Nostalgie und Spielfreude mit Weezer
Das unscheinbare, geflügelte W im Bühnenhintergrund verriet es: hier wird gleich eine Kultband auf der Bühne stehen, eine Band, die in den 90ern und frühen 00ern mit smarten Melodien Millionen Menschen begleitet hat. Weezer, die intellektuelle Speerspitze der 90er-Alternative oder College-Rockwelle, gaben Zürich die Ehre und liessen in der Halle 622 kaum Wünsche offen.
Weezer hatten oft die Aura, eine adäquate Verbindung zwischen Rock und Pop gefunden zu haben. Manche Quellen sprechen gar von Einflüssen aus dem klassischen Metal. Vermutlich waren solch langweilige Schubladen Weezer schon immer ega, denn im Grunde haben sie immer schon konsequent ihr Ding gemacht. Das manifestierte sich Zürich schon im minutenlangen Intro, das vorwegnahm, dass Weezer lange Instrumentalparts und Soli lieben. Sie zeigen Spielfreude, zelebrieren die Musik, ihr Universum, das Klangpuzzle, das ihre Songs so wunderbar auszeichnet.
Strahlende Gesichter, singende Münder und ein Zusammengehörigkeitsgefühl
Diese Ingredienzen ziehen noch heute, denn ab dem zweiten Song war die Stimmung da, Hände schlugen zusammen, Gesichter strahlten und manche Münder sangen Zeile für Zeile mit. Man feierte sie, hörte ihnen zu, sang mit ihnen. Weezer aktivierten dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das bei Konzerten entstehen kann, wenn sich eine Halle voller Menschen gemeinsam in der Musik verliert. Vielleicht liegt das daran, dass sich Weezer nicht so bierernst zu nehmen scheinen, aber dafür ihre Kunst umso mehr. Sänger Rivers Cuomo wirkte mit gelbem Shirt und Brille wie direkt aus einer Studentenverbindung, was durchaus Charisma bewies und auf charmante Art nerdig wirkte. Allgemein zeigten sich die vier Musiker bestens gelaunt.
Je länger das Konzert dauerte, desto besser klang der Sound und Weezer erzeugten einen Hauch von Nostalgie, jenes Gefühl der Erinnerung rund um die Jahrtausendwende, als ihre Musik – und die vieler Kollegen – den Soundtrack lieferten. Hach! Nostalgie! Garage Rock. Gitarrensoli. Mehrstimmiger Gesang. Spass, viel Spass sogar - auf und vor der Bühne. So bereiten Konzerte Freude. Songs wie «Island in the Sun» wurden entsprechen euphorisch gefeiert.
Schweizerdeutsche Ansage und zum Schluss «Buddy Holly»
Natürlich blitzte immer wieder der Humor der Band aus Los Angeles auf. Beispielsweise als Cuomo Ansagen in Schweizerdeutsch eröffnete und sich ganz gut hielt, bevor er wieder ins Englische wechselte. Oder wenn er meinte: «Diese Location ist viel grösser als der letzte Club, in dem wir hier spielten. Nächstes Mal wird es eine Arena. Aber jetzt geht es in die Garage.» Darauf folgte natürlich der Song «In the Garage»
Leider war das Konzert mit ca. eineinhalb Stunden etwas kurz. Dafür feuerte die sympathische Band mit «Beverly Hills» und «Buddy Holly» ihre grössten Hits als Zugabe in die Luft, wofür sie nochmals ausgiebig gefeiert wurde und als das Publikum am späten Dienstagabend aus der Halle strömte, sangen manche «I don’t care about that» und dürften den Ohrwurm vermutlich noch lange herumgetragen haben.
Weezer waren cool, haben einen schönen Mix aus Musikgeschichte und Nostalgie gespielt und klar gemacht, dass sie noch immer relevant sind.
- Band: Weezes
- Genre: Alternative, College-Rock
- Datum: 17. Juni 2025
- Location: Halle 622, Zürich
- Konzertdauer: ca. 90 Minuten