Es schmerzt (nicht)

CD-Kritik: Hurts - Exile
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www.sonymusic.ch

«Hurts» heisst zu Deutsch «schmerzt» oder «verletzt». Auf ihrem neuen Album hat man als Hörer tatsächlich ab und zu das Gefühl, dass Theo Hutchcraft verletzt ist oder Schmerzen hat. Er singt über Abschiedsschmerz, («The Road»), Liebeskummer («Only You») und manchmal tönt seine Stimme so hoch und verzerrt, dass man nicht anders kann als mitzufühlen. Untermalt wird der Gesang mit einer vor allem elektronischen und teilweise instrumentalen Klangkulisse vom anderen Teil des Duos, Adam Anderson. 

 

Anderson und Hutchcraft haben im Jahr 2009 die Band Hurts gegründet. 2010 kam ihr Debütalbum «Happiness» auf den Markt. Prompt erhielten sie diverse Auszeichnungen, u.a. einen Bambi in der Kategorie «Shootingstar» oder einen Echo für «Bester Newcomer International». Auch in der Schweiz waren die beiden äusserst erfolgreich. Die Singles «Stay“ und «Wonderful Life“ sowie das Album «Happiness» erreichten die Top 10 der Hitparade und letztes Jahr wurden sie am Openair St. Gallen gefeiert. Auch «Exile» ist gut unterwegs: Es liegt momentan auf Platz zwei der Hitparade.

 

Härter, dunkler und tiefgründiger

 

«Exile» erschien drei Jahre nach dem Erstling – weil die Tournee so lange gedauert hat - beinhaltet 12 Lieder und erinnert stark an Depeche Mode. Kein Zufall, denn die Vorbilder der beiden Engländer sind 80er-Bands wie Frankie goes to Hollywood, Pet Shop Boys oder eben Depeche Mode. Dem Synthie-Pop sind Hurts auch auf dem zweiten Album treu geblieben. Allerdings gibt es auf einigen Tracks schon fast rock-artige Teile mit verzerrten Gitarren und harten Elekrobässen, so zum Beispiel in «The Road» oder «Cupid». Das neue Album des Duos wirkt härter, dunkler und tiefgründiger als das erste. In einem Interview sagten sie, dass «Exile» vielfältiger und mutiger als «Happiness» sein sollte. Das ist ihnen definitiv gelungen. Die Lieder auf «Exile» schwanken zwischen düsterem Synthie-Pop, tanzbarem Elektro und melancholischen Balladen mit Kinderchor. Obwohl Ballade ein grosses Wort ist: Zarte Elektrotöne sind auch hier, trotz Klavier, auszumachen und deshalb sehr Hurts-like. Einen grossen Wiedererkennungswert hat nicht nur die Musik von Anderson und Hutchcraft, sondern auch ihr Äusseres. Oft in klassische Hemden und Kittel gehüllt, stets mit schulbubenhaft gegeltem Haar und strenger Miene sind die Männer auch optisch unverkennbar.

 

Diese beiden zu hören, das sei jedem empfohlen, der etwas dem Sound der 80er nachtrauert bzw. sich in neue Synthie-Welten entführen lassen will. Es schmerzt auch nicht, im Gegenteil!

 

  • Hurts
  • Album: Exile
  • Releasedatum: 11.3.2013
  • Live: 20.7.13 am Gurtenfestival
  • 18.11.13 Festhalle Bern
Annik Hosmann / Mi, 27. Mär 2013