Das Lumpenpack: «Unser ganzes Oeuvre ist ein Coming-of-Age-Roman»
Aus der Taufe gehoben wurde das Projekt als Idee für Spass und Bier, doch Das Lumpenpack hat sich als Band, als Garant für wortwitzige, clevere Texte und kreativ-breite Musik fest etabliert. Im November erscheint ihr neues Album und im Dezember spielt die Band in Solothurn. Gute Gründe, um mit Gründungsmitglied Max Kennel über die Weltlage, Texte und Musik, Dynamiken innerhalb der Band oder eine irgendwie unerwartete Zusammenarbeit mit Alligatoah zu reden.
Wie ist der Name Das Lumpenpack entstanden, als ihr damals die Band gegründet habt?
Mehr aus der Not heraus. Wir hatten Lieder und immer schon ein bisschen damit gespielt. Aber mehr für Spass und Bier. Irgendwann hiess es: «Ihr braucht einen Namen». Wir dachten damals nicht, dass wir das 15 Jahre lang machen, sondern es mehr ein Lausbubenstreich wird. Also haben wir uns so genannt und der Name ist geblieben.
Das Lumpenpack war bis 2020 ein Duo, danach habe ihr es auf eine fünfköpfige Band erweitert. Wie hat sich dadurch die Dynamik in der Band verändert?
Es hat uns vieles erleichtert. Wir haben davor gemerkt, dass wir den ganzen Abend über zu 100 Prozent den Fokus auf uns haben und im Grunde keine Pause auf der Bühne machen können. Ich glaube immer noch nicht, dass wir sehr viele Pausen haben, aber man kann sich gut auf die anderen verlassen und das nimmt einem viel ab.
Hat das auch beim Songwriting-Prozess Änderungen gebracht?
Ja, total. Inzwischen müssen wir viel mehr auf die ganze Bandstruktur achten. Früher waren das eher gesungene Witze und heute sind es Lieder. Diese Entwicklung hat etwas gedauert, weil wir anfangs ins Blinde reingeschrieben haben. Wir hatten noch nie mit einer Band gespielt, aber die Songs bereits für die Band geschrieben. Jetzt haben wir ein paar Jahren Erfahrung gesammelt und können die Songs so schreiben, dass sie live am meisten Effekt erzielen.
Wie entstehen eure Songs? Schreibt und arrangiert ihr als Band?
Zumeist schreiben Jonas und ich mit einem Produzenten oder mit Leuten, mit denen wir immer mal wieder geschrieben haben. Manchmal ist es Jason aus der Band, aber wir schreiben nicht per se als Band zu fünft. Das passiert aktuell noch nicht, weil wir alle in unterschiedlichen Teilen von Deutschland wohnen, was eh schon kompliziert genug ist.
Ja, fürchterlich und jetzt, wenige Wochen später, müsste man eigentlich schon wieder nachlegen. Es ist total ermüdend.
Dieses Jahr habt ihr die Idee von «WZF!?» von 2020 mit dem Zusatz 2.4 neu aufgegriffen. War die Zeit reif, für eine zweite Bestandesaufnahme der aktuellen Weltlage?
Ja, fürchterlich und jetzt, wenige Wochen später, müsste man eigentlich schon wieder nachlegen. Es ist total ermüdend.
Die Welt dreht sich natürlich weiter. Passt ihr bei Konzerten diesen Text manchmal spontan an die Aktualität an?
Ja, aber nicht systematisch, eher, wenn uns spontan etwas einfällt. Wir werden nicht im Dezember neue Strophen dafür schreiben, aber vielleicht einzelne Teile leicht ändern.
Ihr habt beim Song mit Alligatoah gearbeitet. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?
Er hatte uns auf dem Schirm und wir wussten, dass er uns kennt, was total schön für uns war. Er mag unsere Textlastigkeit und die Herangehensweise an die Texte. Wir hatten irgendwann die Idee, «WZF» neu aufzunehmen, und wussten, dass wir dafür jemanden brauchen, der ein zusätzliches Element einbringt. Also haben wir ihm geschrieben, er fand die Idee total charmant und so haben wir das gemacht. Das freut uns sehr, weil er ja ein Riesenacts ist.
Er bringt etwas Metal mit. Wie passt das zu eurer Identität als Band?
Ich hatte da schon etwas Sorge, finde aber, dass es für den Song perfekt passt, weil es einen richtig schüttelt und das soll der Song ja tun. Irgendwie hat man die ganze Zeit das Gefühl, die Leute wachrütteln zu müssen. Da sind wir auch so uneitel zu sagen, dass das nicht die Musik ist, die wir dauernd machen, aber jene Musik, die hier gerade passt.
Das Lumpenpack feat. Alligatoh - «WZF?! (2.4 Update)
Bisher sind in diesem Jahr fünf Singles erschienen. Sind das Vorboten auf ein Album?
Genau. Wir nennen es Halbum. Es sollte eigentlich eine EP werden, aber es sind zu viele Stücke geworden. Die Platte heisst «Nie wieder wach» und erscheint am 22. November.
Jonas und du habt Wurzeln im Poetry Slam. Hattet ihr schon immer eine Affinität zur Musik oder ist das aus dem Poetry Slam entstanden?
Ich habe immer schon Gitarre gespielt und dazu gesungen und war früher ein klassischer Liedermacher, wie man in Deutschland dazu sagt. Jonas und ich haben erst gemeinsam Texte geschrieben, aber schnell gemerkt, dass es uns leichter fällt, Lieder zu schreiben und ab da hat es sich sukzessive entwickelt. Poetry Slam hat uns da schon sehr geholfen.
Wie lange feilt ihr mit diesem Hintergrund an den Songtexten.
Das ist ganz unterschiedlich. Ich finde, ein guter Text sollte eigentlich nur einen Tag benötigen. Aber da bin ich inzwischen eines Besseren belehrt worden, dass man auch lange an Sachen rumfeilen und sie nochmals umwerfen kann, bis sie gut werden. Aber eigentlich habe ich das Gefühl, wenn ein Impuls kommt und man den relativ schnell verschriftlicht, entstehen die besten Texte.
Ihr pointiert Themen gerne. Gibt es Themen, die ihr lieber nicht anpackt?
Beziehungskram war immer ein Thema, das wir nicht behandelt haben. Schlicht, weil wir sehr unerfahren und beide seit über zehn Jahren glücklich mit unseren Frauen liiert sind. Das sind Songs, die niemand hören will. Darum fällt uns das Thema etwa schwer, aber so langsam trauen wir uns da auch ran. Ich würde sagen, am ehesten ist die Liebe ein ausgeklammertes Thema in unseren Songs.
Wir haben studiert und das ganze Musikding hat sich nie nach Beruf angefühlt und ist doch dazu geworden.
Du hast Psychologie studiert. Wie hilfreich ist das beim Eintauchen in ein Thema?
Eher nicht. Ich glaube, das würde man sich zurechtlügen, wenn man sagt, dass das Studium da hilft. Es ist auch zu lange her.
Ich habe irgendwo gelesen, dass ihr immer mal wieder vom Älterwerden und der Zeit nach der Partyphase erzählt, beispielsweise in «Clubs dieser Stadt». Wie siehst du das?
Total, unser ganzes Oeuvre ist ein Coming-of-Age-Roman. Es ist ein Thema, um das wir kreisen, weil es mit unserer Jobgenese kompliziert ist. Wir haben studiert und das ganze Musikding hat sich nie nach Beruf angefühlt und ist doch dazu geworden. Jetzt bringt es alles mit sich, was ein normaler Job auch hat, etwa Tabellen und Stunden im Büro und man weiss nicht so recht, wo man hingehört. Gleichzeitig haben wir beide eine Familie gegründet. Es kam alles zueinander und das thematisieren wir natürlich.
Ihr spielt Anfang Dezember in Solothurn. Was darf das Publikum erwarten?
Das wird super. Es wird unser bisher grösstes Schweizer Konzert. Wir hatten ja im Sommer einen tollen Auftritt am Openair Gampel. Das wird einfach eine wunderschöne Show, weil sie so gross ist in der Schweiz. Für uns wird das zudem witzig, weil es deutsche Phänomene gibt, mit denen wir in der Schweiz kurz auf Unverständnis stossen. Aber wir schaffen es immer schnell, diese sprachliche und kulturelle Lücke zu überwinden. Das wird ein guter Abend.
Das Kofmehl in Solothurn ist dazu eine schöne Location. Ich weiss nicht, ob ihr sie schon kennt.
Nein, wir waren noch nie dort, haben aber schon viel Gutes davon gehört.
Das Lumpenpack spielt am 5. Dezember 2024 im Kofmehl in Solothurn. Wir verlosen Tickets: alle Infos zur Verlosung.
- Band: Das Lumpenpack
- Genre: Pop, Rock, Punk, Liedermacher, Songwriter
- Nationalität: Deutschland
- Aktuelles Album: «Nie wieder wach»
- Infos auf der Bandwebsite