Unter dem Label «Wonder Voices» traten der israelische Sänger Asaf Avidan und die britische Sängerin Ellie Goulding an der Baloise Session auf. Beide zogen nicht ihren besten Tag ein, wenn vermutlich aus unterschiedlichen Gründen. Aber von vorne.

Den Einstieg in den Abend machte Asaf Avidan, jener Mann, der vor gut zehn Jahren mit «One Day/Reckoning Song» einen riesigen Hit hatte. Manchmal wird Asaf Avidan mit dem Label Folkmusiker versehen, aber im Grunde ist er eine One Man Band und macht, was ihm Spass bereitet. So spielte er die ersten beiden Songs am Flügel und wechselte später an die Gitarre, nutzte dazu aber noch ein Mix Tablet und Effekte auf der Stimme. Die Menschen im Saal hörten andächtig zu, klatschten nur zurückhaltend. Avidan dagegen variierte, freestylte sogar und den Menschen gefiel es.

Ein Song, der Asaf Avidan fühlen lässt

Aber da war trotzdem dieser Elefant im Raum, Asaf Avidan stammt aus Israel und er hat aufgrund der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten ernsthaft über eine Absage der Tour nachgedacht. Offenbar hat er sich anders entschieden, wirkte aber logischerweise betroffen. Er liess sich aber nicht zu politischen Ansagen hinreissen, sondern erlaubte sich, sein Set spontan zu ändern, wie es gerade zu seinen Gefühlen passte. So spielte er einen Song, den er nicht so oft spielt und der ihn «vielleicht fühlen lässt». In diesem Moment wirkte er sehr traurig. Verständlich und vermutlich der Grund dafür, dass sein Set ruhig und eher gemässigt war. Asaf Avidan hatte nicht den besten Abend, aber bei den Ereignissen in Israel ist das verständlich.

Ellie Goulding dagegen stammt aus England und sie hat keine Ausrede, erreichte aber so gut wie keine Verbindung zum Publikum. Jetzt war Ellie noch nie als besonders fröhliche Performerin bekannt, aber streckenweise wirkte sie fast schon scheu, vermied Blickkontakt mit dem Publikum und achtet darauf, dass eine Distanz im Raum bestand. Schade eigentlich, denn Ellie hat einige grosse Hits, die sie natürlich alle spielte, die aber so etwas an Wirkung verloren.

Gemeinsam mit 6 Backgroundsängerinnen sowie einem Keyboarder und einem Schlagzeuger stand sie auf der Bühne. Sie hätte nur drei Stunden schlafen können, erzählte sie im Laufe des Sets und wollte wissen, ob jemand Tipps für besseres Schlafen hätte. Magnesium wurde ihr empfohlen, aber Ellie winkte ab. Sie hätte das schon probiert, sogar CBD helfe nicht. Es entstand der Eindruck, dass Ellie gerade angeschlagen ist. Vermutlich liegt hier auch der Grund für ihre Zurückhaltung bzw. für die nicht optimale Tagesform.

Ellie Goulding stand sich selbst etwas in Weg

Ellie schaute beim Reden die Leute nicht an, senkte den Blick konstant. Es sei aber auch nicht einfach, vor sitzenden Menschen zu spielen, meinte sie. Das mag sein, aber als Profi muss sie da drüberstehen. Zumal sie ihre Stimme ja nicht zu verstecken braucht, denn die klang voluminös und kraftvoll. Erstaunlich war daher schon, dass sich Ellie mit ihrer kühlen Art etwas selbst im Weg stand. Aber es gibt Acts, die nicht so die Verbindung suchen, vielleicht muss man das akzeptieren.

Trotzdem fehlte bei Ellie Goulding etwas die Intensität über den Abend gesehen. Da nützten dann Konfetti und Hits nur noch bedingt. Es war nicht so, dass Ellie Goulding einen schlechten Gig gespielt hätte, aber man fühlte sich einfach nicht so richtig eingebunden, die Bühnenpräsenz war schlicht nicht intensiv genug, weil Ellie – Schlaflosigkeit oder andere Gründe hin oder her – keinen Draht zum Publikum fand.

Asaf Avidan und Ellie Goulding zogen beiden nicht die besten Tage ein, solide waren beiden Gigs trotzdem. Bei Asaf war die Stimmung etwas besser als bei Ellie, aber für Konzerte, die in Erinnerung bleiben, braucht es mehr.

• Act 1: Asaf Avidan
• Genre: Songwriter, Folk, Pop

• Act 2: Ellie Goulding
• Genre: Pop
• Location: Baloise Session
• Datum: 3. November 2023