Leoparden stürmen das Exil

Konzertkritik:Phonoflakes Album Release Party
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© Nicole Imhof

Der Leopard wurde von der Leine gelassen. Die Phonoflakes haben am Freitag im Exil ihre langersehnte Platte «7.30 and Edinburgh» getauft. Getreu dem tierischen Motto der Scheibe stürmte Sängerin Melanie Schweickardt die Bühne im Leopardenlook samt Pelz. Doch Rockmusik heizt ein – die warme Jacke musste bald weg.

 

Das Publikum war anfangs sehr verhalten und erwartungsvoll, wurde dann aber je länger, desto mehr mitgerissen von den packenden Beats und melodiösen Gitarrenriffs. Der Bühnenpräsenz der Phonoflakes kann sich kaum jemand entziehen und der Applaus wurde nach jedem Song stürmischer. Es folgten zwei ruhigere Balladen, die für nachdenklichere Stimmung sorgten. Aber die Pause war nur von kurzer Dauer: Dompteur Sergej übernahm die Bühne und drängte die Band kurzfristig in den Hintergrund. Seine Dressur von vier Leopardinnen fand grossen Anklang im Saal - nicht nur bei den männlichen Gästen. Er zelebrierte die Plattentaufe so richtig, es rieselte sogar Glitzerregen von der Decke. Dann legte die Band zur zweiten Konzerthälfte mit doppelter Power los. Und die vier Leopardinnen erfüllten ihren Auftrag, indem sie von der ersten Reihe aus ansteckende Tanzwut unter den Zuschauern verbreiteten.

 

Die Musik entwickelt die gesamte Band.

 

Die Musik der Phonoflakes ist insgesamt reifer geworden. Für ihr Debüt-Album haben sie Songs gewählt, welche der grossartigen Stimme von Melanie Schweickhardt mehr Raum lassen. Die Lyrics sind authentisch und man weiss nie recht, ob man lieber dem letzten Textfetzen nachhängen oder mit dem nächsten Beat mithüpfen will. Ihre Songs schreiben sie selbst, erzählt Oli Scolaro, der Gitarrist der Band. Die Texte stammen mehrheitlich aus der Feder von Melanie und die Musik drum rum entwickeln sie gemeinsam. So entsteht ein Sound, der in sich stimmt und die Texte trägt, egal wie brachial der Rock daher fegt.

 

 

Die Kombination von tief gehenden Texten mit hartem Alternativ Rock und eingängigen Melodien lässt niemanden kalt. Umso erfreulicher, dass wir jetzt endlich zumindest 12 Songs der Band auch mal in einem ruhigeren Moment hören dürfen, um mehr zu erfahren. Es wurde lange an dem Album herumgefeilt, dafür sind jetzt alle Bandmitglieder zufrieden mit dem Produkt. «Es bringt auf den Punkt, wer die Phonoflakes sind», sagt Bassist Dave Meier.

 

Der Pelz war selbstverständlich nicht echt.

 

Aber nicht nur das Album hatte sein Premiere – auch der neue Drummer der Phonoflakes, Roman Dähler, hat seine Sache gut gemeistert. Und in ein paar Wochen erscheint das zweite Video – Oli kündigt ein wahres Meiststück an. Man darf gespannt sein, was die Band als nächstes auftischt. Und der Pelz vom Anfang war selbstverständlich kein echter, wie uns Melanie persönlich versichert hat.

 

Die Plattentaufe war ein Erfolg und wir fragen uns insgeheim, wie viele der kleinen Album-Cover-Leoparden zuhause gebastelt werden. Zum Konzertbeginn hat nämlich jeder einen Bastelbogen samt Anleitung für das 3D-Cover erhalten. Und alle diejenigen, die der Band zur anschliessenden Afterparty ins ehrwürdige El Dorado gefolgt sind, haben in jedem Fall einen Kater mit nach Hause genommen – auch ohne Bastelarbeiten!

 

www.phonoflakes.com

Bilder: © Nicole Imhof

Jenny / So, 14. Apr 2013