Sunrise Avenue sagten Tschüss

Konzertkritik: Sunrise Avenue in Zürich
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Bäckstage / ©Lisa Gosteli

Kurz nach 20.00 Uhr startete auf dem grossen Screen im Bühnenhintergrund der Countdown zur finalen Abschiedstour von Sunrise Avenue. Das erste von zwei Abschiedskonzerten im Zürcher Hallenstadion.

 

Vor rund 13‘000 Zuschauern betrat eine gutgelaunte, aber doch sehr aufgeregte Band die Bühne und zeigte sich erfreut, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können. Die ewigen Schiebereien und Planungsunsicherheiten der letzten beiden Jahre führten dazu, dass die Abschiedstour circa 2 Jahrelang immer wieder verschoben werden musste. Das Publikum hat aber in der Pandemie nichts verlernt. Es sang und feierte als hätte es die grosse Livemusikpause gar nie gegeben.

 

Den Auftakt des Sets machte «Thank you for everything», das letzte Lied das die Band zeitgleich zur Ankündigung der Bandauflösung, im Dezember 2019 veröffentlichte. Die Setlist war eine bunte Mischung aus den bekannten Liedern der Finnen. Auf grosse Überraschungen mit vielen älteren Songs der letzten 16 Jahre hofften die Fans vergeblich. Aber auch so fehlte es nicht an Emotionen, weder auf noch vor der Bühne. Viele der Lieder auf der Setlist hatten mit Abschied, Ende oder Liebeskummer zu tun. Was im Zusammenhang mit einer Abschiedstour sicherlich nicht falsch war.

 

Fotos: Bäckstage / ©Lisa Gosteli

 

Nach einem Besuch in «Funkytown», bei dem die Rap-Parts des finnischen Musikers Tommy Lindgren, der bereits 2015 mit auf Tour war, auf der grossen Leinwand in die Show eingeblendet wurden, ging es über «Heartbreak Century» ins «Afterglow». Nachglühen würde der Abend bestimmt noch eine Zeitlang bei allen Beteiligten. Das zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits ab.  Schwenkende Hände, Klatschen, Springen und einfach Geniessen wechselte sich das ganze Konzert über ab.

 

Die Nightliner Version von «Forever yours» brachte danach etwas düstere Stimmung ins Hallenstadion. Auf den Screens im Hintergrund wurden abwechselnd Publikum und Band eingeblendet. So dass auch die Zuschauer im hinteren Bereich des Hallenstadions sehen konnten, wie Drummer Sami Osala seine Schlagzeugbecken mit Begeisterung und Leidenschaft bearbeitete.

 

Irgendwann nutzte Frontmann Samu Haber den Moment, um sich mit dem Publikum zu unterhalten. Er erzählte, wie glücklich sie waren, in Zürich sein zu können und wie toll er die Stadt findet. Dass wir doch sehr nette Autofahrer hätten, die auch bei seltsamen Radfahrern vorsichtig seien, wofür er sehr dankbar gewesen sei. Was für einige Lacher sorgte. Auf gleichzeitige und unverständliche Zwischenrufe der Zuschauer am Stegende, entgegnete der blonde Finne, dass man doch vor 3 Jahren schon geklärt hätte, dass er nichts verstehen könne, wenn alle gleichzeitig reden würden. Dass sei schon mit seinen Geschwistern immer das gleiche gewesen. Die gelöste Stimmung zog er weiter und startete «I can break your heart». Herzen werden an diesem Abend bestimmt einige gebrochen worden sein, bei dem Gedanken ans kommende Ende der Bandgeschichte.

 

Als auf der Leinwand ein Einspieler von Samu erschien, wurde es ruhig im beinahe vollen Hallenstadion und fast ebenso ruhig startet das Intro zu «Home».

Zu den Zeilen «Home…It`s a feeling…. it`s beeing… it`s the tickel on your foot…. home is here…. home is you…» verwandelte sich das Hallenstadion in ein Lichtermeer. Hühnerhautmoment garantiert, spätestens wenn man gesehen hat, wie nahe das Lied dem Frontmann geht.

 

Weiter ging es in der 21 Liedern umfassenden, doch beachtlichen Setlist mit «Hurtsville». Bassist Raul Ruutu und Riku Rajamaa an der Gitarre griffen gekonnt in ihre Saiten und nutzen gutgelaunt hin und wieder den Steg, um auch ihr Können in den Mittelpunkt zu stellen.

 

Erinnerungen an den ersten Auftritt im Hallenstadion

 

Etwas später im Konzert machte Samu einen Ausflug in die Vergangenheit und erzählte von damals, als sie das erste Mal in der Schweiz auftreten durften. Das war am Energy Stars for free im Jahr 2006 und ebenfalls im Hallenstadion, allerdings «nur» an der Kindershow am Nachmittag. Die Erinnerungen daran, was sie seither erlebt hatten, bildete den Übergang zu «Welcome to my life».

 

Auf Osmo Ikonens Keyboard-Solo freuten sich die Fans, gehörte es doch fest zu einem Konzertabend der Band. Doch läutete er damit auch das Finale des Abends ein und gleitete mit einem fliessenden Übergang ins Intro zu «Fairytale gone bad», bei dem die gesamte Halle lautstark mitsang. Das zweitletzte Lied sollte doch noch eine kleine Überraschung bereithalten. «Wonderland» im düsteren Nightliner Stil, eine gewöhnungsbedürftige Version des Liedes aus dem Debütalbum «On the way to Wonderland» von 2006.

 

Danach hatte der Frontman eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte war, sie würden nicht mehr aufhören zu spielen, was für viele Fans doch eher eine gute Nachricht gewesen wäre. Lachend meinte er dann aber doch, dass leider nur noch ein Lied übrig bleibe, die gute Nachricht sei jedoch, dass sie am nächsten Tag nochmal im Hallenstadion zu Gast seien. Bei denjenigen, die am allerletzten Konzert in der Schweiz nicht dabei sein würden, bedankte er sich für alles was das Schweizer Publikum der Band in den letzten 16 Jahren und in verschiedenen Location, von der Maag Hall über das Volkshaus, dem Kaufleuten bis ins Hallenstadion, Locarno oder auf dem Gurten entgegenbrachten. Sie würden wieder kommen; zum Snowboarden. Wie immer in den letzten Jahren machte auch an diesem Montag «Hollywood Hills» das Schlusslicht.  Lautstark wurde noch einmal mitgesungen und gefeiert, bevor sich die Band ein zweitletztes Mal in der Schweiz verabschiedeten und sich das Hallenstadion leerte.

 

Lisa Gosteli / So, 29. Mai 2022