Nick Murphy zeigt sich vielseitig und experimentell.

Konzertkritik: Nick Murphy im Komplex 457
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Bäckstage

Nach mehr als drei Jahren Abstinenz beehrte Nick Murphy (damals noch als Chet Faker unterwegs) die Schweiz mit einem einzigen Konzert in in der Hipster-Hauptstadt Zürich. Die EP «Missing Link», welche im Mai dieses Jahres erschien, markierte einen Richtungswechsel für den Künstler in vielerlei Hinsicht: Zum einen entschied er, ab sofort unter seinem Geburtsnamen Musik zu machen, zum anderen veröffentlichte er in letzter Zeit Musik, welche einen immer größeren Anteil an tonischen Experimenten aufweist. Dies muss nicht unbedingt heissen, dass der Mann plötzlich komplett andere Musik macht, sondern eher eine Art Neuausrichtung seiner musikalischen Fähigkeiten. 

 

Bereits nach einem kurzen instrumentalen Intro von Nick und der Band wurdr das Publikum dort abgeholt, wo der höchste Wiedererkennungswert gilt, nämlich beim Song «Gold». Stimmig und knackig mit der Live-Band umgesetzt markierte es einer der erinnerungswerten Momente des Abends. Nick Murphy, in seinem schwarzem Anzug mit weissen Hemd eine fast identische Kopie von Father John Misty, präsentierte sich oft ausgeleuchtet im Scheinwerferlicht und zeigte sich klar als Bandleader. Trotz gewissen Momenten, in denen die Mitmusiker sich auf ihren Instrumenten austoben konnten, stand der Herr des Abends ganz klar im Mittelpunkt und sang sich durch eine gesunde Mischung seiner bisherigen Werke.

 

Fotos: © Bäckstage

 

Nach ein paar weiteren Songs lud Nick Murphy Marcus Marr, mit dem er die «Work EP» aufgenommen hatte, auf die Bühne zum gemeinsamen Liedersingen ein. Sofort wurde es funkig und poppig im Komplex, das Publikum war offensichtlich vertraut mit der zu hörenden Musik. «I’m Into You». Ein anderer Teil der Zuhörerschaft schien schon im Wochenende angekommen zu sein, denn manche Gruppierungen verbrachten den Abend eher damit, untereinander laute Gespräche zu führen, als Nick Murphy ein Ohr zu leihen. Dieser hielt seine Ansagen spärlich und liess nicht gross in seine Gefühlswelt einblicken: Die Songs der Setlist wurden zwar authentisch gespielt, dennoch konnte ein gewisser Spitaleffekt beobachtet werden, da die Klänge trotz Liveband doch eher kühl und geplant klangen.

  

Nick Murphy lieferte ein eindrückliches Konzert ab, das ein abwechslungsreicher Zusammenschnitt seines bisherigen Werdegangs darstellen sollte. Dies ist ihm offensichtlich gelungen, auch wenn mancher Konzertbesucher sicherlich nur mindestens die Hälfte davon mitbekam. 

* Wir konnten im Vorfeld mit Nick Murphy in einem Telefoninterview über die Aufgabe von Chet Faker und seine Musik sprechen.

 

David Schaufelberger / Di, 28. Nov 2017