Ein heller «Hunter's Moon» und «Ritual»(e) in GHOST's «Devil Church»

Konzertkritik: GHOST
Bildquelle: 
David Schaufelberger / Handyfoto

GHOST sind seit 2007 nicht mehr aus der Szene des harten Rock wegzudenken. Mit dem Debütalbum «Opus Eponymous» (2010) setzte die schwedische Formation einen Meilenstein, Fans auf der ganzen Welt und auch gestandene Musiker wie James Hetfield (Metallica) oder Phil Anselmo (ex-Pantera) priesen sie in hohen Tönen. Die Mischung aus «Black Sabbath»-esquen Riffs, einem gnadenlos guten Songwriting und lyrischen Inhalten wie Himmel/Hölle, Gott/Teufel und sonstigen Horror-Einflüssen ist nicht per se neu. Auch die Ästhetik der Band auf der Bühne bedient sich den Outfits von Grössen wie Alice Cooper oder Marilyn Manson. 

 

Dies streitet Mastermind der Band Tobias Forge auch gar nicht ab, in Interviews hört man ihn sagen, dass seine gesamten musikalischen Vorlieben die Musik entsprechend beeinflussen und er dieser Natürlichkeit auch nicht bewusst ausweichen will. In der Tradition von oben genannten Acts spielen Ghost gerne mit okkulten Elementen und christliche Vereinigungen werfen der Band immer wieder vor, sich dem Satanismus hinzugeben. Forge befeuert die Vorwürfe seinerseits genüsslich. Manche Textzeilen sind sicher bewusst provokant, sodass die Vorwürfe teils nachvollziehbar sind. 

 

Was GHOST aber von anderen Bands abhebt, ist die Tatsache, dass ihr Erscheinen stets mit einer gesunden Portion Ironie und Sarkasmus daherkommt. Ein Beispiel dafür ist das Alter-Ego von Sänger Tobias Forge, ein satanischer Priester, welches nach jedem Tourzyklus durch eine neue Inkarnation ersetzt oder gefeuert wird (Papa Emeritus I, II, III, Cardinal Copia und aktuell Papa Emeritus IV). 

 

Die Fans lieben die Band und Mitmusiker (passend «Nameless Ghouls» genannt) innig, was auch an ihrem Konzert im Hallenstadion letzten Freitag deutlich sichtbar ist. Papa Emeritus Make-Up, GHOST T-Shirts und allerlei lustige Banner sind zahlreich vorhanden. Die Stimmung in der Halle ist erstaunlich ruhig, fast schon andächtig und erwartungsvoll. Ein weisser Vorhang verdeckt die Bühne und Punkt neun ertönt auch bereits das Intro von «Kaisarion» und mit einem Knall zeigt sich die Bühne und Band dem jubelnden Publikum. 

 

Reich verzierte Fresken und bunte Bleiglasfenster schmücken die Bühne kirchenähnlich, ausgestossener Weihrauch komplettiert das Bild einer Messe. Die acht-köpfige Band um Papa Emeritus IV gibt sich enorm spielsicher und komplettiert den breiten Sound aus der Anlage entsprechend. Man merkt schnell, dass GHOST zu einer grossen Produktion herangewachsen sind, ein Song nach dem anderen wird Schlag für Schlag der Menge gepredigt. Die Songs des aktuellen Albums «IMPERA» fügen sich nahtlos in die Setlist ein, Höhepunkte davon sind «Spillways», «Hunter’s Moon» und «Call Me Little Sunshine», welche mit ihren ABBA-ähnlichen Gesangsharmonien besonders kräftig mitgesungen wurden. 

 

Insgesamt verlief der restliche Konzertabend weiterhin furious, inklusive Pyros, fake Geldscheinen (natürlich mit dem Wert 666), Saxophonsolos, Funkenregen und zahlreichen Kostümwechsel des Frontmanns. So verliess die schwarze Schar glücklich und verschwitzt nach knapp zwei Stunden Musik das Hallenstadion. Und wer weiss - vielleicht mögen GHOST am nächsten Halt in den Schweizer Gefilden bereits das ganze Hallenstadion füllen, nicht nur die Club-Version. 

 

Euphorische Fans, teilweise mit Make-up geschmückt, und eine Band in Hochform machen das Konzert von Ghost zum Happening. 

 

David Schaufelberger / Sa, 14. Mai 2022