MS MR haben in Zürich für einen Hurricane gesorgt

Kritik: MS MR im X-Tra
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msmrsounds.com

Manchmal vergeht die Zeit wie im Flug – so auch bei der Karriere des New Yorker Electro-Pop-Duos MS MR. 2012 sorgten Lizzy Plapinger und Max Hershenow mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums «Secondhand Rapture» für Wirbel in der internationalen Musikszene. Die erste Single «Hurricane» bekam daraufhin die Auszeichnung «Best New Track» von Pitchfork. Ihren Erfolg so wirklich fassen konnten MS MR damals jedoch noch nicht so richtig, als Bäckstage die Newcomer anlässlich ihrer CH-Premiere im Juli 2013 zum Interview getroffen hatte. «Dass wir mit «Hurricane» bekannt wurden, hat uns sowohl überrascht wie auch geehrt. Er ist einer der Songs, der uns wirklich am Herzen liegt. Wir hatten eigentlich immer gedacht, wenn, dann würde uns der Durchbruch sicher mit «Bones» passieren», so Sängerin Lizzy. Das ganze Interview gibt es hier

 

Neu und alt

 

In den letzten zwei Jahren hat sich bei MS MR so Manches getan, vieles blieb aber auch beim Alten. Neu ist nebst dem im Sommer erschienen Zweitling «How Does It Feel» auch die Besetzung der zwei Live-Musiker, an den Drums und dem Keyboard/Bass. Ganz beim Alten: Lizzys Faible für knallbunte Haare im Regenbogen-Ombre-Look ist geblieben, auch wenn ihre Haare beim Konzert in der Limmatstadt ein verhältnismässig unauffälliges, knalliges Rot hatten. Ihre Outfits hatten einen durchaus rotzig-glamourösen Touch: goldige Glitzer-Leggins kombiniert mit einem schwarzen BH und offengetragener Lederjacke bei Lizzy Plapinger und das farblich daran angelehnte 80er-Jahre-Disco-Pop-Outfit von Max «Goldjunge» Hershenow.

 

Doch nicht nur optisch, sondern auch musikalisch wurde ordentlich in die Tasten gehauen. MS MR sorgten mit ihrem Tumblr-Glitch-Pop – ein von ihnen aus einem Spass heraus kreierten, genrebezeichnenden Wortkonstrukt – und einer ausgewogenen Mischung aus neuen und alten Songs während des rund 60-minütigen Gigs für durchweg ausgelassene Stimmung. Geradezu mühelos wusste die ebenso quirlige wie auch charmante Sängerin sich auf dem wabernden Synthie-Teppich zu bewegen und das Publikum wie beispielsweise beim anfänglichen «Fantasy» zu begeistern. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie mit MS MR schon an weltbekannten Festivals wie dem Glastonbury in England, dem Lollapalooza in Chicago und dem Coachella in Kalifornien gespielt hat.

 

MS MR überraschten positiv

 

MS MR sind so wie es aussieht immer für eine Überraschung gut. So überraschten sie nicht nur 2012 mit der Veröffentlichung von «Secondhand Rapture», sondern auch bei ihrem zweiten Konzert in Zürich. Denn das verheissungsvolle zweite Album schien im Vergleich zum Erstling stellenweise nicht mehr ganz so wuchtig und eindringlich – im X-tra war jedoch davon nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteilm, Songs wie «Wrong Victory» und «Criminals» wirkten nicht nur druckvoller und lebendiger, sondern entwickelten gar eine Eigendynamik, die ganz im Gegensatz zu den Zugabe-Songs «Bones» und «Hurricane», keinesfalls vorhersehbar war. Letztere sorgten erwartungsgemäss für kollektive Ekstase und lautstarkes Mitsingens im Publikum. Ein perfektes Ende für einen leider viel zu kurzen Auftritt.

 

Lizzy und Max haben die Hürde gemeistert, bei ihrem zweiten Schweizer Gig in einer weitaus grösseren Location zu spielen. MS MR haben sich musikalisch weiterentwickelt und sich neue Klangfelder angeeignet. Trotzdem bleibt die Verankerung in Dark Orchestral Retro-Pop und der Hang zu Glamour-Piano-Balladen bestehen. 

Dominique Rais / Mi, 18. Nov 2015