Die Vorgeschichte zur Fortsetzung der Babyshambles

CD-Kritik: Babyshambles-Sequel To The Prequel
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Pressebild / Warner

«Fireman» eröffnet die Platte mit grossen Schritten in Richtung der Libertines. Krachende Gitarrenriffs und ein geschriener Refrain. Gut, ok, wir mögen die Libertines, aber die Stärken der Babyshambles waren immer die Stücke, die sich von der musikalischen Vergangenheit lösen konnten. Davon hat «Sequel To The Prequel» einige. Schon mit «Nothing Comes To Nothing» ist wieder dieser spitzbübische, pubertär verschrobene Charme da, den die Babyshambles in Songs wie «There She Goes» in der richtigen Dosis versprühen können. 

 

Sechs Jahre hat sich die Band Zeit für das Album gelassen. Pete hat in der Zeit ein umjubeltes Solo-Album abgeliefert und erst im Juli in Luzern ein weniger begeisterndes Konzert gespielt. Aber auf dem neuen Album der Babyshambles ist er – genau wie seine Mitmusiker – wieder in Bestform. Produziert hat die Platte erneut Stephen Street (Blur, The Smith) und der hat dem Freigeist Doherty Feuer gemacht. Pete meint dazu: «Stephen hat es nicht zugelassen, dass wir Zeit verplempern. Es ist eine sehr kraftvolle Platte geworden, die uns Stephen quasi aus der Tasche gezogen hat.» 

 

Neue musikalische Facetten, statt Skandale

 

Die Songs entstanden über Jahre hinweg und teilweise glaubt man, den Reifeprozess förmlich zu hören. Etwa beim gemütlich plätschernden «Farmer’s Daughter» oder beim grossartigen «Dr. No», das sich vor einer filmischen Legende verneigt und gleich mit einer zusätzlichen Reminiszenz an «Spiel mir das Lied vom Tod» trumpfen kann. Highlight der Platte ist aber der Titeltrack. Die Babyshambles beweisen ihre Stärke und bewegen sich behände im Swing und im Jazz und schaffen es, wie schon bei «Shotter’s Nation», dass man staunt und neue Facetten an einer Band entdeckt, die in der Vergangenheit mehr durch Skandale und Negativ-Schlagzeilen zu reden gab. 

 

Der Titel könnte auch als Metapher auf die Discografie verstanden werden. An das grossartige «Shotter’s Nation» kommt «Sequel To The Prequel» zwar nicht ganz heran, aber in gewisser Weise erzählt es dessen Geschichte weiter. Quasi die Vorgeschichte zur Fortsetzung von «Down in Albion» und somit steht die Platte auf dem richtigen Platz in der Bandhistorie. Gut, sind die Babyshambles wieder da und noch besser, dass sie ihr Comeback mit einer Platte feiern, die teilweise im Fahrwasser der Libertines stattfindet, somit direkt an der Vergangenheit des Pete Doherts anknüpft, diese nicht verschweigt, aber trotzdem mit anständiger Distanz eine sehr hörenswerte Babyshambles-Scheibe geworden ist. Wir freuen uns auf die beiden Schweizer Konzerte im Dezember, denn inzwischen sind die Zeiten von skandalträchtigen Absagen längst passé.  

 

Babyshambles - «Nothing Comes To Nothing»

 

  • Band: Babyshambles
  • Album: Sequel To The Prequel
  • : 30. August 2013
Patrick Holenstein / Mi, 28. Aug 2013