Von Hip Hop und Katzenvideos

Konzertkritik: Macklemore and Ryan Lewis
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

Vier Mädels, die Streichinstrumente spielten, zur Linken, vier Jungs, die ein Blasinstrument in der Hand hielten, zur Rechten und niemand anders als Ryan Lewis in der goldenen Mitte. Alle erschienen sie aus dem inneren Teil der Bühne, mechanisch hochgefahren und begleitet von hohem Gesang und den Rufen des Publikums. Aufsteigender künstlicher Nebel am vorderen Teil der Stage und das Gekreische der Menge wurde lauter als darin die Umrisse von Ben Haggerty alias Macklemore auftauchten.

 

Knapp zwei Jahre ist es her, seit das Hip-Hop-Duo aus Seattle das letzte Mal in der Schweiz war. Unter Ben Haggerty kennt den Amerikaner kaum jemand aber zusammen mit seinem Komplizen, Ryan Lewis, stürmt er unter dem Namen Macklemore & Ryan Lewis immer wieder aufs Neue die Charts und bringt diverse Konzerthallen und Festivalgelände zum Beben. Allerdings war das Hallenstadion dieses Mal nicht ausverkauft, die beiden Männer gaben aber offensichtlich trotzdem ihr Bestes, um das Publikum mitzureissen und einen unvergesslichen Konzertabend zu bescheren.

 

Nach 20 Minuten schwanden die Hemmungen 

 

Auf den Stehplätzen wurde vom ersten bis zum letzten Lied getanzt, mitgesungen und die Hände in die Höhen gehalten. Deutlich erkennbar war, dass die geniale Stimmung nicht jeden der gut 9000 Personen im Hallenstadion erreichte. Die Besucherinnen und Besucher auf den Sitzplätzen schienen das Wort «Sitz» ziemlich ernst zu nehmen, denn auf den oberen Rängen wagte sich zu Beginn des Konzertes kaum jemand aufzustehen. Als das Duo dann nach gut 20 Minuten den Song «Thrift Shop» performte, erhob sich der eine oder andere vom Stuhl und die Hemmungen der Besucher schwanden allmählich. 

 

Bilder: © Seraina Thuma

 

Auffällig während der ganzen Show waren die ziemlich merkwürdigen Bühnenbilder: einzelne Ausschnitte aus Texten schienen wie in einer einfachen Power-Point-Präsentation dargestellt zu sein und seltsame Bildcollagen wurden auf die Grossleinwand projiziert. Auch Macklemore’s Begeisterung für Katzen scheint sich kaum in Grenzen zu halten; entweder erwähnte er Katzen in den Liedern, die Tänzer waren als Katzen kostümiert oder Katzenvideos erschienen im XXL-Format auf den Bildschirmen. Wem’s gefällt, dem gefällt’s, andere können sich dies wohl nur mit einem «Typisch Macklemore» erklären.

 

Sozialkritik und Zweitberuf: Daddy 

 

Typisch Macklemore ist auch sein Umgang mit dem Publikum. Mal ein Schwätzchen dort, eine Geschichte nach einem Lied da und eine andere Story nach dem nächsten Song – sehr sympathisch aber für einen Künstler, der bereits schon viel von seinem Leben in den Songs offenbart. So sang der bald 33-Jährige während gut eineinhalb Stunden über Drogenkonsum, gleichgeschlechtliche Ehe und sozialkritische Themen und erzählte zwischendurch ausserdem Erlebnisse aus seinem Zweitberuf als Daddy.

 

Das Konzert beendete er nach dem Song «And we Danced» – welches definitiv zu diesem Abend wie die Faust aufs Auge passte – und einer ausgiebigen Vorstellungs- und Danksagungsrunde für die total 16 Crewmitglieder.

 

Die rund 9‘000 Menschen im Stadion hat das Team um Macklemore & Ryan Lewis mitgerissen, da verzeiht man auch, dass nicht alles so ganz live war. 

 

 

Rahel Inauen / Sa, 26. Mär 2016