Rykka weckt die Lovebugs

Konzertkritik: Lovebugs @ Härterei
Bildquelle: 
www.lovebugs.ch / @ Tabea Hüberli

Der blonde Wirbelwind, der mitten im Set zu den Lovebugs auf die Bühne tritt, heisst Rykka, ist eine kanadische Sängerin mit Schweizer Wurzeln und nahm mit den Baslern für deren aktuelles Album das Duett «Cry Your Heart Out» auf. Ausserdem heizte sie für die Basler in der Härterei ein. Und jetzt spielt Rykka beim Konzert nicht nur die Duettpartnerin von Adrian Sieber, sondern verkörpert auch so etwas wie den Funken, der die Lovebugs ausbrechen lässt. 

 

Nach der ersten halben Stunde denkt man sich nämlich, dass die Lovebugs zwar nach jahrelanger Bühnenerfahrung wie ein gut geöltes Uhrwerk funktionieren und musikalisch alles stimmt, aber der Gesamteindruck etwas trocken wirkt. Die Band ist nach so langer Zeit besten abgestimmt, jeder Akkord sitzt, jeder Tastendruck passt und Sieber hat als Frontmann eine durch hunderte Konzerte geschulte Präsenz. Aber genau hier liegt das Problem, denn die Lovebugs vermögen kaum zu überraschen. 

 

Einsatz von Pauke und Mini-Keyboard

 

Wie wenn Rykka sie erweckt hätte, zeigen die Lovebugs nach deren Auftritt plötzlich deutlich mehr Enthusiasmus. «Diesen Song spielen wir nur für uns, weil wir ihn so mögen», verkündet Sieber vor «Tonight». Und plötzlich sorgen die Lovebugs für Abwechslung. So bearbeiten Sieber und Gitarrist Thomas Rechberger in der Folge zusammen mit Drummer Simon Ramseier gleich zu dritt das Schlagzeug. Oder die geschlossene Band formiert sich wenig später in Reih und Glied am Bühnenrand, um mit Pauke und Mini-Keyboard um den Hals die erstaunlicherweise nur halbvolle Härterei zu begeistern.

 

Den interessantesten Versuch wagt allerdings Adrian Sieber. Bei «Everybody Knows» singt er ganz alleine und ohne jegliche Verstärkung und begleitet sich dabei auf der Gitarre. So mutig die Idee ist, so schwierig ist die Umsetzung. Die Härterei ist akustisch für solche Experimente offenbar nicht sehr geeignet, denn Sieber ist nur leise zu hören. Das wäre aber nicht schlimm, sondern im Gegenteil, eher stimmungsvoll. Leider geht Siebers Sologang jedoch zusätzlich unter, weil einige Zuschauer offenbar ohne lautes Mitklatschen nicht leben können und Sieber förmlich übertönen. 

 

Als Zugabe gibt es noch «Avalon» und die Lovebugs mit einer letzten Viertelstunde voller ungebremster Energie, die als logische Entwicklung bei der Steigerung innerhalb des Konzerts ihren verdienten Höhepunkt erreicht. Ein wilder Abschuss für ein Konzert, das anfangs etwas Starthilfe brauchte, aber dann dem Namen Lovebugs durchaus gerecht wurde. 

Patrick Holenstein / Fr, 28. Dez 2012