Zur Gewalt verdammt

DVD-Kritik: Assassins Creed
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© Twentieth Century Fox Film Corporation.

Mit «Assassin’s Creed» hat man sich einer der beliebtesten Game-Serie angenommen und sie für die grosse Leinwand adaptiert. Callum «Cal» Lynch (Michael Fassbender) ist zum Tode verurteilt und wird zur Vollstreckung geführt. Wider Erwarten erwacht er aber an einem völlig fremden Ort und quicklebendig. Komplett verwirrt, schaltet er automatisch auf Abwehr. Doch die Wissenschaftlerin Sofia (Marion Cotillard) gewinnt schnell sein Vertrauen. Sie erklärt ihm, dass sie auf der Suche nach dem sagenumwobenen Apfel von Eden sei. Der Apfel ist jener aus dem Paradies und soll den Samen des ersten Ungehorsams enthalten. Dadurch soll die Kontrolle über den freien Willen der Menschheit möglich sein. Die Tempelritter haben ihn im 15. Jahrhundert einst besessen und eine Gruppe Auftragskiller, die Assassine, haben Jagd auf ihn gemacht. Bisher wurde er aber nicht gefunden. 

 

Leidenschaftliche Wissenschaft 

 

So weit, so gut. Sofia ist eine brillante Wissenschaftlerin, die eine bahnbrechende Maschine konstruiert hat, den Animus, mit der man in den Verstand seiner Vorfahren schlüpfen kann. Cal hatte einen Vorfahren namens Aguilar, der zu den Assassins gehörte und der wohl mit dem Verstecken des Apfels zu tun hatte. Sofia hofft, mit Hilfe von Cal, endlich den Apfel zu finden und so die Gewalt aus der Zivilisation zu verbannen. Die Menschheit ist nämlich genetisch zur Gewalt programmiert, quasi dazu verdammt. Die leidenschaftliche, aber manchmal etwas gar eiskalte Wissenschaftlerin versucht euphorisch hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei hat sie Hilfe von ihrem Vater (Jeremy Irons) und langsam fasst Cal Vertrauen zu ihr. Aber vielleicht gibt es ja einen Grund, weshalb der Apfel so gut versteckt wurde, dass er über Jahrhunderte nicht gefunden wurde. 

 

Die Regeneration nach der Suche via Animus, ist wichtig. ( © Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.)

 

Die Story hinter «Assassin’s Creed» ist in ein paar Sätzen zusammengefasst und eigentlich dient sie ja auch nur als roter Faden für Fassbender und Cotillard. Denn inhaltlich hat der Film ein paar Schwächen bzw. lässt Fragen offen, die Nichtkenner der Games einfach schlucken müssen. Kann Cal, wenn er in seinem Vorfahren steckt, die Geschehnisse beeinflussen? Wer sind all die anderen Menschen im Wissenschaftszentrum und wo kommen sie her? Aber das sind eigentlich Peanuts, die nur kurze Fragezeichen aufleuchten lassen. Denn die ganz grosse Stärke des Film sind - neben dem Hauptdarsteller-Trio, auf dem klar der gesamte Fokus liegt - die geschickt inszenierten Bilder. Wenn Cal beispielsweise im Animus steckt, wirbelt ihn die Maschine förmlich durch den imposanten, historisch wirkenden Saal. Gleichzeitig wird in einer Art Parallelmontage die Vergangenheit wie ein feiner Nebel ausgebreitet und über die Gegenwart gelegt. Visuell ist das brillant und dieser Clou ist sehr stylisch umgesetzt. 

 

Etwas wenig vom antiken Spanien 

 

Die Sache mit der Gewalt, die genetisch bedingt sein soll, ist einerseits oberflächliche Sozialkritik und andererseits nur Mittel zum Zweck, um die halsbrecherischen und beeindruckenden Hetzjagden und Actionszenen durch das antike Spanien voranzutreiben. Aber das ist ok, denn der Film will zu keinem Zeitpunkt hochintellektuell oder mehr als hervorragend inszenierte Action sein. Das hochkarätige Trio aus Marion Cotillard, Michael Fassbender und Jeremy Irons schafft es mühelos den Film alleine zu stemmen und auch wenn man sich manchmal etwas mehr Hintergrundinfos und mehr Szenen im antiken Spanien wünscht (vielleicht in Teil 2, sollte es denn einen geben), auf die volle Länge betrachtet, ist der Film durchaus gelungen. Dazu beigetragen hat Regisseur Justin Kurzel, der bereits in «MacBeth» mit imposanten Bildern beeindruckte und bei «Assassin’s Creed» erneut mit Fassbender arbeitete. Und um zum Schluss noch ein Zitat von Michael Fassbender, das er gegenüber dem deutschen Filmmagazin Widescreen gesagt hat und das auf die Umsetzung der Games zielt: «Wir haben an uns nie den Anspruch gestellt, einen Film nur für die Fans zu machen». Das ist vermutlich die richtige Einstellung, denn auch wenn das Game nicht bekannt ist, kann man dem Film gut folgen. 

 

Die Prämisse ist spannend, die Darsteller allesamt hervorragend und visuell ist «Assassin’s Creed» beeindruckend. Gerne mehr.

  • Assassin’s Creed (USA 2016)
  • Regie: Justin Kurzel
  • Drehbuch: Michael Lesslie, Adam Cooper, Bill Collage
  • Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Charlotte Rampling
  • Laufzeit: ca. 115 Minuten
  • Im Handel: ab 26. April 2017

 

 

Patrick Holenstein / Mo, 08. Mai 2017