Artrock vom Besten

Konzertkritik: John Cale im Kaufleuten
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Pressebild / © Allblues

Text: Thomas Hügli

 

John Cale mag die schrägen Töne und doch bleibt alles rhythmisch und harmonisch. Zeitweise scheint der Ausnahmemusiker die Besinnung zu verlieren. Szenen von Jimmy Morrison in seinen verrücktesten Momenten kommen in Erinnerung und auch David Bowie’s Musik und Gehabe schimmert durch. John Cale’s Musik ist einzigartig und spannend.

 

Ein Leben für die Musik. Seit 50 Jahren erfolgreicher Musiker und Produzent. Klassische Ausbildung, Bratsche und Piano. Ein Musiker von der Picke auf. John Cale, 70Jahre jung, aus Wales in England stammend, Gründer der US-Avantgarde Band The Velvet Underground. 1970 Start seiner Solokarriere. Surrealistische Werke und das Folk- und Popgenre haben es ihm angetan. Er liebt die Reduktion und bringt diesen dadaistischen Ansatz in seinen Kompositionen zum Ausdruck. Die Queen hat John Cale zum Officer of the British Empire ernannt. Sein Lebenswerk findet sich in vielen stilprägenden Künstlern wieder. Für das Genre des Alternative Rock gilt er als einflussreichster Musiker und ist dessen bekanntester Vertreter. John Cale schafft es zwischen den Genres zu springen und sie miteinander zu vermischen. In der Musikgeschichte wird er nicht umsonst als geistiger Vater des Punk genannt, davon zeugen frühe Werke wie

«I wanna talk to you». John Cale experimentiert, bis heute, unaufhaltsam und sehr kreativ. 

 

Seine Musiker sind nicht nur hervorragende Solokünstler, sondern auch fortgeschrittene Digital-Natives, die allerhand Knöpfe für die Geräuschkulisse zu bedienen haben. Mit Stücken wie «bad indroducion» und «Close watch The legal status of ice», schliesst John Cale an die heutige Zeit an und trifft den Nerv vieler junger Menschen, die Hip-Hop und Reggaeton mögen. Basserfüllter Sound der dir ein Kribbeln unter die Haut treibt. Das ist nicht geplant, dass ist John Cale unbändige Definition von Musik, die sich immer wieder neu erfinden lässt. Er kann dark und düster sein, als dunkler Rocker mit Attitüden zu Freddy Mercury, oder eher umgekehrt? «You know more than i know» outet John Cale jedenfalls als gefühlvollen Liedermacher mit einem Hang zu Romantik und auch «Gravel Drive» zeigt wie gefühlvoll und verliebt, aber auch narrativ John Cale sein kann.

 

John Cales Konzert ist ein Muss für jeden Musikfan. Er ist eine lebende Legende und macht es seinem Publikum nicht leicht seine Musik zu verstehen, schon deshalb bleibt es im Kaufleuten spannend und höchst interessant vom Anfang bis zum Schluss. 

 

John Cale sorgt für Verwirrung und weiss diese ebenso wieder zu bändigen.

 

Bäckstage Redaktion / So, 10. Sep 2017