Sound in der Vorstadt

Festivalkritik: Vorstadtsounds 2015
Bildquelle: 
Vorstadtsounds Festival

Text von Thomas Hügli

 

Der Name ist Programm. Musik am Stadtrand vor den Toren Zürichs könnte man sagen, in Albisrieden, um genau zu sein, an der Fellenbergstrasse 231, im und um das gemütlich gelegene katholische Pfarrhaus St. Konrad.

 

Die diesjährige Ausgabe des Festival Vorstadtsounds war zugleich das Jubiläum zum 15-jährigen Bestehen. Es wurde mit vielen Specials und Aufmerksamkeiten gewürdigt. Innovative, junge Musik aus Zürich und der ganzen Schweiz prätgen den Charakter des Events und boten einen spannenden Querschnitt durch den Sound der Musikschaffenden. Beim musikalischen Programm haben die Organisatoren klare Ziele: «Vielfalt, Qualität und Kreativität». Der Non-Profit-Verein «Vorstadt Sounds Festival Zürich» bildet die Körperschaft des Festivals. Junge Musiker und andere kulturell engagierte Personen haben den Quartieranlass ins Leben gerufen und zusammen mit rund 100 Helferinnen schultern sie ehrenamtlich die Durchführung des Festivals, welches Jahr für Jahr wächst und mehr und mehr Publikum auch von ausserhalb des Stadtkreises anzieht.

 

Bäckstage war am Samstag Abend vor Ort. Kaum aus der Tram ausgestiegen, war man schon mitten im Geschehen. Die Luft war geschwängert mit verlockenden Düften kulinarischer Leckereien, die an Ständen am Festivaleingang angeboten wurden. Indische Menüs neben Crèpes und Grillwürsten boten hungrigen Festivalbesuchern eine reiche Auswahl an Speisen. Mit rund  20 Bands, in 2 Tagen, auf  3 Bühnen wird  ein  ansprechendes und abwechslungsreiches Programm geboten und das zu moderaten Ticketpreisen von 15 - 35 Franken.

 

Feine Gänsehaut und ehrlicher Respekt

 

Auf der Openairbühne empfingen uns Tawara. Der weitgereiste Bündner Singer Songwriter Florian Trepp ist der Kopf der Band. Mit seinem neuesten Werk «Slip Back» legen Tawara ein reifes, in sich konsistentes Album vor, das durch eine schwerelose Instrumentierung und simple, aber eingängige Songs besticht. Ein ausgefallenes musikalisches Repertoire von Reggae bis zu Spaghetti Western Sound, trällern die Jungs mit den Baseballcaps von der Bühne.

 

«Bitte beachtet, dass bei uns die Musik im Zentrum steht», erklärt das OK auf ihrer Website. Aber das grösste Problem an dem Anlass war die Lautstärke der Menschen auf dem Platz vor der Bühne. Die Hälfte folgte aufmerksam den Konzerten und die andere Hälfte war am Quatschen. Spielte die Band leise, sank der Pegel der Gespräche, hauten die Musiker in die Tasten und zupften die Saiten zum Refrain, war die sich unterhaltende Meute nicht mehr zu bändigen und die Band nur noch verzehrt zu hören.

 

Auf der Hauptbühne im Pfarrhaus, spielte inzwischen Reza Dinally. Er war das Highlight am Samstag. Kein spektakuläres Äusseres, aber eine sonorige, kraftvolle Stimme und ein monumentaler Stil aus der alternativen Musikszene. Die tiefe Stimme von Reza, führte durch die tendenziell eher ruhigen, aber komplexen Songarrangements und hinterliess ein warmes, vertrautes Gefühl. Seine neue Musik vom Album «Depths of Montmartre» hinterliess eine feine Gänsehaut und erntete ehrlichen Respekt.

 

«Nume ine i di guet Stube». Zum kleinen, aber sehr intimen Festivalcafé passte der Titel der aktuellen CD von Mettiwetti wie die Faust aufs Auge. Die drei Geschwister aus Zürich, Sara, Lukas und Simon Mettler, spielen Mundartmusik im Liedermacherstil und sind dabei kaum zu halten. Bereits im Juni 2015 erscheint ihr neuestes Album mit dem sinnigen Namen «Vo Nüt chunnt immerhin Nüt».

 

Das Programm am Festival bietet jedes Jahr neben Newcomern auch eine feine Auswahl an bereits etablierten regionalen und nationalen Künstlern. In den letzten Jahren besuchten jeweils etwa 3’000 Personen das Vorstadt Sounds. Ein Event der quasi vor der Haustüre stattfindet und für 2 Tage manch einem Quartierbewohner das Wohnzimmer ersetzt.

 

Bäckstage Redaktion / So, 24. Mai 2015