Gut gelaunter Milow im Bierhübeli

Konzertkritik: Milow in Bern
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Viele würden sowieso nur wegen Pornografie zu ihm kommen, witzelte Milow im Laufe des Abends und amüsierte sich. Vermutlich spielte er damit auf den Hit «Ayo Technology» an, der oft missverstanden wird. Gleichzeitig unterstrich Milow sehr charmant, dass er sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Die Menschen im bedauerlicherweise nur überschaubar gefüllten Bierhübeli waren schnell im Bann von Milow. Dieser wurde von Nina Babet und Tom Vanstiphout unterstützt. Das Trio ist seit über 15 Jahren gemeinsam unterwegs und längst gut befreundet.

 

Milow zeigte sich bestens aufgelegt und machte den Anschein, dass er sich über das Publikum sehr freute. Nach Monaten ohne Gigs glaubt man ihm das sofort. So erzählte er von einem Auftritt im Rahmen der Streaming-Serie der Baloise Session, der noch ohne Publikum sein musste, und betonte, dass es komisch gewesen sei und er im Grunde auch von Zuhause aus hätte spielen können. Musikalisch blieb das Trio ebenfalls nichts schuldig. Hits wie «You Don’t Know» oder «Howling at the Moon» fehlten nicht und Nina und Tom zeigten zwischenzeitig mit Soli ihre musikalischen Qualitäten.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Irgendwann im Set griff Milow den Pornogedanken nochmals auf und meinte, er habe doch Porno versprochen und spielte die ersten Akkorde von «Ayo Technology». Der Hit, mit dem der Belgier seinen Durchbruch feierte, gehört natürlich in jedes seiner Sets. Aber Milow spielte ebenfalls einen neuen Song. Quasi als Müsterchen für das neue Album. Es werde im Juni oder Juli kommen, erzählte er und fügte gleich hinzu, dass danach eine Tour folgen wird. Passend zur Jahreszeit packte Milow einen stimmungsvollen Weihnachtssong ins Set. Überhaupt war der Abend stilvoll und geschickt abgestimmt. Vom blind harmonierenden Trio auf der Bühne über die Setlist und das Publikum, das sich über Livemusik freute, bis zu den Sprüchen und Geschichten, die Milow erzählte.

 

Dabei war eine traurige, denn Milow erzählte von Oscar, der Teil der Band war, aber an Krebs gestorben ist. Diese nachdenkliche Seite passt genau so zu Milow wie der gutgelaunte Entertainer. Es macht den charmanten Musiker sogar noch authentischer. Nach rund zwei Stunden voller Geschichten über Fondue und Schnaps oder Michael Jordan und einer beachtlichen Anzahl liebgewonnener Songs, endete das Konzert. Es bleibt nur die Vorfreude auf die angekündigte Tour.

 

Wenn Milow auf der Bühne steht, liefert er. Charmant und offen, aber auch Vollprofi und -musiker, der sehr genau weiss, was die Leute von ihm erwarten. Im Bierhübeli hat die Chemie zwischen Milow und seinem Publikum wunderbar gepasst.

 

Sandra Rohrer / Fr, 26. Nov 2021