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Konzertkritik: Nick Howard im Komplex Klub
Bildquelle: 
Promobild / © Shervin Lainez

Text von Thomas Hügli

 

Am Schluss war nur noch eine der beiden Schwestern zu sehen, mit denen ich noch am Eingang und kurz darauf an der Bar ins Gespräch gekommen war. „Und hat dir das Konzert gefallen»?, fragte ich sie. Ich war überrascht, denn sie antwortete mit einem grummeligen «mmhh, ja ganz gut». Die beiden kennen die Bandmitglieder in ihrer aktuellen Zusammensetzung, kommen aus Deutschland und wollten ein paar Fotoaufnahmen der Musiker während der Show machen. Vielleicht lag ihr Zögern an der Tatsache, dass sie dasselbe Konzert bereits zweimal an anderen Spielorten erlebten und die Wiederholung allgemein nicht besonders gut bekommen ist oder auch an den Bildern, die sie geschossen haben. Ich jedenfalls habe 23 Seiten Notizen in meinen Block gesudelt und es hätten mehr werden können, so musikalisch abwechslungsreich war der Auftritt von Nick Howard und seiner Band.

 

Gute Stimmung im Komplex Klub, hervorragende Akustik, auch ohne Ohrenstöpsel zu geniessen (ein grosses Lob an den Soundmischer), gefühlvolle Balladen, fetziger Pop-Rock und eine stilsichere, bühnenreife Vorstellung auf einer stimmungsvollen Stage. Das ist NICK, wie er mit grossen, beleuchteten Lettern an der Bühnenwand angeschrieben ist. Ein Mann, ein Markenzeichen, eine Identifikation und hohe Erwartungen an den Gewinner von «The Voice of Germany 2012».

 

«So danke, so groovy», flüstert Nick ins Mikrophon. Mit halb offenem Hemd und verdammt gutem Aussehen, hat er zumindest die weiblichen Konzertbesucherinnen bereits überzeugt. Spätestens nach Beginn des Konzertes und den ersten zwei fröhlichen, sehnsuchtserweckenden Songs, wird klar, dass hier ein Profi am Werk ist, der nichts dem Zufall überlässt. Nick kassiert tobenden Applaus. Leider wird er aber nicht vor Technikproblemen verschont und muss schon bald seine defekte Gitarre austauschen. Den Lapsus behebt er mit einem Augenzwinkern und bemerkt in holprigem Deutsch, «Dankeschön Zürich, gehts euch gut? Wir sind super auch!“

 

Locker gespielte Songs, voller Hoffnung und guter Laune, lassen das Gefühl von Sonne, Strand und Happiness aufkommen. Nick Howards Lieder könnten in jedem Werbespot einer Versicherungsgesellschaft bestehen und erinnern auch an die Musik von Teenie College Soaps. Als Singer / Songwriter ist er ein begnadeter Künstler und trotz oder gerade wegen seiner weichgespülten Stimme, bekommt seine Musik die nötige Resonanz. Mit «Superhero» bezieht Nick das sich mittlerweile in gehöriger Partystimmung befindende sehr heterogene Publikum mit ein und entlockt diesem immer wieder lautstark den Refrain des Liedes.

 

«lets party, feel fun, feel groovy»

 

Nick gibt dem Konzert seine ganz eigene Dynamik. Er ist der perfekte Entertainer und weiss sein Publikum zu verzaubern, selten sieht man 300 Leute, die gleichzeitig ein Herzzeichen mit ihren Fingern formen und winken. «Super Love“ und rote Luftballons. Einige wenige abgedroschene Statements hätte sich Nick allerdings sparen können. «The best show, the best audience, the best tour ever», kommt nicht so glaubwürdig rüber. Glaubwürdig allerdings ist die Begeisterung die Nick aufbringt für seinen The-Voice-Hit «Unbreakable». Seine Stimme wirkt jetzt anders, hat mehr Elan und Herzblut, wirkt noch klarer und feiner, fast schon bubenhaft.

 

 

Nick lässt nicht locker, rockt die Bude, nutzt intermusikalische Elemente, zum Beispiel von Tom Petty‘s Hit «Free fallin‘», ist nach kurzer Ankündigung «may i come down on the floor» auch schon mitten im Publikum und singt fast schon wie zu Hause, unplugged und ohne Verstärkung und Mikro. Ein Nick zum Anfassen und Zuhören. Seine Bandmitglieder stellt er einzeln vor und jeder von ihnen bietet ein fulminantes Solo auf seinem Instrument. Die Band hält den Spannungsbogen und spielt als Zugabe einen klassischen Rock‘n Roll. Nick ist sichtlich und hörbar in seinem Element, das ist sein Ding. Er sorgt für Stimmung, packt sein Publikum mit Kraft, Ausdauer und sehr guter Unterhaltung. So wie es aussieht arbeitet Nick an einer ernsthaften Karriere, die weitere hitverdächtige Pop-Rocksongs hervorbringen wird. 

 

Patrick Holenstein / Sa, 11. Okt 2014