Jamaika und zurück

Konzertkritik: Gentleman @Komplex 457
Gentleman
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Gentleman Facebook

Wenn man an Reggae denkt, dann gilt der erste Gedanke wohl Musikerlegende Bob Marley. Doch es war ein anderer, der vergangenen Sonntag mit Reggae-Klängen verzauberte. Für den Kölner Tilmann Otto, besser bekannt als Gentleman, ist Jamaika – wo der Reggae seine Wurzeln hat – längst zur zweiten Heimat geworden. Seit seinem 18. Lebensjahr reist der 39-jährige regelmässig nach Jamaika und konnte sich auch dort als einer von wenigen ausländischen Künstlern etablieren.

 

Das Konzert war zwar nicht ganz ausverkauft, aber das tat der Stimmung keinerlei Abbruch. Doch bis die Reggae-Party mit Gentleman steigen konnte, machte er es spannend. Seine 2010 gegründete Band The Evolution kündigte den Auftritt von Gentleman an, zu Beginn wurde dem Publikum aber erst einmal durch die Backgroundsängerinnen ordentlich eingeheizt.

 

 Reggae-Party

 

Beim breiten Publikum geriet der Reggae über die letzten Jahre zunehmend in Vergessenheit, doch das Durchhaltevermögen und die ehrliche Liebe zur Rastafari-Kultur machten es Gentleman möglich sich im Musikbusiness zu behaupten. Mit dem im April veröffentlichen Album «New Day Dawn“ legte er einen Meilenstein in seiner persönlichen Erfolgsvita vor, denn erstmals kam er ganz ohne Gastmusiker aus und produzierte zudem seine Platte gänzlich im Alleingang.

 

Dann war es endlich soweit und Gentleman betrat «The Journey» singend und unter ohrenbetäubenden Jubelschreien die Komplex-Bühne. Die Reggae-Party konnte also beginnen und so verwandelte sich der Saal für zwei Stunden in ein Reggae-Paradies. «Zürich, schön euch mal wieder zu sehen», begrüsste er das Publikum und forderte es sogleich auf alle Feuerzeuge rauszuholen. Von den Reggae-Klängen wie berauscht folgten die Konzertbesucher jeder seiner Aufforderungen.

 

 Fast 15 Jahre Gentleman

 

Marihuana und Reggae gehören zusammen wie Bonnie und Clyde – so auch vergangenen Sonntag. Das Rauchverbot gerade zu kategorisch missachtet, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis der erste Joint auf die Bühne geflogen kam. Gentleman schien darüber sichtlich amüsiert.

 

Über die letzten Jahre hinweg ist jede Menge Songmaterial zusammen gekommen, darunter so manche Chartstürmer, die Gentleman auch dieses Mal dem Publikum nicht vorenthalten wollte. Ob «Intoxication», «To The Top» oder «It No Pretty», dem Publikum wurden Songs aus nahezu 15 Jahren Gentleman geliefert.

 

Jamaikanische Lockerheit

 

Berührungsängste scheint es für Gentleman nicht zu geben. So suchte er bei Songs wie «Dem Gone» und seinem Mega-Hit «Superior» den direkten Kontakt zu seinen Fans in der ersten Reihe. Besonderes Highlight seiner Show war der Auftritt von Reggae-Sänger Daddy Rings, der Gentleman bei etlichen Songs gesanglich unterstützte und so den Roots-Reggae vertrat.

 

Die Lichter gingen immer wieder an und aus und so reihte sich Zugabe an Zugabe bis Gentleman den von vielen sehnsüchtig erwarteten Hit «Remember Me» ab seiner aktuellen Platte und mit lautstarker Unterstützung des Publikums performte. Gentleman schaffte mit seinem Reggae-Sound den Alltagsstress abzuschütteln und die jamaikanische Lockerheit in die Limmatstadt zu bringen.

Dominique Rais / Mo, 28. Okt 2013