Single-Release: Manon und die Geschichte hinter «Girls»

Single-Release: Manon mit «Girls»
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Coverbild © Manon

Sehr scheu dosierte Klavierklänge dienen als Netz, wenn eine weiche, porzellanhelle Stimme von zwei Mädchen singt, die auf dem Bett liegen und zu vergessen versuchen, was sie angestellt haben. Langsam weitet sich der Song auf der instrumentalen Ebene, bleibt aber die leise Hymne dafür, dass Neugier gefährlich sein kann – ohne zu werten.

 

Die Zürcher Songwriterin Manon zaubert in «Girls» eine verträumte Melancholie, wenn sie feine Soundfäden webt, diese miteinander verschlingen lässt und doch mit ihrer klaren Stimme den roten Faden im Song bildet. Was aber im ersten Moment nach verträumter Romantik «Made in Island» klingt, ist Ehrgeiz und Gefühl für Musik, denn die junge Künstlerin kopiert in keinster Weise, sondern komponiert um ihre Einflüsse herum eigene Sphären voller harmonischer Melodien. So setzt beispielweise, äusserst sensibel gespielt, plötzlich ein Kontrabass ein oder ein Glockenspiel legt feine Akzente. Das verleiht dem Song jene luftigleichte Spannung, die sensible Musik benötigt - inklusive cleverer Klangsteinchen wie aus dem Nichts, die überraschend das Mosaik ergänzen. So hält «Girls» die Neugier aufrecht. Auch beim 20. oder 30. Hören. Manon bringt die verträumte Melodie mit der Welt rundherum in eine Klangwelt voller Nebel und Wolken, lässt aber doch die Sonne in die Landschaft scheinen und umschifft dabei elegant die Klippen des Kitsches. 

 

Manon - «Girls»

 

 

«Girls» erzählt eine Geschichte aus Manons Kindheit. Für sie unvergesslich, haben sie und ihre damals 4-jährige Zwillingsschwester ein Erlebnis gehabt, von dem ein brennendes Sofa und ein gebrochener Zeh in glasklarer Erinnerung geblieben sind. Die Hintergründe zur Tragödie sind bis heute ungeklärt. Manon hat die persönliche Geschichte als Inspiration zur neuen Single genommen.

 

Der Song ist Vorbote des kommenden Albums «Streams» (: 25.10.). Produziert wurde das Album in den Greenhouse Studios in Reykjavik und das passt durchaus, denn der Stil von Manon kann mühelos mit Namen aus Island in Verbindung gebracht werden. Sie selbst nennt etwa Björk als Einfluss und covert diese auch manchmal bei Konzerten. Allerdings greift das zu wenig weit, klingt Manon doch klarer strukturiert und melodiöser, irgendwie geschliffener. Nicht nur auf Platte, auch live scheint Manon sich künstlerisch gefunden zu haben. Beim Konzert im Vorprogramm von Selah Sue vor einem Jahr haben wir zu Manon geschrieben: «Die Künstlerin mit der glasklaren Stimme und dem oft verträumten Blick holt einen im Kaufleuten mühelos ab, wenn man sich denn auf die melancholischen Songs einlässt. Den Namen Manon sollte man sich merken.» Das bewahrheitet sich jetzt, denn auch mit dem Release von «Girls» lässt sich das zu 100% unterschreiben.

 

* «Girls» ist ab sofort im Handel erhältlich.
* Mehr zu Manon gibt es auf ihrer Website.

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 28. Aug 2019