«Pet Sounds» und der Druck des Erfolgs

Movie-Kritik: Love And Mercy
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Ascot Elite Schweiz AG

Regisseur Bill Pohlad (Produzent von u.a. «12 Years A Slave» oder «Brokeback Mountain») wartet mit seinem neuen, grossartigen Film «LOVE & MERCY» auf. Dieses Biopic stellt die wahre Lebensgeschichte von Brian Wilson, des kreativen Genies der Beach Boys, dar und erzählt fragmentarisch dessen bahnbrechenden Aufstieg und ebenso fatalen Fall. Hervorragend besetzt mit Paul Dano («Little Miss Sunshine») als jungen Brian Wilson und John Cusack 20 Jahre später sowie Paul Giamatti («The Ides Of March») als dominanter und exzentrischer Psychiater und Vormund von Brian Wilson. 

 

Brian Wilson ist Mitte der Sechzigerjahren auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft angekommen. Mit dem Album «Pet Sounds», ein Konzeptalbum und zusammenhängendes Kunstwerk anstelle von separaten Hits, definiert er die Popmusik neu und kreiert auch mit «Smile» ein Meisterwerk der Popgeschichte. Doch der Erfolgsdruck seitens der Plattenfirma, dem Rest der Band und seines tyrannischen Vaters zermürbt den Künstler und treibt ihn in die Psychose. 20 Jahre später ist Wilson ein Wrack, doch verliebt er sich in die Autoverkäuferin Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks), welche sich gegen Wilsons Psychiater Dr. Landy auflehnt, ihn dessen Einfluss entziehen kann und somit massgeblich für die Genesung von Brian Wilson verantwortlich ist. 

 

Die Beach Boys in der bekannten Pose.  (© Ascot Elite)

 

Für Musikliebhaber ist dieser Film ein Must-See. Es zeigt weniger die allgemein bekannten Sonnen- als eher die Schattenseiten und Stolpersteine der Erfolgsgeschichte der Beach Boys und ihres Anführers Wilson und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Vergleichbar mit dem 1996 erschienenen Film «Shine», in welchem Geoffrey Rush den ebenfalls an psychischen Störungen leidenden Pianisten David Helfgott verkörpert, oder «A Beautiful Mind» aus dem Jahre 2001 mit Russell Crowe als Mathematikgenie John Nash, verfügt der Film über eine gelungene Mischung aus Respekt vor der Lebensleistung des Porträtierten einerseits und kritischen Einblicken in dessen persönlichen Abgründe anderseits. Man verlässt das Kino auch deshalb mit einem guten Gefühl, weil der Film mit dem hoffnungsfrohen Wendepunkt in diesem aussergewöhnlichen Musikerleben endet und v.a. die beiden Schauspieler Dano und Cusack, welche Wilson in diesen zwei, 20 Jahre auseinanderliegenden, Lebensphasen darstellen, glaubhaft und empathisch charakterisieren. 

 

  • Love & Mercy (USA 2014)
  • Regie: Bill Pohlad
  • Darsteller: John Cusack, Elizabeth Banks, Paul Dano
  • Laufzeit: 110 Minuten
  • Kinostart: 11. Juni 2015 
markusfreiwillis / Do, 18. Jun 2015