Kodaline: Wenn Halloween-Masken nicht von Schwächen ablenken

Konzert-Kritik: Kodaline in Zürich
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Bäckstage / © Sandra Rohrer

Bis Kodaline diese Woche in der Samsung Hall auftreten konnten, mussten die Fans viel Geduld haben. Immerhin wurde das Konzert vor Monaten verschoben und jetzt nachgeholt. Dafür haben die Iren jetzt ein neues Album, das auch in der Samsung Hall ein Thema war.

 

Durch die lästige Parkplatzsuche reichte es erst für den zweiten Support Act in die Halle, aber Wild Youth gaben standesgemäss Vollgas, sind die Iren doch jung und wild und besonders der Sänger und Gitarrist Ed Porter beherrscht das Flirten mit Publikum und den Kameras. Musikalisch waren sie rockig und ziemlich gut.

 

Um 21.00 Uhr betraten dann Kodaline die Bühne, richtig gruslig geschminkt, schliesslich war am Konzerttag Halloween. Im Style steckte viel Arbeit und auch das Bühnenbild war zum Thema Halloween gestaltet, beispielsweise mit Kürbissen am Schlagzeug. Die Halle war sehr gut und zu 90% mit weiblichem, jungen Publikum gefüllt. Besonders schön: einige kamen ebenfalls verkleidet. Als Zombies oder Hexen und bereit, mit Kodaline eine Halloween-Party zu feiern.

 

Nach denn erstens Songs folgte mit «Brother» einer ihrer Hits und da sangen schon die ersten Fans textsicher mit. Nach dem sechsten Song griff Sänger Steve erstmals nach seiner dampfenden Teetasse auf dem Keyboard. Im Publikum wunderten sich einige, ob er wohl krank sei. Schon seit längerem ist bekannt, dass Steve seit einigen Jahren regelmässig Probleme mit der Stimme hat. Das hörte man an diesem Abend vor allem, wenn er redete. Dann klang er sehr heiser. Man hörte zudem von Fans in der Halle, dass er in Wiesbaden meinte, er sei erkältet. Das ist er sehr oft, wenn er auf Tour ist. Auffällig ungünstige positioniert war das Keyboard, denn die Hälfte der Leute in der Halle konnte eine Weile lang nur Steves Rücken sehen, wenn er in die Tasten haute. Das hätte man auf dieser Bühne durchaus besser platzieren können.

 

Fotos: Bäckstage.ch / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com

 

Die Jungs gaben ihr Bestes. Hit für Hit, von «Love Like This» über «All I Want» bis zu «High Hopes» als letzten Song im Set. Diesen sang Steve aber nicht mehr selber oder nur eingeschränkt. Die hohen Töne traf er schon gar nicht mehr, krächzte eher. Irgendetwas war mit seiner Stimme nicht in Ordnung, was man je länger das Konzert dauerte, desto stärker hörte. Steve persönlich meinte zu Bäckstage nach dem Konzert: «Sorry I really struggled after 22 shows, my voice is giving up on me.» 

 

So unpersönlich wie dieses Konzert, war bisher wohl noch kaum eines von Kodaline und die Bäckstage-Redaktion war schon an einigen Konzerten der Band in der Schweiz. Kaum geredet wurde auf der Bühne, selten ein Lächeln. Wie wenn sie Roboter wären, standen sie dort und spielten ihr Konzert. Was der Grund dafür ist, blieb Geheimnis der Band. Nach einer Stunde meinte Steve schon: last Song. Da sah man einigen an: was um 22.00 schon fertig? Es ging dann mit Zugaben doch noch 20 Minuten weiter. 

 

Schlussendlich war dieses Konzert, mal abgesehen von den Masken, die wirklich ein Highlight markierten, eine Enttäuschung. Steve und seine Bandkollegen sollten mehr auf sich acht geben, nicht dass die Stimme noch ganz wegfällt. Vielleicht war aber auch sonst im Hintergrund der Wurm drin. Interessant wäre zudem gewesen, etwas mehr über die neuen Songs zu erfahren, schliesslich wurde das ursprüngliche Konzert für die Aufnahmen verschoben. Aber vielleicht ist das bei Kodaline auch nicht so wichtig und Fans wollen die Songs hören. Da das Album noch gar nicht so lange im Handel ist, kannten wohl noch nicht alle im Publikum die neuen Songs.

 

Die Stimmung im Publikum war aber trotz angeschlagener Stimme von Sänger Steve gut. Die Leute machten mit und offensichtlich störte das Publikum nicht, dass die Band nicht hundertprozentig auf der Höhe war. Aber am Schluss des Konzertes waren auch negative Stimmen zu hören: «Wieso soviel Geld ausgeben, wenn der Sänger nicht fit ist?», meinte jemand. Andere machten sich gar regelrecht lustig über Steves Stimme und die verpatzten hohen Songeinlagen. Nicht schön, aber als Künstler muss man damit wohl leben. 

 

Kodaline waren an Halloween 2018 nicht in Bestform. Der Stimmung in der Halle hat das aber nicht geschadet.

 

Sandra Rohrer / So, 04. Nov 2018