Wie Tausendundeine Nacht

Konzertkritik: Myrath im Kofmehl
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Promobild

Der Sommer ist offiziell vorbei – der letzte Samstag im September wurde aber trotzdem noch richtig heiss. Zumindest in der Raumbar des Kofmehl in Solothurn. Der Verein «Eleven Rock» hatte für die diesjährige «Prog & Metal Night» vier Bands aus dem In- und Ausland gewonnen. So feierte das Publikum am 24. September die Schweizer Bands Appearance of Nothing und Influence X, bevor die Italiener von DGM und zuletzt auch Myrath die Bühne betraten.

 

Letztere kommen aus Tunesien, was man auch deutlich hört. Der Progressive-Metal der Truppe ist mit orientalischen Rhythmen und Melodien durchsetzt, und das passt einwandfrei. Zudem finden sich im Repertoire von Myrath nicht nur englische, sondern auch arabische Stücke. So zum Beispiel einige Parts des Songs «Beyond the Stars», welcher auch einen Weg auf die Setlist gefunden hat. Ansonsten stammte ein Grossteil der Songs aus dem aktuellen Album «Legacy» – aber auch die Vorgänger «Tales of the Sand» und «Desert Call» wurden nicht aussen vor gelassen.

 

Wichtig war es aber sowieso nicht, welche Lieder von welchem Album stammen. Sie fügten sich perfekt ineinander, und das Publikum feierte alle Songs gleichermassen. Die Töne sassen, sowohl die der Instrumentalisten als auch die volle Stimme des Leadsängers. Der Sound passte, heiss war es in dem kleinen Raum mit den vielen Menschen sowieso, und auch optisch haben die fünf Musiker die Wüste nach Solothurn verfrachtet – mit Hilfe einer Bauchtänzerin. Denn die Musik von Myrath lässt nicht nur den Kopf, sondern auch die Hüften kreisen.

 

Nur sehen konnten die Dame nicht alle, denn dafür lag schlicht die Bühne zu weit unten. Aber auch dafür hatte Sänger Zaher Zorgati eine Lösung parat. Er setzte sich einfach mitten im Publikum auf den Boden – und dieses tat es ihm gleich. Ein Gefühl wie in einer orientalischen Märchenstunde mit Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.

 

Bis nach Mitternacht dauerte die «Eleven Rock Prog & Metal Night» im Kofmehl. Danach wurde noch eine Weile weiter getrunken und geplaudert, was sich auch einige Mitglieder der Bands nicht nehmen liessen. 

 

 

Ein ausgelassener Abend mit vier tollen Bands aus der Prog-Szene. Myrath dürften das nächste Mal meinetwegen gerne auch auf der grossen Bühne in der Halle spielen. Sie hätten es verdient. 

Seraina Schöpfer / Mo, 03. Okt 2016