Tomahawk ist das Projekt, bei dem wir abrocken!

Interview mit Duane Denison von Tomahawk

Am Zurich Openair spielte die experimentelle alternative Supergroup Tomahawk als Eröffnungsband der Hauptbühne am Donnerstag. Supergroup deshalb, weil mit Mike Patton (Faith No More, Fantômas und unzählige weitere Projekte), Duane Denison (Jesus Lizard), John Stanier (Helmet, Battles) und Trevor Dunn (Mr. Bungle, The Melvins, Fantômas) zahlreiche Musiker involviert sind, die auch mit weiteren Bands sehr erfolgreich sind. Wir trafen den Gitarristen Duane Denison zu einem Interview und sprachen mit ihm über die Koordination der Band und das neue, vierte Album «OddfellowS»!

 

Gestern konnte Mike Patton beim Konzert in Mailand seine Italienisch-Kenntnisse zeigen. Kennst du einige Wörter auf Deutsch, ausser den Titel eures Albums «Mit Gas»?

 

Duane Denison: (Beginnt auf Deutsch). Ich kenne ein bisschen Deutsch. (Wechselt anschliessend auf Englisch) Ich hatte ein Jahr Deutsch, als ich sehr jung war. Unsere Gruppe ist eigentlich ziemlich multilingual – besonders Mike, der Spanisch, Italienisch, Portugiesisch spricht. Trevor, unser Bassist, und ich können auch etwas Spanisch und zudem haben wir eine italienische Crew. Wir kommen also überall irgendwie durch mit unseren Sprachkenntnissen. 

Ihr habt gestern als Support von Nine Inch Nails gespielt und spielt auch ein paar Festivals mit ihnen – ist es wie auf Tour zu sein mit alten Freunden?

 

Duane Denison: Ja, irgendwie schon. Und auch einige der Tour Crew kennen wir. Sie sind toll und nichts anderes, als Respekt für Nine Inch Nails.

 

Dies ist das zweite Konzert in der Schweiz innerhalb von zwei Wochen – was weisst du über die Schweiz?

 

Duane Denison: Ich war schon sehr oft hier – auch mit The Jesus Lizard vor über 20 Jahren. Ich weiss also die offensichtlichen touristischen Sachen, wie zum Beispiel Schokolade, Kuckucksuhren, Gold und all diese Dinge.

 

Nach 2003 habt ihr nur sehr selten als Tomahawk Konzerte gespielt – aber seit Ende des letzten Jahres seit ihr fast ununterbrochen auf Tour. Weshalb wart ihr so lange nicht auf Tour?

 

Duane Denison: Es gibt viele Gründe. Battles wurden erfolgreich, es gab von Faith No More und The Jesus Lizard Reunion Tours, ich habe geheiratet und meine Frau bekam ein Kind. Als die Dinge ihren Lauf genommen haben und sich eingependelt haben, haben wir entschieden, dass wir ein Album aufnehmen und wieder zusammen spielen und es war toll.

 

Wenn ich mir eure Facebook Seite anschaue, dann postet ihr viele witzige Bilder. Scheint, als habt ihr viel Spass zusammen während dem Touren?

 

Duane Denison: Wir versuchen es jedenfalls. Wenn ich mir selbst die Bilder anschaue, dann sieht man uns meist irgendwo zusammen beim Essen. Vielleicht sollten wir eher Drogen und Prostituierte auf den Bildern haben. Aber dadurch, dass wir nicht die üblichen Rock’n’Roll Klischees erfüllen, scheint dies den Leuten zu gefallen.

 

Ihr habt sechs Jahre für das neue Album «OddfellowS» gebraucht – wird das nächste Album früher rauskommen?

 

Duane Denison: Ja! Wir machen bereits Entwürfe und tauschen Ideen untereinander aus.

 

Wer bringt die Texte, Melodien und Geräusche in die Songs?

 

Duane Denison: Das ist in erster Linie Mike Patton. Ich starte meist mit den ersten Entwürfen, Riffs, Beats, Akkord-Abläufen und gebe sie danach weiter für die Texte und Samples, die beigefügt werden. Anschliessend kommen wir zusammen und Proben, bevor wir für die Aufnahmen ins Studio gehen.

 

Eine Zeit lang hattet ihr keinen Bassisten. Wann genau kam Trevor Dunn von den Melvins in die Band? War er bei OddfellowS auch involviert?

 

Duane Denison: Ich weiss nicht genau, wann er hinzukam. OddfellowS haben vor rund eineinhalb Jahren aufgenommen und da war er bereits dabei. Er ist ein toller Allround-Bassist und ein Teil der Familie. Patton hat lange Zeit mit ihm gespielt bei den Melvins – er ist einfach ein Teil unserer Szene.

 

Soweit ich weiss, wart ihr nie auf Tour mit dem Anonymous Album. Werdet ihr einige Songs davon spielen?

 

Duane Denison: Das haben wir – wir haben den Song «Totem» gespielt, jedoch habe ich vergessen, diesen Song heute in die Setlist aufzunehmen. Sehr gerne würde ich eine Tour machen, bei der wir das ganze Anonymous Album spielen werden – und zwar nur Anonymous!

 

Das OddfellowS Album habt ihr in Dan Auerbachs Easy Eye Studio aufgenommen. Habt ihr eine spezielle Verbindung zu Dan Auerbachs Studio?

 

Duane Denison: Ich lebe in Nashville, wo auch das Studio ist und habe sie kennengelernt durch gemeinsame Freunde. Deshalb habe ich das Studio besucht und habe den Mix zwischen Moderne und Vintage sehr gemocht. Natürlich war es auch super, dass wir alles in einem Raum zur selben Zeit aufnehmen konnten. Und das Studio war zur selben Zeit verfügbar, als auch wir verfügbar waren, darum hat dies so funktioniert.

 

 

Ich würde gerne eine Silvester-Show machen – entweder in Reykjavik, auf den Osterinseln, in Krakau oder Havanna. Also an einem sehr speziellen Ort.

 

 

Jeder von euch hat andere Projekte neben Tomahawk. Wie funktioniert die Organisation und Zusammenarbeit mit Tomahawk?

 

Duane Denison: Es braucht viel Logistik, aber wir haben Manager und Label Manager. Wir fragen einander dann, was wir in den nächsten sechs Monaten für Termine haben und gleichen diese ab. Es ist wichtig, in Kontakt zu bleiben und zu wissen, was du vorhast. Sobald sich etwas ergibt für uns können wir dies nachher viel schneller machen. Es ist jedoch nicht einfach, da wir alle in anderen Städten leben, jedoch ist es international!

 

Ist es einfach, zwischen den Projekten zu wechseln?

Duane Denison: Ja – für alle von uns ist es einfach, denke ich. Es spielt keine Rolle, was wir sonst tun – Tomahawk ist das Projekt, bei dem wir rausgehen und abrocken! Einige Songs sind tricky, die meisten sind es jedoch nicht, jedenfalls nicht für uns. Es ist Rock und es muss direkt sein, Energie haben, eine Einstellung haben und all diese Dinge. Wenn wir dies also wollen, dann ist Tomahawk das, was wir machen.

 

Was geht momentan bei den anderen Projekten ab? Kommt bald etwas, worauf man sich freuen kann?

 

Duane Denison: Da läuft immer etwas. Zum Beispiel Trevor und Mike, die hüpfen rum vom einen zum nächsten. Sie beenden eine Tour, danach fliegen sie gleich weiter und spielen mit anderen. Aber fragst du mich nicht nach meinem Projekt?

 

Und das wäre?

Duane Denison: Ich habe ein Ensemble mit Alexander Hacke von Einstürzende Neubauten.

 

Und was wird bei diesem Projekt rauskommen?

Duane Denison: Ich weiss noch nicht, wann es rauskommen wird, da es noch nicht ganz fertig ist, aber es ist schon fast soweit. Es wird instrumental sein, fast wie Kammermusik mit Elementen aus dem Rock. Teilweise ist es geräuschvoll, teilweise ruhig. Du wirst sehen – es könnte ein Soundtrack sein oder Tanz Theater Musik. Wir sind jedenfalls kurz vor der Fertigstellung und in einer Woche werde ich ihn sehen in Berlin. Ich bleibe noch einen Extra Tag, damit wir dies machen können.

 

Wie hat die Zusammenarbeit über zwei Kontinente geklappt?

Duane Denison: Alexander reist viel und kam mehrere Male zu mir nach Nashville. Vor einem Jahr haben wir es aufgenommen. Ich habe einen Proberaum in Tennessee und dort haben wir es während zwei Wochen aufgenommen. Als Percussionisten hatten wir Brian Kotzur dabei, der auch mit Harmony Korine zusammengearbeitet hat – einem anderen Einheimischen aus Nashville.

 

Nach Zürich werdet ihr noch eine kurze Skandinavien Tour abhalten mit Bosnian Rainbows als Support und danach am Berlin Festival das letzte Konzert haben – wird wieder eine Pause von sechs Jahren folgen?

 

Duane Denison: Nein! Ich weiss nicht, wann wir wieder spielen, aber sicherlich Ende Jahr. Ich würde gerne eine Silvester-Show machen – entweder in Reykjavik, auf den Osterinseln, in Krakau oder Havanna. Also an einem sehr speziellen Ort.

 

Welches ist somit bisher der speziellste Ort, an dem ihr gespielt habt?

 

Duane Denison: St. Louis in Missouri, Davenport in Iowa, Hattiesburg in Mississippi – das waren spezielle Orte, an denen wir nicht mit Tomahawk gespielt haben, aber mit anderen Bands. Mit Hank Williams III. habe ich in Indianerreservaten gespielt. In Amerika sind viele Country-Bands, die den Indianerreservaten nachgehen und dort spielen. Es hat überall Casinos und sie sind alle im Besitz von verschiedenen Stämmen. Sie mögen Country Musik und deshalb haben wir dort gespielt.

 

Tomahawk - «Oddfellows» 

Hansjürg Stämpfli / Di, 10. Sep 2013