Melody Gardot Kritik

Konzertkritik: Melody Gardot
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Promobild

Die Türen zum Kongresshaus wurden bereits ungewohnt früh, nämlich um 18 Uhr, geöffnet und das mehrheitlich ältere Publikum strömte zügig in den bestuhlten Konzertsaal.

 

Pünktlich, eine Stunde später, betrat Melody Gardot die Bühne und legte gleich mit dem melodramatischen Song «The Rain» los. Sie wurde durch verschiedene internationale Musiker unterstützt, die ihr Können auf hohem Niveau zeigten. Langsam breitete sich eine Stille im Saal aus und die letzten paar Leute nahmen ihre Plätze ein.

 

Gebrochenes Englisch und russischer Akzent

 

Nach dem Song «Goodbye» begrüßte Melody Gardot das Publikum mit ihrer honigweichen Stimme. Die Dame besitzt eine unglaubliche Präsenz und ihre Gestik und die Art, wie sie spricht, sind magisch. Sie entschuldigte sich, dass ihr Englisch so gebrochen sei, aber die letzten Tage habe sie hauptsächlich Spanisch und Französisch gesprochen. Plötzlich begann sie gebrochenes Englisch mit einem russischen Akzent zu sprechen. Das Publikum brach in schallendes Gelächter aus und Melody legte gleich mit «Mira» aus ihrem dritten Studioalbum los. Der Song ist geprägt von Samba- und Bossa-Nova-Klängen. Das Publikum im Saal begann sich langsam auf den Stühlen leicht zu bewegen und die etwas steife Stimmung wurde aufgelockert.

 

In der Hälfte des Sets erzählte Melody, dass sie eine große Bewunderin der kapverdischen Sängerin Cesaria Evoria sei, die leider 2011 verstorben ist. Sie widmete ihr den Song «Saudade».

 

Melody spielte vor allem Songs aus ihren Alben «Me And My Only Thrill» und dem 2012 erschienen Album «The Absence“. Immer wieder erzählte sie zwischendurch eindrückliche und lustige Erlebnisse ihrer 18-monatigen Reise durch Afrika und Südamerika. Die Einflüsse verschiedener Musikstile dieser Kontinente sind deutlich hörbar in den Songs aus «The Absence».

 

Durch einen schweren Unfall lernte Gardot Gitarre zu spielen

 

Gegen Ende des Sets war es dann endlich soweit und die graziöse Dame setzte zu ihren Hit «Who Will Comfort Me» an. Frau Gardot hinterlässt einige offene Münder im Publikum. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie erst nach einem schweren Fahrrad-Unfall mit 19 Jahren im Rahmen einer Musiktherapie Gitarre und Jazz-Klavier spielen lernte.

 

Bei «Lemanja» animierte Melody die Gäste zum Mitsingen und -tanzen. Das am Anfang etwas versteifte Publikum verwandelte das Kongresshaus in einen kochenden Hexenkessel. Am Ende des Songs verliess Gardot die Bühne und natürlich forderte das Publikum klatschend und stampfend eine Zugabe. Prompt wurde dieser Wunsch erfüllt und Melody entliess das Schweizer Publikum mit einer herrlich leichten Version von «Somewhere Over The Rainbow» in den ruhigen Sonntagabend. 

Driele Da Silva / Fr, 26. Apr 2013