als ob beim Krieg um den Planet der Affen keiner gewinnt. Und wenn es der Allerletzte immer noch nicht kapiert haben sollte, macht der Schriftzug «Ape-Ocalypse Now» an einer Felswand klar: wir sind im Krieg und das gibt es keine Gewinner. Brutal, erbarmungslos und bis zum bitteren Ende. Zwei Affen bekämpfen sich, einer mit Fell, der ander ohne, aber beide auf einem Ego-Trip. 

 

In flüchtigen Momenten, wenn das Kriegs-Ballett seine visuelle «Pracht» voll ausschöpft, fragt man sich, ob Stanley Kubrick einen Krieg der Affen heute so inszenieren würde. Erfahrungen mit Affen hatte die Regie-Legende durch «2001: A Space Odyssey». Bei diesem Gedanken wird vor allem deutlich, wie geschickt Elemente wie Technik, Musik, Schauspieler und Dynamik harmonieren. Perfekt choreografiert und doch immer im Dienste des Films. Keine Wertung, das überlässt der Film dem Zuschauer. Dafür ist der Film voller Referenzen und kleiner Kommentare zur aktuellen und vergangenen Weltgeschichte bis hin zu Gefangenenlager. Diese Mischung macht «Planet der Affen: Survival» so beklemmend und das wiederum spricht für das Drehbuch. 

 

Der Bäckstage-Redaktion lag die Blu-Ray in 3D vor. Der plastische Effekt unterstützt den Film wunderbar, vermischt sich aber relativ schnell mit der Geschichte und sorgt so eher automatisch für zusätzlichen plastischen Faktor im Seherlebnis. Mag aber sein, dass das Bild dadurch noch etwas dunkler wird, wie bekannt bei 3D. Aber bei «Planet der Affen: Survival» stört das nicht.  

 

Regisseur Matt Reeves bringt die «Planet der Affen»-Trilogie stilsicher und eigentlich gnadenlos brutal zu Ende und liefert so ein Plädoyer gegen den Krieg. Der Film wirkt von Anfang bis Ende wie aus einem Guss. Chapeau für das hervorragende Finale. 

  • Planet der Affen: Survival (Kanada, Neuseeland, USA 2017)
  • Regie: Matt Reeves
  • Darsteller: Andy Serkis, Woody Harrelson, Amiah Miller, Steve Zahn
  • Laufzeit: ca. 140 Minuten
  • DVD-Start: 23. November 2017

 

Bäckstage Redaktion / Do, 14. Dez 2017