Xavier Rudd verbreitet friedliche Stimmung

Konzertkritik: Xavier Rudd im Kaufleuten
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Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Als ob er die friedliche Stimmung während des Konzerts noch einmal dick und fett unterstreichen wollte, beendet Xavier Rudd sein Set mit einem Cover von Bob Marleys «Buffalo Soldiers» und doch zeigt genau die Wahl des Titels, dass der Australier weit über den Tellerrand hinaus denkt und neben der klaren Botschaft für die Natur auch die Geschichte anderer Kontinente und Kulturen thematisiert. Hat doch Bob Marley über das Töten der Indianer durch befreite Sklaven in den USA gesungen. «Buffalo Soldiers» bezeichnet nämlich die Indianer in den Great Plains der USA, die Urvölker also, und somit wäre Xavier schon nahe bei den Aboriginies, den Ureinwohnern Australiens, deren Blut zum Teil in seinen Adern fliesst. 

 

Bild 1: Xavier Rudd hinter seinen präzise arrangierten Instrumenten. / Bild 2: Der Australier zeigt beim Spielen der Didgeridoo viel Lungenvolumen. (Mit Maus über Bild fahren) 

 

Zugegeben, der Wink mit Marley ist vielleicht etwas gesucht, würde aber gut zu Xavier Rudd passen, immerhin hängt über der Bühne die Flagge der Organisation Sea Shepard, die sich dem Schutz der Weltmeere verschrieben hat, und auch in den Songs des Multiinstrumentalisten schwingen Botschaften von Verbundenheit mit der Natur und der Welt beziehungsweise anderen Menschen mit. Aber nie dominant, nie missionierend, eher hinweisend, augenöffnend. Xavier Rudd wirkt auf der Bühne schon eher wie ein Spitzbub, grinst vergnügt und verschmitzt und pustet mit aller Kraft in die vor ihm aufgebauten Röhren. 

 

Barfuss zwischen Bankern und Alt-Hippies

 

Die Röhren sind Didgeridoos und gehörten zur Konstruktion aus Instrumenten, für die Rudd bekannt ist. Was da genau um ihn herum arrangiert ist, übersteigt wohl die Auffassungsgabe manches Konzertbesuchers und ist auch nicht der Punkt. An ein Konzert von Xavier Rudd geht man nicht, um jedes Detail zu erspähen, sondern um sich treiben zu lassen, sanft von einer Melodie zu nächsten zu wiegen und einlullen zu lassen. Doch, was ist das? Xavier dominiert die erste Hälfte des Sets mit markanten, stampfenden Beats, die Assoziationen zu rituellen Stammestrommeln wecken. Vermutlich wurzeln sie sogar in der Kultur der Aboriginies. Im Kaufleuten funktionieren die Beats. Menschen in wallenden Röcken und bunt zusammengewürfelten Outfits tanzen barfuss neben Bankern und Alt-Hippies - es ist herrlich. 

 

Bild 1: Da wirkt jemand mit sich und der Welt zufrieden. Jedenfalls suggeriert der Blick diesen Eindruck. / Bild 2: Die verzierte Gitarre scheint ein Markenzeichen Rudds zu sein.  

 

Die Hymne «Messages» startet Xavier so sanft, dass das Publikum einen Moment braucht, bis es erkennt, welcher Song gerade gespielt wird. Dafür singen die Menschen im gut gefüllten Club kräftig mit. Xavier Rudd zeigt im Kaufleuten ein sympathisches Konzert und bringt beeindruckend viel Rhythmik in sein Set, denn immerhin steht er alleine auf der Bühne. Xavier ist eine Rampensau, fühlt sich pudelwohl, wenn er hinter seinen Instrumenten sitzt. Das ist dem australischen Naturburschen deutlich anzusehen. Musikalisch kommt man sich zwar manchmal vor wie in einem bewusstseinserweiternden Kurs, wenn hypnotisch repetitive Elemente sich mit stampfenden Beats paaren und man gleich danach mit kaum hörbar leisen Teppichen auf den Boden geholt wird. Aber das ist Xavier Rudd, wie man ihn kennt und liebt.

 

Bilder: Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Patrick Holenstein / Fr, 21. Jun 2013