Emiliana Torrini ist zurück

CD-Kritik: Emilíana Torrini – Tookah
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Plattencover

Etwas vorneweg: Nein, Emilíana Torrini ist keine Italienerin. Zwar hat sie südländische Wurzeln – ihr Vater stammt aus dem Land der Pasta und Gelati – aber ihr Heimatland ist Island. Ja, schon wieder eine isländische Musikerin die zu reden gibt. Vor vielen Jahren war da jemand namens Björk, später folgten Bands wie GusGus (bei der auch Torrini einst spielte), Sigur Rós oder Of Monsters and Men. Wie kann eine Insel mit etwas über 300‘000 Einwohnern eine so hohe Dichte an guten und international erfolgreichen Musikern hervorbringen? Die Isländer sehen Musiker sein nicht als Beruf, sie machen es einfach, erklärt beispielsweise Emilíana Torrini in einem Interview. Und auch anderen isländischen Musikern fällt es schwer eine alternative Erklärung zu finden. Vielleicht ist genau diese Unbekümmertheit das Geheimnis des Erfolgs.

 

Emilíana Torrini dürfte den meisten von ihrem Hit «Jungle Drum» bekannt sein. 2009 verhalf ihr dieser Song zum internationalen Durchbruch. Für sie kam das völlig überraschend, wie sie in einem Interview mit der isländischen Zeitung The Reykjavík Grapevine erzählt. Das Lied wurde für ein Werbevideo über Island verwendet (typisch isländisch und sehr sehenswert: http://vimeo.com/12236680) und spätestens als es in einer deutschen Model-Sendung eines Privatsenders lief, kriegten auch die Europäer die Töne nicht mehr aus dem Kopf. Denn in Island ist Torrini seit Mitte der 90er-Jahren bekannt und war damals längst kein Geheimtipp mehr.

 

Tookah ist ein Gefühl

 

Auf ihrem neusten Werk «Tookah», es ist das vierte Soloalbum Torrinis, singt sie über das Erwachsenwerden und über ihre Ängste. Auch mit der Geburt ihres Sohnes und den darauf folgenden Erfahrungen setzt sie sich auseinander. Einige der Lieder sind schwer und härter als gewohnt, beispielsweise «Animal Games» oder «When Fever Breaks», die meisten jedoch ruhig und fein. Die Arrangements der Instrumente sind sorgfältig gewählt, manchmal kommt sie mit zwei Instrumenten und ihrer Stimme aus so zum Beispiel in «Autumn Sun». Besonders auffällig und ungewohnt ist ein Instrument namens Swarmatron: Es tönt wie ein verzerrter Synthesizer oder als wären die Lautsprecher kaputt. Doch anstatt zu stören macht es die Lieder interessant und abwechslungsreich. Torrini sagte im Interview mit dem «Grapevine», dass dieses Album ihre «graduation compilation» sei. Man glaubt es ihr gerne. Vor drei Jahren kam ihr Sohn zur Welt, heute lebt sie mit ihm und ihrem Mann wieder in Island – sie scheint angekommen zu sein.

 

Doch was bedeutet eigentlich «Tookah»? Es sei ein Gefühl, erklärt die heute 36-Jährige. Es ist ein Gefühl, welches von ganz weit innen komme, aber es sei schwierig zu beschreiben. Am besten man hört sich «Tookah» an, dann bekommt man einen Eindruck des Gefühls.

 

Emiliana Torrini - «Speed of Dark»

 

  • Künstlerin: Emilíana Torrini
  • Album: Tookah
  • Releasedatum: 6. September 2013
  • Plattenfirma: Rough Trade Records

 

 

Annik Hosmann / Di, 08. Okt 2013