Punk Rock im Werk 21 mit Rogers

Konzertkritik: Rogers im Dynamo
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Pressebild / © Rogers

Moderner und frischer Punk Rock erwartete das Publikum am Dienstag den 9.4 in Zürich. Mit Rogers als Headliner standen junge Musiker auf der Bühne, deren Weg steil nach oben geht. Waren sie doch schon in ihrer jungen Karriere Support Act von den Toten Hosen oder auch Bad Religion. Nicht ohne Grund präsentieren die Herren doch sehr erfrischenden Punk. Mit neuem Album «Mittelfinger für immer» im Gepäck, bewiesen sie erneut, dass sie zu was Grösserem bestimmt sind. Daher durfte auch eine grössere Besucherzahl erwartet werden.

 

Bevor allerdings Rogers ran durften, gab es noch zwei Support Acts zu bestaunen. Zuerst Engst, die erst kürzlich ihr Debütalbum veröffentlichten und zugleich Anfang März als Support von Betontod in Zürich waren. (Unsere Kritik) Allerdings haben die Jungs nicht genug von der Schweiz. Sind sie doch tatsächlich im kommenden November auf ihrer ersten Headline-Tour an gleicher Wirkungsstätte. Unmittelbar vor Rogers standen die Münchner von Marathonmann auf der Bühne. Mit ihrem Mix aus Post- Hardcore und Punk erfreuten sie sich auch einigen Fans. Die Jungs kommen im Herbst ebenfalls erneut nach Zürich.

 

Pünktlich betraten Matthias Engst und seine Mitstreiter die Bühne. Die Erwartungen waren bei einigen im Saal hoch, haben Engst doch schon vor einem Monat den Dynamo Saal zum Kochen gebracht. Zu Beginn war die Zuschauerzahl sehr beschaulich. Die meisten beschäftigten sich wohl noch mit vorglühen, Merchandise kaufen oder quatschen und merkten vielleicht noch nicht, dass der Spass angefangen hat. Auch die Protagonisten meinten, dass dies wohl ein sehr intimes Konzert werden würde. Falsch gedacht, da mit dem ersten Klang immer mehr Leute den Weg in den Bunker fanden. Warum auch nicht? Engst lieferten ein gewaltiges Brett an Punkrock hin. Mit Songs zum Tanzen und einfachen Texten, die sich leicht mitgrölen lassen. Da versagte sehr wahrscheinlich manche Stimme am nächsten Tag. Die Berliner fühlten sich von Beginn weg pudelwohl, was Neckereien zwischen den Bandmitglieder humorvoll zeigten. Sei es, sich gegenseitig zu betatschen oder wie der Sänger Matthias zu energisch hüpfte und beinahe den Bassisten umriss. Die Bühne ist schon extrem klein. Deutlich spürte man, dass die Jungs aus Spass musizieren und nicht der Verdienst im Vordergrund steht. Da bisher nur ihr Album «Flächenbrand» in den Läden steht, ist natürlich klar, dass nicht viel im Repertoire ist. Allerdings soll ein Song hervorgehoben werden: «Ich steh wieder auf». Dieser Song brauchte eine Ankündigung. Da ein Tag zuvor im von Sänger Matthias ein Todesfall passiert ist, wurde eben dieser Song gewidmet. In einem kurzen Gespräch verriet Matthias uns, dass es sich um seinen Hund handelte, den er 13 Jahre lang hatte. Ob Mensch oder Tier, solche Verluste sind immer schmerzhaft. Daher nochmals, herzliches Beileid. Die Zeit vergeht bei guten Bands so schnell und daher war ein Highlight des Abends schon vorbei. 

 

Jetzt lag es an Marathonmann, das vorgegebene Niveau zu halten, wenn nicht gar zu erhöhen. Mit den Münchnern hielt eine leichte Stiländerung im Werk 21 Einzug. Auch wenn diese dem Punk zuzuordnen sind, haben sie leicht erkennbare Elemente von Post-Hardcore. Das hört man vor allem durch den, sagen wir mal Scream. Das Werk 21 war gut gefüllt und auch in grosser Feierlaune und trotzdem konnte man bis anhin keinen Mosh Pit erkennen. Vielleicht sparten sich die Zuschauer die Kräfte bis zum Schluss auf. Eigentlich wäre die Truppe nicht schlecht. Vor allem instrumental. Aber dem gequälte Scream von Sänger Michael «Michi» Lettner war kaum etwas Gutes abzuverlangen. Vielleicht liegt es an der Musikrichtung. Marathonmann ist eine Band, die man mag oder nicht. Das hiess dann eine kleine Verschnaufpause und Kehle befeuchten für den Headliner.

 

Es war an der Zeit für das, worauf alle gewartet haben. Headliner-Time!

Rogers, die neuen Sternchen am Deutsch Punk-Himmel. Obwohl es Rogers seit 2006 gibt, erst als Notaufnahme, später als Jolly Rogers und jetzt nur noch als Rogers bekannt, erschien ihr Debüt «Flucht nach vorn» erst sieben Jahre nach der Gründung. Damals als Geheimtipp gehandelt, schüttelten sie spätestens mit ihrer neuen Scheibe «Mittelfinger für immer» den Status als Geheimtipp ab. Erfrischend und munter spielten sie auf und liessen die Fans tanzen. Endlich bildeten sich im Werk 21 Mosh Pits. Rogers unterstrichen ihr Talent und zeigten, wo sie hinwollen. Nämlich steil nach oben. Etabliertere Punkbands müssen sich warm anziehen. ROGERS sind auf dem Vormarsch. Zwischen etlichen Songs des neuen Albums, durften natürlich ältere Songs nicht fehlen. So macht es richtig Spass, den Düsseldorfern bei der Arbeit zuzusehen. Leider geht alles Schöne zu schnell vorbei, wobei dies nicht der letzte Besuch in der Schweiz war, denn einen Tag später spielten Rogers noch in Lyss. 

 

Was für ein Punk-Inferno wurde hier abgeliefert? Dass, das Werk 21 noch steht, grenzt an ein Wunder. Sämtliche drei Bands wussten, wie man die Zuschauer glücklich macht und die Soundqualität vermochte zu halten. Ein durch und durch gelungener Abend.

 

Lars Müller / Mi, 17. Apr 2019