«Swatka City ist sozusagen unser Rückzugsort.»

Interview mit David Niydegger von Swatka City
Bildquelle: 
Promobild / © Irascible

Ich erinnere mich, dass vor ein paar Jahren eine gute Freundin, die in Bern lebt und mit Musik so gar nichts am Hut hat, meinte, dass man von Swatka City noch hören werde. Sie würde die Band aus ihrem Umfeld kennen und sei sich ganz sicher. Das war kurz vor dem Auftritt auf der Waldbühne beim Gurtenfestival. Die Freundin hat recht behalten, denn inzwischen sind Swatka City durchaus ein Begriff in der heimischen Musiklandschaft. Aktuell sind die Berner gerade mit dem zweiten Studioalbum «Maruba» unterwegs und wir haben die Chance genutzt und David Nydegger, einen Teil des Duos, im Interview gefragt, wie wichtig jener Auftritt auf dem Gurten für sie war. Aber auch, wie es überhaupt zum Namen gekommen ist.  

 

 

Ein erstes Mal von Swatka City habe ich gehört, als ihr den Wettbewerb für die Waldbühne für das Gurtenfestival gewonnen habt. Das müsste 2010 gewesen sein. Wie viel hat euch dieser Slot gebracht? Was ist danach passiert?

Ich denke, genau das ist es, was er uns gebracht hat: dass die Leute überhaupt von uns Notiz genommen haben. Das und die Möglichkeit an einem grossen und vor allem für Berner wichtigen Festival auftreten zu können, war ein super Erlebnis für uns. Was danach kam, waren – grob zusammengefasst – zwei Alben, viele Konzerte im In- uns Ausland und der Entschluss, das Projekt Swatka City ernsthaft weiterzuführen.

 

Ihr wart aber auch schon vorher als Band ziemlich begehrt. So habt ihr in Budapest als Gast der Schweizer Botschaft gespielt und Dani Levy hat einen Song von euch für den Soundtrack zu «Das Leben ist lang» verwenden. Was war für euch ein Meilenstein in der Karriere von Swatka City?

Highlights gab es über die Jahre so einige. Das aktuellste ist sicher unser neues Album «Marabu». Wir finden, es ist ganz gut gelungen! Aber auch unsere bisherigen Tourneen in Richtung Osteuropa (es waren insgesamt drei), gehören zu diesen. Das ganze war jeweils ziemlich abenteuerlich geplant und führte so zu einigen unvergesslichen Momenten.

 

Was bedeutet der Name Swatka City?

Die Stadt ist fiktiv, bloss in unseren Köpfen und sozusagen unser Rückzugsort um Musik zu schreiben. Ich habe aber kürzlich erfahren, dass «Swatka» polnisch ist und «Verkupplerin» heisst…

 

Für das zweite Album habt ihr euch ein paar Jahre Zeit genommen. Habt ihr euch die Zeit bewusst genommen, um von der Aufmerksamkeit, die ihr bekommen habt, etwas Abstand zu gewinnen?

Es war ganz einfach mal Zeit für eine Pause und dafür, den Fokus auf andere Dinge zu setzen. Ich ging ein halbes Jahr auf Reisen und der Rest der Band widmete sich diversen anderen musikalischen Projekten. Die Pause hat zwar etwas länger gedauert als geplant, allerdings war sie genau so lange wie nötig. Ausserdem haben die Arbeiten am zweiten Album viel länger gedauert als beim Erstling – so dauerte es ein bisschen bis zur Veröffentlichung. Zudem sind wir halt Berner.

 

 

Es ist zweifellos ein schwereres Album als «Nighthawks» und bewegt sich mehr in den emotionalen Minustemperaturen. Durch den organischeren Ablauf und dem Beibehalten gewisser Unreinheiten und Zufälligkeiten beim Aufnahmeprozess, hat der «Marabu» etwas weniger Popappeal und wirkt dadurch automatisch schon mal härter und roher.

 

 

Ich habe gelesen, «Marabu» sei aufwändiger produziert. Was habt ihr anders gemacht als beim Debüt?

Der Hauptunterschied war sicher, dass wir diese Platte nur zu zweit und über einen Zeitraum von etwa einem Jahr eingespielt haben, während wir fürs erste Album als Band ins Studio gingen und alles innerhalb von zwei Wochen im Kasten hatten. Es gibt beim neuen Album also einen Unterschied zwischen Swatka City auf der Platte und Swatka City als Live-Band, wo wir natürlich  nach wie vor als Gruppe auftreten. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir diesmal keine «klassische» Studiosituation wollten. Unser Ziel war es, eine rohere, ungeschliffenere Platte zu machen, die langsam wächst und schon während dem Songwriting, laufend aufgenommen wird. So spielten mein Bruder Matthias und ich die Instrumenten-Parts an verschiedenen Orten und ohne Zeitdruck ein und schickten einander die Spuren so lange hin- und her, bis wir einen Song als fertig empfanden. So konnten wir uns vielmehr Zeit nehmen, an Details zu tüfteln und den Songs dadurch mehr Tiefe zu geben.

 

Wenn mich der Eindruck nicht täuscht, klingt die neue Platte etwas düsterer. Gibt es dafür einen Grund?

Es ist zweifellos ein schwereres Album als «Nighthawks» und bewegt sich mehr in den emotionalen Minustemperaturen. Durch den organischeren Ablauf und dem Beibehalten gewisser Unreinheiten und Zufälligkeiten beim Aufnahmeprozess, hat der «Marabu» etwas weniger Popappeal und wirkt dadurch automatisch schon mal härter und roher. Dazu kommt aber sicher auch die momentane, weltpolitische Situation, welche mich in der Zeit des Songschreibens (und natürlich auch jetzt noch) stark beschäftigt hat. Ich denke, das hat sicher auch  auf die Atmosphäre des Albums abgefärbt.

 

Mir ist besonders «Vertigo» aufgefallen. Natürlich, als Hitchcock-Fan, aber auch, weil er ein wenig wie ein hypnotischer Trip ist. Hat der Song eine Geschichte?

Im Song gehts um den Sog, welcher Alltäglichkeiten entwickeln können und von eigentlich wichtigeren Fragen im Leben ablenken. Hypnotischer Trip ist also nicht unpassend.

 

Im nächsten Atemzug nehmt ihr euch mit «Voyage, Voyage» einen 80er-Klassiker zur Brust und macht daraus etwas Eigenes. Wieso fiel die Wahl auf dieses Cover?

Ich wollte schon lange ein Cover von einem Song aus einer völlig anderen Sparte machen. Auf meiner Reise war ich dann unter anderem einen Monat in Kirgistan. Aus irgendeinem Grund ist 80er- und 90er-Jahre Eurodance dort noch wahnsinnig en vogue. Modern Talking beispielsweise. Oder eben auch «Voyage, Voyage». Da fiel mir auf wie wunderbar man diesen in einen melancholisch schleppenden Rocksong umwandeln könnte.

 

Was steht bei Swatka City für 2016 so in der Agenda? Was ist geplant?

Der Hauptfokus liegt sicher auf den Konzerten. Wir sind stetig daran, unsere Konzertagenda zu erweitern. Eine Option ist sicher auch, nochmals ins Ausland zu gehen. Einfach weil’s Spass macht! Wir arbeiten daran und hoffen, dass es klappt.

 

(Das Interview wurde schriftlich geführt.) 

 

Swatka City - «Mammoth»

 

  • Swatka City sind am 17. März im la Catrina live zu sehen. 
  • Das Album «Maruba» ist im Handel erhältlich oder bei iTunes downloadbar. 

 

Patrick Holenstein / So, 06. Mär 2016