Who’s got the crack?

Konzertkritik: Adam Green im Papiersaal
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© Tanja Lipak

Adam Green hat kein Crack (mehr). Und Maculay Culkin auch nicht. Die wilden Zeiten sind aber trotzdem nicht vorbei. Dies stellte Green vergangene Woche klar. An seiner Roadshow «Aladdin» zeigte der Sänger seinen neuen und gleichnamigen Film und spielte anschliessend eine Live-Show mitsamt 5-köpfiger Band («Coming Soon» eine Wahnsinnsband. Sehr Empfehlenswert.). Dies gab es lange nicht. Zuletzt war der Minne mit einer Akustikshow in Zürich und davor gab es ein nettes Duett-Album mit Binki Shapiro. Das ist aber bereits 3 Jahre her. Vergangene Woche kam endlich neues Material mitsamt dazugehörigem Langspielfilm. Im besagten Streifen spielt Adam den Wunderlampen-Finder Aladdin selbst. Das Werk funktioniert trotz seiner ganzen psychedelischen Beschaffenheit - der Film spielt in einer bunten, comicartigen Papp-Welt – wunderbar. Die Geschichte ist reich an philosophisch-schweren Dialogen und nackter Haut. Diese Widersprüche, die sich üblicherweise zwischen Adams bizarren Songtexten und den «Leonard Cohen»-artigen Melodien ergaben, spiegeln sich eben auch im Film wieder. Nur auf andere Weise. Es ist eine kindlich verspielte Abrechnung mit unserer materialistischen Welt. So sieht sich der Dschinni in dieser Version nicht als mächtiger Flaschengeist, sondern eher als 3D-Druck-Master.

 

 

Adam mit der Band «Coming Soon».

 

Was zunächst bizarr und abgedreht klingt, funktioniert aber tiptop als Langspielfilm. Ganz im Gegensatz zu Adams Erstlingswerk «The Wrong Ferrari».  Doch eben die Zeiten der ausschweifenden After-Show-Partynächte gehören nicht mehr in Adams Programm. Der Künstler zeigte sich nach der Papiersaal-Show mit Apfel beim Merch-Stand. Dort gab es Autogramme, Umarmungen, Wangenküsse und viele Komplimente für den Sänger. In seinem fast  zweistündigen Konzert holte er nicht nur alte Evergreens wie «Dance with me» oder «Friends of Mine» aus seiner Trickkiste hervor, sondern auch Songs wie «We’re not supposed to be lovers», ein Lied, das seit Jahren nicht mehr zum Standard-Repertoire gehörte. Die neuen Stücke des gerade erschienene Albums «Aladdin» fügen sich mühelos in sein bisheriges Werk ein. Insbesondere die erste Singleauskopplung «Never Lift a Finger» besitzt Ohrwurmcharakter. Mit den neuen Songs ist Adam gerade auf Roadshow. Die Kombination aus Filmvorführung und Live-Show lässt einen für unvergessliche vier Stunden in Adams Welt eintauchen.

 

Was Adam von der ganzen Idee hält könnt ihr im Interview hier nachlesen. Bäckstage traf den Sänger bereits im Januar an der Vernissage seiner «Aladdin»-Filmkulissen in der Fondation Beyeler.

 

 

 

Tanja Lipak / So, 22. Mai 2016