4 Bands und 4 Premieren in 4 Stunden

Kritik: Sick Puppies @Escherwyss Club, Zürich
Sick Puppies
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Sick Puppies Facebook

Bemerkenswerte Musiker zu entdecken ist nicht immer leicht. Sich einfach ins Konzertgetümmel zu stürzen, kann da hilfreich sein. Vier Acts gab es vergangenen Donnerstag im Eschwyss Club zu hören und zu entdecken, alles im Rahmen der zweiten Ausgabe der «Blick am Abend – Shooting Stars»-Reihe.

 

Huckleberry Finn, der abenteuerlustige und die grenzenlose Freiheit liebende Junge aus der Feder von Mark Twain lebt - und er macht Musik. Dass die Parallelen von Huckleberry Finn zur Luzerner Band Huck Finn unumstösslich sind, bewiesen Finn und Berry aka Peter und Martin von Huck Finn gemeinsam mit ihrer Live-Band.

 

Ihre Musikarrangements sind so abenteuerlich wie Huckleberry Finn selbst, doch immer mit dem richtigen Gespür für elegante Harmonien. So lösten sie auch in Zürich zwangsläufig das Gefühl von geradezu grenzenloser Freiheit aus. Ihre Musik, Electro-Indie-Pop mit rhythmischen Rockanleihen, begeisterte das Publikum und die Konzertgänger kamen schon zu Beginn in den Genuss noch nie zuvor live gespielten Songmaterials - Premiere Nummer 1 des Abends. Schon jetzt dürfen sich die Neuentdecker der singenden Romanfigur freuen, denn am 9.Mai erscheint Huck Finns neue EP «We Ain’t Worried».

 

 

Eine Premiere jagte die nächste

 

 

Von dem musizierenden Jungen ging es gleich weiter zu dem Mädchen von nebenan: Madeline Juno. Ihr wurde die Musik in die Wiege gelegt, denn die deutsche Singer-/Songwriterin wuchs in einer Musikerfamilie auf und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie selbst auf der Bühne stehen würde. Gerade noch mit Adel Tawil auf Tour, durfte auch Madeline Juno eine Premiere feiern, denn erstmals sang Juno vor Schweizer Publikum.

 

Mit viel Humor und einer Reihe berührender Songs über das Leben und die Liebe konnte die erst 18-jährige das Publikum für sich gewinnen. Ob mit ihrer Single «Error» oder «Same Sky», einem Song über einen Jungen, in den sie einst verliebt war, und der Tatsache, dass Liebe weder Zeit noch Raum kennt, solang man unter dem selben Himmel lebt, Madeline Juno überzeugte mit ehrlichem Singer-Songwriting.

 

Madeline Junos Songs sind durchweg authentisch, denn es sind Geschichten, die das Leben schreibt. So auch «Six Cigarettes». «Ein rauchender Student, der kaum noch genug Geld hat, sich die nächsten Tage über Wasser zu halten, seine Eltern erst wieder am folgenden Wochenende sieht und mit nur sechs Zigaretten auskommen muss», so beschrieb Juno die Anekdote eines guten Freundes und sorgte im Publikum für einen Anflug von Schmunzeln und bejahenden Kopfnickens. Spätestens nach «If This Was A Movie», der sich schnell als Ohrwurm herauskristallisierte, war klar, warum einige speziell wegen ihr den Weg in den Escherwyss Club fanden.

 

Neue Gefilde und der nächste Ohrwurm aus Down Under?

 

Lange brauchte es nicht bis sich auf eben dieser Bühne mit The Feud eine musikalische Fehde anbahnte. Premiere Nummer 3 war geboren. Für The Freud war es ebenfalls der erste Schweizer Auftritt. Erst kürzlich bezeichnete The Guardian das Trio aus Manchester als «Breaking Band». Zurecht: The Feud brachten die Menge mit einer Mischung aus Rock und Dance langsam aber sicher in Bewegung und liessen zugleich den Auftritt der Sick Puppies immer näher kommen.

 

Endlich war es so weit, die Liebeskranken von Sehnsucht getrieben betraten die Bühne und sorgten für Jubelschreie. Anzeichen für eine nahende Psychose waren bei Sick Puppies, dem Trio aus Down Under, aber nicht zu sehen. Stattdessen nahm Sänger Shimon Moore das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch 15 Jahre Bandgeschichte. Der musikalische Wandel war unüberhörbar. Zu Beginn sich noch die Seele aus dem Leib schreiend, sind die Sick Puppies mit ihrer neuen Platte «Connect» in melodiösen Rock-Gefilden angekommen. Der neue Anstrich steht dem Trio sichtlich gut und nicht zuletzt schien es auch dem Publikum zu gefallen.

 

Den einen oder anderen Headbanging-Songs aus früheren Nu-Metal-Zeiten gab es aber auch zu hören, so liess es sich das Publikum nicht nehmen, den vorderen Bereich des Clubs in einen Moshpit zu verwandeln. Selbstverständlich durfte «Maybe», die Sick-Puppies-Hymne schlechthin auf der Setlist nicht fehlen. Mit «There’s No Going Back“ ab dem aktuellen Album «Connect» stellte das Trio aus Down Under zudem einen potentiellen Nachfolger vor, der von sich steigernden Drumbeats und eingängigen Gitarrenriffs ohne Umweg den Weg in die Herzen des Publikums fand. Premiere Nummer 4 rundete somit einen durchweg gelungenen Konzertabend ab.

Dominique Rais / So, 20. Apr 2014