Endo Anaconda erklärte das «Böse Alter» im KIFF

Konzertkritik: Stiller Has im KIFF
Bildquelle: 
www.stillerhas.ch / © Peter Moser-Kamm

Man hat das Gefühl, das KiFF habe sich in ein wild durchmischtes, eher aber älteres Wollknäuel mit lichten Haaren verwandelt. Es sind wenige Minuten vor halb neun an einem Freitagabend und die Band, auf die alle warten, ist keine geringere als Stiller Has. Fröhliches Geplauder und Sitzen auf dem Bühnenrand versprechen eine lockere Atmosphäre, wenn auch ein bisschen eingerostet. Der Blick aber täuscht, was sich spätestens nach den ersten Tönen des Liedes «Pirat» herausstellt, dem Opener des ersten Sets. Endo Anacondas Stimme eindrücklich wie eh und je, und, man hat das Gefühl, besser und rauchiger. 

 

Schnell wird klar, dass bei Stiller Has das Gesprochene zwischen den Liedern ebenbürtig wie die Musik ist. «Märli» wird durch Endos Worte: «Trudi Gerster isch immer no besser als Ritalin, drum gloubi immer no a Määrli» eingeleitet, «Böses Alter» mit: «Wüssider was würklech böses Alter isch? Wen eim de Greis im Tram Platz macht» kommentiert. 

 

Neckische Blicke auf der Bühne, «ellböglen» im Publikum

 

Endo, der schwarzgekleidete Mafiaboss im Strohhut. Seine Truppe, Gitarrist René «Schifer» Schafer, Bassistin Salome Buder und Trommler Markus Fürst zeigten eindrucksvoll, wie gut eine Band mit so vielen Jahren auf dem Buckel zusammen funktionieren kann. Hie und da werden neckische Blicke untereinander ausgetauscht, hier ein Lächeln mit jemandem im Publikum, oft wird mit geschlossenen Augen glücklich und vertieft musiziert. Der Song «Walliselle» schließlich treibt diverse Zuschauer zum Mitsingen und «ellböglen» an, sehr zum Schmunzeln der anwesenden jüngeren Generationen. Das erste Set schliesst mit «D’Helfti», vor welchem Endo sogleich die Frage beantwortet, warum er den häufiger einen Hut trage: «Werum de Huet? Well ig wenich Haarwuchs mittlerwiile han. Wen ich würd ä Huet lüpfe, chemted grad dhelfti hoor mit!»

 

«Schifahre» eröffnet das zweite Set. Bei «Casanova» wird die Bühne in ein tiefes Rot getaucht und die Wenigsten lassen sich nicht mitreissen von der Musik. Die Zugabe beginnt mit «Guarda Che Luna» (im Original von Fred Buscaglione) und endet mit «Merci», einem Lied mit der Textzeile «aber i wott meh, meh als mönschemöglich isch, i wott nech ändlech lache gseh, so lachit emal, lachit, lachit, lachit isch scho rächt!», sehr zutreffend auf Endo Anacondas Hunger nach Mehr und eine Ansprache, die schließen lässt, dass lange noch nicht fertig sei.

David Schaufelberger / Di, 14. Mai 2013